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Keine zweite Chance

Keine zweite Chance

Titel: Keine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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seinen Notizen nach, »… ist eine Ms Zia Leroux.«
    »Dr. Leroux«, korrigierte ich ihn.
    »Dr. Leroux, ja, danke. Wo ist sie jetzt?«
    »In Kambodscha.«
    »Und sie operiert dort entstellte Kinder?«
    »Ja.«
    Regan legte den Kopf schief und tat, als sei er verwirrt. »Hätten Sie nicht ursprünglich fahren sollen?«
    »Ursprünglich schon.«
    »Wann war das?«

    »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Wann haben Sie sich entschieden, nicht nach Kambodscha zu fahren?«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »So vor acht oder neun Monaten, würde ich sagen.«
    »Und dann ist Dr. Leroux für Sie gefahren, ja?«
    »Ja, genau. Und Sie schließen daraus, dass …?«
    Er biss nicht an. »Ihnen gefällt Ihre Arbeit, nicht wahr, Marc?«
    »Ja.«
    »Sie reisen also gern in der Welt herum und helfen Menschen?«
    »Natürlich.«
    Regan kratzte sich viel zu theatralisch am Kopf und gab so aufs Augenfälligste vor, völlig verwirrt zu sein. »Wenn Sie aber so gern reisen, warum haben Sie die Tour nach Kambodscha dann abgesagt und Dr. Leroux an Ihrer Stelle geschickt?«
    Jetzt merkte ich, worauf er hinauswollte. »Ich habe mich etwas zurückgenommen«, sagte ich.
    »Was das Reisen betrifft, meinen Sie?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Weil ich andere Verpflichtungen hatte.«
    »Bei diesen Verpflichtungen handelt es sich um Ihre Frau und Ihr Kind, nicht wahr?«
    Ich richtete mich auf und sah ihm in die Augen. »Kommen Sie zur Sache«, sagte ich. »Was hat das mit der Angelegenheit zu tun?«
    Regan lehnte sich zurück.
    Der schweigsame Tickner tat es ihm nach. »Ich versuche nur, mir ein möglichst vollständiges Bild von der ganzen Situation zu machen.«
    »Das haben Sie schon gesagt.«

    »Ja, Sekunde. Einen Moment noch.« Regan blätterte in seinem Block herum. »Jeans und eine rote Bluse?«
    »Was?«
    »Ihre Frau.« Er deutete auf seine Notizen. »Sie sagten, sie hätte an jenem Morgen Jeans und eine rote Bluse getragen.«
    Wieder gingen mir Bilder von Monica durch den Kopf. Ich kämpfte dagegen an. »Und?«
    »Als wir ihre Leiche gefunden haben«, sagte Regan, »war sie nackt.«
    Das Zittern begann in meinem Herzen. Es lief die Arme hinab und kribbelte in den Fingern.
    »Wussten Sie das nicht?«
    Ich schluckte. »Wurde sie …?« Die Worte blieben mir im Hals stecken.
    »Nein«, sagte Regan. »Mit Ausnahme der Schusswunden gab es keine Anzeichen von Gewaltanwendung.« Wieder legte er den Kopf verständnisheischend schief. »Wir haben sie hier, in diesem Zimmer, nackt gefunden. Ist sie oft unbekleidet durch die Wohnung gelaufen?«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt …« Datenstau. Ich versuchte, die neuen Informationen zu verarbeiten, auf dem Laufenden zu bleiben. »Sie hatte Jeans und eine rote Bluse an.«
    »Dann hatte sie sich also schon angezogen?«
    Ich erinnerte mich an das Rauschen der Dusche. Ich erinnerte mich, wie sie aus dem Bad gekommen war, ihre Haare nach hinten geworfen hatte, sich aufs Bett gesetzt und die Jeans über die Hüften gezogen hatte. »Ja.«
    »Hundertprozentig?«
    »Hundertprozentig.«
    »Wir haben das ganze Haus abgesucht. Wir haben keine rote Bluse entdeckt. Jeans natürlich schon. Sie hatte mehrere. Aber keine rote Bluse. Finden Sie das nicht irgendwie seltsam?«

    »Augenblick«, sagte ich. »Die Kleider waren nicht bei der Leiche?«
    »Nein.«
    Das war vollkommen absurd. »Dann würde ich in ihrem Schrank nachsehen«, sagte ich.
    »Das haben wir schon getan. Aber nur zu. Tun Sie das. Ich würde dann trotzdem gern wissen, wie die Kleider, die sie getragen hat, wieder in den Schrank gekommen sind. Sie nicht?«
    Ich antwortete nicht.
    »Haben Sie eine Pistole, Dr. Seidman?«
    Wieder so ein Themenwechsel. Ich versuchte, mitzukommen, aber mir schwirrte der Kopf. »Ja.«
    »Was für eine?«
    »Eine .38er Smith and Wesson. Sie hat meinem Vater gehört.«
    »Wo bewahren Sie sie auf?«
    »Im Schlafzimmerschrank sind ein paar Fächer. Sie liegt im obersten, in einer verschlossenen Kassette.«
    Regan griff hinter sich und zog die Metallkassette aus seiner Tasche. »Meinen Sie die hier?«
    »Ja.«
    »Machen Sie sie auf.«
    Er warf sie mir zu. Ich fing sie. Der graublaue Stahl fühlte sich kalt an. Schlimmer war jedoch, dass die Kassette viel zu leicht war. Ich stellte die Ziffernkombination ein und öffnete sie.
    Ich durchwühlte die Dokumente — den Fahrzeugbrief, den Kaufvertrag für das Haus, die Kopie des Grundbucheintrags –, doch das diente nur dazu, Haltung zu bewahren. Ich hatte es sofort gewusst. Die Pistole

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