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Keine zweite Chance

Keine zweite Chance

Titel: Keine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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bei Nordstrom’s. Sektion neun. Dort wird jemand zu Ihnen an den Wagen kommen.«
    »Aber …«
    »Wenn Sie nicht allein sind, verschwinden wir. Wenn Ihnen jemand folgt, verschwinden wir. Wenn ich einen Bullen rieche, verschwinden wir. Sie kriegen keine zweite Chance. Haben Sie verstanden?«
    »Ja, aber wann …«
    Klick.
    Ich ließ die Hand sinken. Benommenheit erfasste mich. Ich kämpfte nicht dagegen an. Jetzt stritten sich die kleinen Mädchen gegenüber. Die Einzelheiten verstand ich nicht, aber das
Wort mein kam in unterschiedlichen Deklinationen häufig vor. Ein Geländewagen kam um die Ecke gerast. Ich nahm es wahr, als blicke ich aus großer Höhe auf die Szenerie herunter. Die Bremsen quietschten. Die Fahrertür war schon offen, bevor der Wagen ganz zum Stehen gekommen war.
    Es war Lenny. Er sah mich kurz an und war sofort voll bei der Sache. »Marc?«
    »Du hattest Recht.« Ich nickte zum Haus hinüber. Regan stand in der Tür. »Sie glauben, ich habe was damit zu tun.«
    Lennys Miene verfinsterte sich. Er kniff die Augen zusammen und seine Pupillen wurden klein und stechend. Er nahm seine Kampfhaltung an. Lenny verwandelte sich in Cujo. Er starrte Regan an, als überlege er, welche seiner Gliedmaßen er ihm als Erstes abreißen sollte. »Hast du mit ihnen gesprochen?«
    »Ein bisschen.«
    Lenny richtete den Blick ruckartig auf mich. »Hast du ihnen nicht gesagt, dass du deinen Anwalt sprechen willst?«
    »Nicht gleich am Anfang.«
    »Verdammt, Marc, ich hab dir doch gesagt …«
    »Ich habe eine Lösegeldforderung bekommen.«
    Damit brachte ich Lenny zum Schweigen. Ich sah auf die Uhr. Nach Paramus brauchte man 45 Minuten. Bei starkem Verkehr konnte es auch eine Stunde dauern. Ein bisschen Zeit hatte ich noch, aber nicht viel. Ich erzählte Lenny, was passiert war. Lenny warf Regan noch einen finsteren Blick zu und führte mich weiter vom Haus weg. An der Grundstücksgrenze blieben wir stehen und setzten uns wie Kinder auf den flachen grauen Bordstein. Die Knie reichten uns bis ans Kinn. Ich sah Lennys Bein zwischen den Socken mit Argyle-Muster und dem schmalen Hosenaufschlag. Es war wahnsinnig unbequem, so zu sitzen. Die Sonne blendete. Wir sahen eher aneinander vorbei als uns gegenseitig ins Gesicht — wieder wie als Kinder. So war es leichter, sich alles zu erzählen.

    Ich sprach schnell. Mitten in meinem Bericht setzte Regan sich in Bewegung und kam auf uns zu. Lenny drehte sich zu ihm um und rief: »Ihre Eier.«
    Regan blieb stehen. »Was?«
    »Nehmen Sie meinen Mandanten fest?«
    »Nein.«
    Lenny zeigte auf Regans Schritt. »Dann lasse ich die Dinger versilbern und hänge sie mir an den Rückspiegel, wenn Sie noch einen Schritt näher kommen.«
    Regan warf sich in Positur. »Wir haben noch ein paar Fragen an Ihren Mandanten.«
    »Dumm gelaufen. Suchen Sie sich Mandanten mit dämlicheren Anwälten und verletzen Sie deren Rechte.«
    Lenny machte eine abschätzige Geste und forderte mich mit einem Nicken auf, fortzufahren. Regan wirkte nicht sehr glücklich, trat jedoch zwei Schritte zurück. Wieder sah ich auf die Uhr. Seit dem Anruf mit der Lösegeldforderung waren erst fünf Minuten vergangen. Ich beendete meinen Bericht, während Lenny seinen Laserblick weiter auf Regan geheftet hielt.
    »Willst du meine Meinung hören?«, fragte er.
    »Ja.«
    Ohne Regan aus dem Auge zu lassen, sagte er: »Ich finde, du solltest es ihnen sagen.«
    »Bist du sicher?«
    »Nein, verdammt.«
    »Würdest du das tun?«, fragte ich. »Ich meine, wenn es eins von deinen Kindern wäre?«
    Lenny überlegte ein paar Sekunden. »Ich kann mich nicht in deine Lage versetzen, falls du das meinst. Trotzdem muss ich Ja sagen. Ich würde es drauf ankommen lassen. Die Chancen steigen, wenn man es den Behörden sagt. Das heißt nicht, dass es immer hinhaut, aber die kennen sich mit so was aus. Wir nicht.« Lenny
stützte die Ellbogen auf die Knie und legte das Kinn auf die Hände — eine Pose aus seiner Jugend. »Das ist die Ansicht deines Freundes Lenny«, fuhr er fort. »Dein Freund Lenny würde dir raten, es ihnen zu sagen.«
    »Und der Anwalt Lenny?«, fragte ich.
    »Er würde dich dazu drängen. Er würde dir dringend empfehlen, es der Polizei zu melden.«
    »Wieso?«
    »Wenn du mit zwei Millionen Dollar losziehst und das Geld verschwindet — selbst wenn du dann mit Tara zurückkommst —, könnte das bei ihnen — vorsichtig gesagt — Verdacht erregen.«
    »Das interessiert mich nicht. Ich will nur Tara

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