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Keine zweite Chance

Keine zweite Chance

Titel: Keine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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verfolgt.«
    Ich fuhr zu ihm herum. »Und würden Sie das Leben Ihres Kindes darauf setzen?«
    Sein Schweigen dauerte einen Moment zu lange.
    »Sie kapieren nicht«, ging ich jetzt auf ihn los. »Mich interessiert weder das Geld noch ob die davonkommen. Ich will nur meine Tochter wiederhaben.«
    »Das ist uns klar«, sagte Tickner. »Aber Sie haben etwas vergessen.«
    »Was?«
    »Bitte«, sagte er. »Setzen Sie sich.«
    »Hören Sie, tun Sie mir einen Gefallen, ja? Lassen Sie mich einfach stehen. Ich bin Arzt, ich weiß sehr gut, wie man schlechte Nachrichten überbringt. Kommen Sie mir nicht so.«
    Tickner hob die Hände und sagte: »In Ordnung.«
    Dann holte er langsam und tief Luft.
    Verzögerungstaktik.
    Dafür war ich nicht in der richtigen Stimmung.
    »Und was ist jetzt?«, fragte ich.
    »Egal, wer das war«, begann er, »er hat nicht nur auf Ihre Frau, sondern auch auf Sie geschossen.«
    »Das ist mir klar.«
    »Nein, ich glaube, das ist Ihnen nicht klar. Überlegen Sie mal. Wir können Sie nicht einfach allein hinfahren lassen. Die Täter haben versucht, Sie zu töten. Sie haben zweimal auf Sie geschossen und Sie als vermeintliche Leiche zurückgelassen.«
    »Marc«, sagte Regan und trat einen Schritt näher an mich heran, »wir haben Sie vorhin mit ein paar wilden Spekulationen bombardiert. Mehr als das war es aber auch leider nicht. Spekulationen. Wir wissen nicht, was die Typen wirklich wollen. Vielleicht
war es tatsächlich nur eine einfache Entführung, aber dann ist sie anders abgelaufen als alles, was uns bisher untergekommen ist.« Er hatte seine Verhörmiene abgelegt und sie durch einen kumpelhaften Ausdruck mit hochgezogenen Augenbrauen ersetzt, der Offenheit und Aufrichtigkeit signalisieren sollte. »Das Einzige, was wir mit Sicherheit wissen, ist, dass sie Sie umbringen wollten. Man versucht nicht, die Eltern umzubringen, wenn man lediglich hinter dem Lösegeld her ist.«
    »Vielleicht wollten sie sich das Geld vom Schwiegervater holen«, sagte ich.
    »Und warum haben sie dann so lange damit gewartet?«
    Dazu fiel mir nichts ein.
    »Vielleicht«, fuhr Tickner fort, »geht’s hier gar nicht um eine Entführung. Zumindest nicht in erster Linie. Vielleicht ist das jetzt Nebensache. Vielleicht war das eigentliche Ziel der Mord an Ihnen und Ihrer Frau. Und vielleicht wollen die Täter die Geschichte jetzt nur zu Ende bringen.«
    »Sie halten es für eine Falle?«
    »Die Möglichkeit ist nicht von der Hand zu weisen.«
    »Und was schlagen Sie vor?«
    Tickner ging auf das Angebot ein. »Fahren Sie nicht allein. Verschaffen Sie uns etwas Zeit, damit wir uns richtig vorbereiten können. Warten Sie auf den nächsten Anruf.«
    Ich sah Lenny an. Er bemerkte es und nickte. »Ausgeschlossen«, sagte Lenny.
    Tickners Kopf schoss zu ihm herum. »Bei allem Respekt, Sir, aber Ihr Mandant befindet sich in akuter Lebensgefahr.«
    »Meine Tochter auch«, sagte ich. Einfache Worte. Die Entscheidung lag auf der Hand, wenn man es nicht allzu kompliziert machte. Ich drehte mich um und ging zu meinem Wagen. »Halten Sie Ihre Leute auf Abstand.«

5
    Die Straßen waren leer, so dass ich noch reichlich Zeit hatte, als ich am Einkaufszentrum ankam. Ich machte den Motor aus und lehnte mich zurück. Dann sah ich mich um. Ich nahm an, dass das FBI und die Polizei mir gefolgt waren, doch ich sah sie nicht. Das war wohl auch gut so.
    Und jetzt?
    Keine Ahnung. Ich wartete weiter. Ich spielte am Radio herum, fand aber keinen interessanten Sender. Ich schaltete den Kassettenrekorder an. Als Donald Fagan von Steely Dan anfing »Black Cow« zu singen, lief mir ein Schauer den Rücken hinunter. Diese Kassette hatte ich seit — ja, wann? — seit meiner Collegezeit nicht mehr gehört. Woher hatte Monica sie? Und dann versetzte es mir einen weiteren Schlag, als mir bewusst wurde, dass Monica den Wagen als Letzte benutzt hatte und dass dies womöglich das letzte Stück war, das sie je gehört hatte.
    Ich beobachtete, wie sich die Kunden zum Besuch im Einkaufszentrum anschickten. Ich konzentrierte mich auf die jungen Mütter: die Art, wie sie die Heckklappe des Minivans aufmachten, wie sie mit den Gurten kämpften, um ihre Sprösslinge aus den Kindersitzen zu befreien, die mich sehr an Buzz Aldrins Sitz in dem Film Apollo 11 erinnerten, wie sie sich hoch erhobenen Kopfes auf den Weg machten und mit einer kurzen Bewegung den Knopf der Fernbedienung drückten, worauf die Schiebetür des Minivans von selbst zuglitt.
    Die Mütter sahen

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