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Keine zweite Chance

Keine zweite Chance

Titel: Keine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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ausnahmslos ziemlich gelangweilt aus. Sie hatten ihre Kinder bei sich. Ihre Sicherheit war durch den Fünf-Sterne-Seitenaufprallschutz und die Kindersitze im NASA-Stil gewährleistet. Und ich saß hier mit einer Tasche voll Lösegeld und hoffte, meine Tochter zurückzubekommen. Der schmale
Grat. Ich wollte das Fenster öffnen und eine Warnung hinausschreien.
    Der Zeitpunkt der Übergabe rückte näher. Die Sonne brannte auf meine Windschutzscheibe. Ich griff nach meiner Sonnenbrille, überlegte es mir jedoch anders; ich wusste nicht recht, warum. Würde es die Kidnapper verunsichern, wenn ich eine Sonnenbrille aufsetzte? Wohl kaum. Oder vielleicht doch? Am besten ließ ich es einfach. Nur kein Risiko eingehen.
    Meine Schultern verspannten sich. Ich versuchte, meine Umgebung im Auge zu behalten, wollte es mir aber aus irgendeinem Grund nicht anmerken lassen. Sobald jemand in meiner Nähe parkte oder dicht an meinem Wagen vorbeiging, zog sich mir der Magen zusammen, und ich fragte mich:
    Ist Tara in der Nähe?
    Die zwei Stunden seit dem Telefonat waren bald um. Ich wollte es hinter mich bringen. In den nächsten paar Minuten würde sich alles entscheiden. Das wusste ich. Ganz ruhig. Ich musste ruhig bleiben. Tickners Warnung ließ mein Herz beben. Würde einfach jemand an mein Auto herantreten und mir eine Kugel durch den Kopf jagen? Das lag, wie ich einsehen musste, durchaus im Bereich des Möglichen.
    Als das Handy klingelte, schreckte ich auf. Ich hielt es ans Ohr und blaffte überhastet: »Hallo?«
    Die Computerstimme sagte: »Fahren Sie zur West-Ausfahrt.«
    Ich war verwirrt. »Wo ist Westen?«
    »Folgen Sie den Schildern zur Route 4. Nehmen Sie die Überführung. Wir beobachten Sie. Wenn Ihnen jemand folgt, verschwinden wir. Lassen Sie das Telefon am Ohr.«
    Ich gehorchte gewissenhaft. Mit der rechten Hand presste ich das Handy so fest ans Ohr, dass ich fast die Durchblutung abklemmte, mit der linken umklammerte ich das Lenkrad, als wollte ich es abreißen.

    »Fahren Sie auf die Route 4 in Richtung Westen.«
    Ich bog rechts ab und fädelte mich auf dem Highway ein. Dann sah ich in den Rückspiegel und versuchte zu erkennen, ob mir jemand folgte. Schwer zu sagen.
    Die Computerstimme sagte: »Sie kommen gleich an eine Ladenzeile.«
    »Hier sind Tausende von Ladenzeilen.«
    »Ganz rechts ist ein Geschäft, das Kinderbetten verkauft. Direkt vor der Ausfahrt zur Paramus Road.«
    Ich sah das Geschäft. »Okay.«
    »Fahren Sie da rein. Links ist eine Auffahrt. Fahren Sie ganz nach hinten und schalten Sie den Motor aus. Halten Sie das Geld bereit.«
    Mir war sofort klar, warum die Entführer diesen Ort gewählt hatten. Es gab nur eine Zufahrt. Die Läden standen leer, nur der mit den Kinderbetten war vermietet. Er lag ganz rechts. Mit anderen Worten, das Gelände war in sich geschlossen und lag trotzdem direkt am Highway. Niemand konnte sich unbemerkt nähern oder auch nur langsamer vorbeifahren, ohne dass es aufgefallen wäre.
    Ich hoffte, dass das auch dem FBI klar war.
    Als ich die Rückseite des Gebäudes erreichte, sah ich einen Mann vor einem Lieferwagen stehen. Er trug ein rot-schwarz kariertes Flanellhemd, schwarze Jeans, eine dunkle Sonnenbrille und eine Baseballkappe mit Yankee-Schriftzug. Ich versuchte, mir etwas Auffälliges zu merken, aber er sah vollkommen durchschnittlich aus. Mittelgroß und mittelschlank. Nur seine Nase fiel auf. Selbst aus der Ferne sah ich, dass sie schief war wie die eines ehemaligen Boxers. Aber war sie echt oder trug er eine Art Maske? Ich wusste es nicht.
    Dann konzentrierte ich mich auf den Lieferwagen. An der Seite hing ein Schild der Firma B&T Electricians aus Ridgewood,
New Jersey. Keine Telefonnummer oder Adresse. Auch das Autokennzeichen stammte aus New Jersey. Ich prägte es mir ein.
    Der Mann führte ein Handy zum Mund wie ein Walkie-Talkie, und die mechanische Stimme sagte zu mir: »Ich komme jetzt zu Ihnen. Geben Sie mir das Geld durchs Fenster. Steigen Sie nicht aus. Sprechen Sie mich nicht an. Wenn wir mit dem Geld in Sicherheit sind, rufe ich Sie an und sage Ihnen, wo Sie Ihre Tochter finden.«
    Der Mann im Flanellhemd und der Jeans senkte das Handy und kam auf mich zu. Sein Hemd hing über der Hose. Hatte er eine Pistole? Ich wusste es nicht. Und selbst wenn, was hätte ich tun können? Ich drückte den Knopf für den elektrischen Fensterheber. Das Fenster rührte sich nicht. Ich musste erst die Zündung einschalten. Der Mann kam näher. Er hatte seine Baseballkappe

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