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Keine zweite Chance

Keine zweite Chance

Titel: Keine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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etwa Baby Wet ) und Huggies-Pflegetücher mit Aloe Vera für den empfindlichen Kinderpopo; Babyfläschchen mit abgewinkeltem Ansatz von Evenflo; Teddy Graham -Kekse mit Zimt, gut geschrubbte Babymöhren, ausgelöste Orangen, zerteilte Weintrauben (längs geschnitten, damit man sich nicht daran verschluckt) und Würfel, bei denen ich hoffte, dass es sich um Käse handelte, alles einzeln in wiederverschließbaren Plastikbeuteln.
    Lenny, der Cheftrainer, rief unseren Spielern bedeutsame taktische Anweisungen zu. Wenn wir im Angriff waren, schrie er: »Hau ihn rein!« In der Verteidigung hieß es: »Stopp ihn!« Und manchmal, wie in diesem Augenblick, vermittelte er geistreiche Einblicke in die Feinheiten des Spiels.
    »Halt drauf!«
    Nachdem er das viermal hintereinander gerufen hatte, sah Lenny mich an. Ich streckte den Daumen in die Höhe und bestärkte diese Geste mit einem nachdrücklichen Du-machst-dasprima-Nicken. Er wollte mir den Stinkefinger zeigen, ließ es aber doch bleiben, da zu viele minderjährige Zuschauer anwesend waren. Ich verschränkte die Arme wieder und schaute aufs Feld. Die Jungs waren ausgerüstet wie Profis. Sie trugen Stollenschuhe. Sie hatten lange Fußballstrümpfe über die Schienbeinschützer gezogen. Viele hatten sich zum Schutz vor Lichtreflexionen schwarze
Farbe unter die Augen geschmiert, obwohl die Sonne sich nicht blicken ließ. Zwei trugen sogar diese Atempflaster quer über die Nase. Ich sah zu, wie Kevin, mein Patenkind, die Anweisung seines Vaters befolgen und gegen den Ball treten wollte. Und dann kam wieder so ein Tiefschlag.
    Ich taumelte zurück.
    So ist das immer. Ich sehe mir ein Spiel an, ich esse mit Freunden zu Abend, ich operiere einen Patienten oder ich höre mir ein Lied im Radio an. Ich mache irgendetwas vollkommen Normales, Durchschnittliches und fühle mich ganz gut — und plötzlich, rums, trifft es mich.
    Tränen stiegen mir in die Augen. Vor dem Überfall ist mir so etwas nie passiert. Ich bin Arzt. Ich kann sowohl beruflich als auch privat selbstsicher auftreten. Aber jetzt trage ich immer eine Sonnenbrille, wie ein wichtigtuerischer, abgehalfterter Filmstar. Cheryl sah mich an, und wieder bemerkte ich die Sorge in ihrem Blick. Ich richtete mich auf und rang mir ein Lächeln ab. Cheryl wurde immer schöner. Manchen Frauen bekommt das Leben als Mutter. Es verleiht ihrem Äußeren eine fast schon himmlische Aura.
    Ich möchte hier keinen falschen Eindruck erwecken. Ich heule nicht die ganze Zeit nur herum. Ich lebe mein Leben. Natürlich trauere ich, aber nicht andauernd. Der Schmerz hat mich nicht gelähmt. Ich mache meine Arbeit, hatte allerdings bisher noch nicht den Mut, wieder auf Reisen zu gehen. Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich in der Nähe sein muss, falls sich irgendetwas Neues ergibt. Mir ist klar, dass diese Einstellung nicht rational ist und vielleicht sogar etwas Psychotisches hat. Doch das ändert nichts daran, dass ich noch nicht so weit bin.
    Das Schlimmste an diesen unvermittelten Tiefschlägen ist, dass der Kummer sich einen Spaß daraus zu machen scheint, sein Opfer vollkommen unvorbereitet zu erwischen. Sieht man ihn rechtzeitig
kommen, kann man vielleicht auch nicht damit umgehen, aber er lässt sich zumindest handhaben, austricksen oder irgendwie kaschieren. Der Kummer versteckt sich gern im Unterholz. Er springt überraschend auf, erschreckt und verspottet sein Opfer und reißt ihm die Maske der Normalität vom Gesicht. Er wiegt es in Sicherheit, was solchen Überraschungsangriffen wie dem von heute Morgen eine noch verheerendere Wirkung verschafft.
    »Onkel Marc?«
    Das war wieder Conner. Für ein Kind seines Alters sprach er ziemlich gut. Ich fragte mich, wie Taras Stimme geklungen hätte, und hinter der Sonnenbrille schlossen sich meine Augen. Cheryl, die das offenbar spürte, streckte die Hand aus und wollte Conner zu sich ziehen. Ich riss mich zusammen. »Was ist, Kumpel?«
    »Was ist mit Kacka?«
    »Was soll damit sein?«
    Er blickte zu mir hoch und schloss ein Auge, um sich zu konzentrieren. »Find ich Kacka gut?«
    Vertrackte Frage. »Ich weiß nicht, Kumpel. Was meinst du denn?«
    Conner dachte so angestrengt über seine eigene Frage nach, dass es aussah, als würde er jeden Moment explodieren. Schließlich antwortete er: »Ich find sie besser als Durchfall.«
    Ich nickte bedächtig. Unsere Mannschaft schoss noch ein Tor. Lenny reckte die Faust in die Luft und brüllte »Yeah!«. Fast hätte er Rad geschlagen, als er zu

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