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Keiner flirtet so wie du

Keiner flirtet so wie du

Titel: Keiner flirtet so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Marsh
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Sofa sank, zu nah neben dem zunehmend betrunkenen Star der Tournee.
    Die Stimme gedämpft, zischte sie: „Keine weiteren Autogramme auf irgendwelche Körperteile.“
    „Eifersüchtig?“
    Mit gerümpfter Nase wedelte sie die Alkoholfahne fort, die aus Storms Mund kam. „Ich versuche nur zu verhindern, dass Sie sich Ihr Comeback ruinieren.“
    „Wo ist denn dein Aufpasser?“ Er sah sie lüstern an, die blutunterlaufenen Augen ein Indiz dafür, dass er die vereinbarte Menge Wodka längst überschritten hatte.
    Verärgert über sein mangelndes Verantwortungsbewusstsein, bedachte sie ihn mit einem strengen Blick. „Wenn Sie Luca Petrelli meinen, der arbeitet bis spät in die Nacht und sitzt über den Zahlen, damit Sie wieder auf der Bühne stehen können.“
    Als er grinste und den Mund aufmachte, um etwas zu erwidern, sagte sie schnell: „An Ihrer Stelle wäre ich also nett zu Luca, denn wenn er den Hahn für diese Tournee zudreht, können Sie Ihr Comeback vergessen.“
    Zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, sah sie aufrichtige Angst in seinen trüben Augen. Gut. Das bedeutete, dass ihm die Tournee wichtig war und er keine Dummheiten machen würde. Hoffte sie jedenfalls.
    An die anderen gewandt tippte sie auf ihre Uhr. „Hört zu, Leute. Tolle Show heute Abend, aber in Bendigo müssen wir das Ganze wiederholen. Also, letzte Runde.“
    Sie hob die Hand, um den lautstarken Protest zu beschwichtigen. „Fünf Minuten, sonst fährt der Bus ohne euch los. Und da es draußen minus zwei Grad hat, würde ich mich an eurer Stelle beeilen.“
    Der Leadgitarrist nickte und deutete mit dem Kopf in Storms Richtung, zum Zeichen, dass er sich darum kümmern würde, ihren Star rechtzeitig in den Bus zu bekommen. Gott sei Dank war wenigstens eins der Bandmitglieder vernünftig. Die anderen waren noch immer berauscht vom Erfolg des Abends und entschlossen, bis zum Morgengrauen zu feiern.
    Als sie sich in der Bar umsah, inmitten eines Haufens betrunkener Männer, begriff sie plötzlich, was Luca vorhin gemeint hatte – und sie erkannte den wahren Grund dafür, warum sie hier war. Sie hatte Angst. Angst zu versagen, Angst, nicht gut genug zu sein, Angst, sich machtlos, wertlos, ungeliebt zu fühlen, so wie damals, als ihre eigene Mutter sie verstieß.
    Jeden Tag aufs Neue einen guten Job zu machen, überdeckte diese Angst. Je härter sie arbeitete, je mehr sie leistete, desto weniger musste sie darüber nachdenken.
    Sie hatte auf die harte Tour gelernt, dass man sein Glück nicht von anderen Menschen abhängig machen durfte. Man musste es allein schaffen, war selbst seines Glückes Schmied – egal, was irgendein Charmeur mit schönen blauen Augen davon hielt.
    Der Cocktail rumorte in ihrem Magen, und sie brauchte dringend frische Luft. Eilig beglich sie die Rechnung und scheuchte die Musiker zum Bus.
    Als das letzte Bandmitglied an Bord getorkelt war, schwang sie sich auf den Vordersitz und bat den Fahrer loszufahren.
    Was für eine Nacht.
    Doch als Storm und die Background-Sänger eine A-cappella-Version seines ersten Hits anstimmten, fragte sie sich unwillkürlich, ob sie das Leben vielleicht doch zu verbissen sah.

6. KAPITEL
    Vor Hunger krampfte sich ihr Magen zusammen, ein unablässiges Kneifen, das trotz ihrer täglichen Ration aus einer Tasse Kaffee und einem Käsesandwich nicht nachließ. Sie rieb sich den Bauch und zuckte zusammen, als die brüchigen Nägel über die schmutzige Haut schabten.
    Sie öffnete die Augen und bereute es sofort. Der schmuddelige Schuppen stank nach Dung, und von der Decke hingen gigantische Spinnweben wie Spitzenvorhänge. In der Dunkelheit krabbelte irgendetwas über ihre Hand, und sie unterdrückte einen Schrei. Panisch sprang sie auf, riss die Tür des Schuppens auf und sah ihre Mutter.
    Der finstere Blick war aus ihrem Gesicht verschwunden. Sie stand einfach da, die Arme ausgebreitet, ein wunderschönes Lächeln auf den Lippen. „Willkommen daheim, Charlotte.“
    Sie lief, so schnell sie konnte, lief, bis ihre Lungen schmerzten, doch je näher sie kam, desto weiter schien sich ihre Mutter zu entfernen. Als ihre Beine nachzugeben drohten, legte sie einen letzten Spurt ein und warf sich ihrer Mutter verzweifelt in die Arme. Nach nichts sehnte sie sich mehr als danach, von ihrer Mutter in den Arm genommen zu werden, sie sagen zu hören, dass sie einen großen Fehler begangen hatte und dass sie ihre Tochter liebte und wollte, dass sie zurückkam.
    Doch als sie die Arme ausstreckte, verschwand

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