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Keiner flirtet so wie du

Keiner flirtet so wie du

Titel: Keiner flirtet so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Marsh
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stolzer Blick auf Storm gerichtet war, der irgendein sonderbares Aufwärm-Ritual vollführte, wobei er auf und ab marschierte, die Arme schwang und Tonleitern sang. Er sah aus wie ein hyperaktiver Roboter, ein Eindruck, der durch seine marineblaue, knallenge Lederhose und das rote Samtjackett mit Schulterklappen und blinkenden Lämpchen auf den Ärmeln noch verstärkt wurde.
    Als Luca nicht reagierte, fixierte Tiger ihn mit schmalen Augen.
    „Klar, sehr imponierend“, räumte Luca ein.
    Offenbar mit der Antwort zufrieden, deutete Tiger auf Charli. „Ist das deine Freundin?“
    Luca unterdrückte ein Lächeln über die unverblümte Frage. „Nein.“
    „Denn mein Dad mag sie, weißt du? Das merke ich.“
    Die unwillkürlich aufflammende Eifersucht unterdrückend, verschränkte Luca die Arme und lehnte sich gegen einen Lautsprecher. „Wie kommst du darauf?“
    Tiger verdrehte die Augen angesichts so viel Dummheit. „Weil er eigentlich hinter meiner Nanny her war, aber als Charli anfing, ihn herumzukommandieren, hat er Elke ganz vergessen.“
    „Beobachtest du immer so aufmerksam, Kleiner?“
    Tiger zuckte die Schultern. „Ich kenne meinen Dad. Meistens ist er ziemlich cool.“
    Über den Rest der Zeit wollte Luca lieber nichts wissen. Soweit er wusste, war Tiger der Einzige, dem Storm mit Respekt begegnete. Wenn die beiden zusammen waren, benahm er sich sogar fast wie ein Mensch.
    War das alles nur Show für seine Fans? Der Bad Boy, der den hingebungsvollen Vater spielte? Es ging ihn zwar nichts an, aber so wie Tiger seinen Vater bewunderte, fürchtete Luca, dass dem Kind eine herbe Enttäuschung bevorstand.
    So wie ihm damals.
    Die erste Begegnung mit seinem Vater hatte sich unauslöschlich in sein Gedächtnis eingebrannt: Er war fünf Jahre alt gewesen, und seine Mutter war mit ihm in der Chapel Street ins Kino gegangen. Er war wahnsinnig aufgeregt, freute sich auf Popcorn, Cola, Eis und einen gemütlichen Nachmittag, als Roy auf der gegenüberliegenden Straßenseite aus einer teuren Boutique trat.
    Erfreut nahm seine Mutter ihn bei der Hand und zog ihn über die Straße. Obwohl der Mann ihm unheimlich war, erinnerte er sich an seine guten Manieren und streckte die Hand aus, als seine Mutter ihn vorstellte. Roy hatte nur einen flüchtigen Blick auf seine ausgestreckte Hand geworfen und war weitergeeilt, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Seine Mutter tat so, als wäre nichts passiert, doch er sah die Tränen in ihren Augen. Seit jenem Tag mochte er kein Popcorn mehr.
    Das war das erste, aber nicht das letzte Mal, dass Roy ihn zurückwies, und zum Glück hatte er sich im Lauf der Zeit ein dickeres Fell zugelegt. Tigers unverhohlene Bewunderung für seinen exzentrischen Vater brachte die Erinnerung zurück, und er wünschte, er könnte das Kind vor einem ähnlichen Schicksal bewahren.
    Tiger stieß ihm in die Rippen. „Pass auf.“
    Während die Zuschauermenge hysterisch johlte und klatschte, blieb Storm kurz hinter dem Vorhang stehen, wandte sich seinem Sohn zu, salutierte und hob den Zeigefinger.
    Tiger zeigte zur Antwort seinen aufgerichteten Daumen, und erst dann erlaubte Storm, dass Charli ein letztes Mal sein Kostüm und das drahtlose Mikrofon prüfte und ihn sanft auf die Bühne schob.
    Als Storm zu einem E-Gitarrenriff über die Bühne schlitterte und der Saal tobte, wandte Luca sich an Tiger. „Was hatten diese Zeichen zu bedeuten?“
    Tiger lächelte mit stolzgeschwellter Brust. „Mein Dad sagt immer, ich bin seine Nummer eins. Deshalb hebt er vor jedem Auftritt einen Finger. Egal ob ich hinter der Bühne bin oder zu Hause im Bett, er macht immer dieses Zeichen, damit ich weiß, dass er an mich denkt. Cool, was?“
    „Ja, cool“, bestätigte Luca, von einem Gefühl der Erleichterung durchströmt.
    Auch wenn Storms Arbeitsmoral zu wünschen übrig ließ, schien er seinen Sohn aufrichtig zu lieben, und dafür bewunderte Luca ihn.
    Tiger grinste schlau. „Da kommt übrigens deine Freundin, die nicht deine Freundin ist.“ Und mit einem Winken verschwand er.
    Strahlend kam Charli auf Luca zu. „Ist das nicht fantastisch?“ Sie wirbelte herum und klatschte in die Hände wie ein aufgeregtes Kind.
    „Hast du das alles nicht manchmal satt?“ Er machte eine vage Handbewegung. „Die Roadies, die Band, die Groupies? Alle kriechen vor Storm, egal, wie er sich benimmt.“
    Ihr Lächeln erlosch, und er hasste sich selbst dafür, dass er ihr einen Dämpfer versetzt hatte, doch irgendwo zwischen Tigers

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