Keiner flirtet so wie du
sich ein dickes Fell zugelegt, doch dieselben Vorwürfe aus Charlis Mund zu hören tat weh.
„Luca, sieh mich an.“
Widerwillig hob er den Blick von seinem Teller und sah sie herausfordernd an.
„Tut mir leid, ich bin zu weit gegangen. Aber ich arbeite schon sehr lange für Hector, und ich will einfach nicht, dass man ihm wehtut.“
„Und du glaubst, das würde ich tun?“ Er spuckte die Worte förmlich aus.
„Nein.“ Sie beugte sich über den Tisch und legte ihre kleine, zarte Hand auf seine. „Dein Verhältnis zu Hector geht mich nichts an. Du bist für die Finanzen zuständig, alles andere ist deine Sache.“
Sie drückte seine Hand und ließ sie wieder los. „Nachdem ich uns nun gründlich die Stimmung vermiest habe, sollten wir uns diesem köstlichen Essen widmen und versuchen, den Rest des Abends zu genießen.“
Doch während sie ihr Steak aßen und höflichen Small Talk machten, wusste Luca, dass die Stimmung dahin war.
Charli wusste nicht recht, wie sie ihr Date mit Luca einordnen sollte.
Nach dem ganzen Tournee-Stress war es herrlich, mal einen Nachmittag freizuhaben und Tourist zu spielen. Auch beim Abendessen in dem schönen alten Pub war zunächst alles gut gelaufen – bis sie es vermasselt hatte.
Was um alles in der Welt hatte sie geritten, ihn so auszuquetschen? Warum konnte sie nicht einfach akzeptieren, dass er Hector einen Gefallen tat und fertig?
Kaum hatte sie seine Vergangenheit und sein Verhältnis zu Hector angesprochen, machte er dicht. Während sie zuvor gelacht und geflirtet hatten, begegneten sie sich danach mit steifer Höflichkeit.
Ihr Albtraum letzte Nacht war ihr peinlich, vor allem ihr Verhalten, und irgendwie hatte sie die verquere Idee gehabt, dass er sie vielleicht für weniger verrückt hielt, wenn sie auf ihre Sorge um Hector zu sprechen kam.
Eine lahme Ausrede, doch was sollte sie tun? Ihm erklären, dass sein Trost, sein Mitgefühl, seine Leidenschaft sie völlig aus dem Gleichgewicht gebracht hatten? Dass sie sich in seinen Armen geborgen fühlte?
Sie brauchte ein wenig Abstand und war froh, als sie wieder im Hotel waren – bis sie feststellte, dass Storm und die Band in der Bar nebenan herumlungerten. Unter dem Vorwand, nach ihrem gemeinsamen Schützling zu sehen, hatte sie gehofft, den Abend zu beenden und erst in das Apartment zurückzukehren, wenn Luca schon schlief.
Doch zu ihrer Überraschung hatte er vorgeschlagen, sie zu begleiten.
Gerade reichte er ihr eine Zitronenlimonade und setzte sich neben sie an den Tisch, zu nah für ihren Geschmack, zu nah, um das Knistern zwischen ihnen zu ignorieren.
„Danke.“ Sie hob ihr Glas und stieß es an sein Bier. „Auf eine unvergessliche Tournee.“
„Darauf, dass ich es schaffe, Storm Varth während dieser Tournee nicht Manieren einzuprügeln.“
Sie lachte über seinen gequälten Gesichtsausdruck, als er mit dem Kopf in die Richtung des Sängers deutete. Natürlich war Storm eine abgehalfterte Miva – ihre Bezeichnung für eine männliche Diva –, aber seine Macken zu ignorieren gehörte zu ihrem Job.
„Für sein Alter hat er es immer noch drauf“, sagte sie.
Luca schnaubte. „Was hat er drauf? Eine schlechte Frisur und zu enge Hosen?“
Sie lächelte über die treffende Beschreibung. „Die Leute mitzureißen.“
Sie beobachteten Storm, der gerade vom Besitzer der Bar auf eine provisorische Bühne gezogen wurde. Sein zur Schau getragenes Widerstreben war in dem Moment vergessen, wo ihm ein Mikrofon in die Hand gedrückt wurde.
„Sieh ihn dir an. Er ist ein Naturtalent.“
Sie ignorierte Lucas Gemurmeltes „Er ist ein Idiot.“
„Muss schwer sein, sein Image in der Öffentlichkeit über dreißig Jahre aufrechtzuerhalten. Für mich wäre das nichts.“
Luca musterte sie mit gerunzelter Stirn. „Ich dachte, du liebst den ganzen Rummel?“
„Ich liebe die Herausforderung, die der Job mit sich bringt, und dass jeder Tag einzigartig ist.“ Sie deutete zur Bühne, wo die anderen Bandmitglieder Storm unterstützten. „Aber ich könnte nie so sein wie die Jungs. Es würde mich wahnsinnig machen, ständig eine Show abziehen zu müssen.“
Sein Stirnrunzeln verschwand, als er sich zurücklehnte, und sie hatte das bestimmte Gefühl, das sie ganz ohne Absicht das Richtige gesagt hatte.
„Du bist eine kluge Frau.“
Er prostete ihr mit seinem Bier zu, bevor er einen großen Schluck trank und ihr Zeit gab, sich über diesen unergründlichen Mann zu wundern.
„Nach einer Weile wird
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