Keiner flirtet so wie du
Verhältnis zu seinem Großvater gehabt.
Verflucht sei Roy. Verflucht dafür, dass er so großen Einfluss auf sein Leben hatte. Roy war schuld, dass Luca unfähig war, andere Menschen an sich heranzulassen. Nicht einmal eine Frau wie Charli.
Bis jetzt.
Er rieb sich die Brust, blinzelte und blickte sich um, überrascht, sich in der Hauptstraße von Echuca wiederzufinden. Eigentlich war er kein Tagträumer. Schließlich hatte es keinen Sinn, sich Dinge auszumalen, die sich nie erfüllen würden – dafür lieferte seine Kindheit den Beweis. Doch die ganze letzte Woche, angefangen bei jedem Lächeln, das er Charli entlockte, bis zu dem Glück, das er empfand, wenn er sie in seinen Armen hielt, beflügelte seine Fantasie, und er begann zu träumen …
Von einer Zukunft.
Einer Zukunft mit ihr.
Schon verrückt für jemanden, dessen längste Beziehung vierzehn Tage gedauert hatte. Doch Charli war etwas ganz Besonderes, sie war wie das Licht am Ende eines Tunnels, und das war für ihn Grund genug, seinen Aufenthalt hier zu verlängern.
Doch für wie lange? Und was war mit seiner Arbeit? Seinen Benefizveranstaltungen? Ihrem Job? Wie sollten sie das alles unter einen Hut bekommen?
Nein, allein bei dem Gedanken, auch nur eine zusätzliche Woche in Melbourne zu bleiben, drehte sich ihm der Kopf. Was die Frage aufwarf: Wie sollte er die verbleibende Zeit in Melbourne nutzen?
Am liebsten hätte er sich natürlich mit Charli amüsiert, bevor er in sein wohlgeordnetes Leben in London zurückkehrte. Doch das würde einem Drahtseilakt ohne Sicherheitsnetz gleichkommen.
Er durfte es nicht riskieren, durfte nicht zulassen, dass er ihretwegen schon über die nächste Woche hinaus plante.
Stattdessen sollte er sich lieber auf seine Arbeit konzentrieren und so schnell wie möglich nach London zurückkehren.
Ja, genau das würde er tun. Auf Distanz zu Charli gehen, seinen Job zu Ende bringen, seine Schuld bei Hector begleichen und in sein altes, wohlgeordnetes Leben zurückkehren.
Ganz einfach.
Doch in diesem Moment fiel ihm ein, wie Charli in den chinesischen Gärten ausgesehen hatte, nass bis auf die Haut. Wie sie an seiner Seite durch die Tür in ihr Apartment gestolpert war, wie sie sich ihm hingegeben hatte, immer wieder, den ganzen Nachmittag, und da wusste er, dass es alles andere als leicht sein würde, auf Distanz zu gehen.
10. KAPITEL
„Hallo, Charli. Alles in Ordnung?“, fragte eine tiefe Männerstimme.
Charli zuckte zusammen, als Hector in ihr Büro kam und sie mit einem strahlenden Lächeln begrüßte. Ob er immer noch lächeln würde, wenn er erfuhr, dass sie seinem Enkel aus dem Weg ging und auch nicht vorhatte, dies während seines restlichen Aufenthalts in Melbourne zu ändern?
„Die Tournee war erfolgreicher als erwartet, und ich muss noch total viel für das Konzert in Melbourne vorbereiten.“
Er studierte sie mit demselben freundlichen, aber scharfen Blick wie damals, als er sie vor zehn Jahren in seinem Schuppen entdeckt hatte. „War Luca eine Kragenweite zu groß für dich?“
Sie errötete spontan. „So schlimm war er gar nicht.“
Hector lachte schallend. „Jetzt lügst du.“
Er setzte sich ihr gegenüber an den Schreibtisch, und sie biss sich verlegen auf die Unterlippe.
Sie hatte nicht erwartet, Hector hier anzutreffen, hatte sogar auf seinen Terminplan gesehen, um sich zu vergewissern, dass sie ihm nicht begegnen würde. Jetzt war sie gezwungen, die Tournee mit ihm zu besprechen, und konnte nur hoffen, dass sie sich nicht verriet.
„Meiner Erfahrung nach gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder man liebt meinen Enkel oder man hasst ihn.“ Hector stützte die Unterarme auf die Tischplatte und zwinkerte Charli zu. „Also, zu welcher Kategorie gehörst du, Charli?“
Zu ihrer Bestürzung errötete sie noch mehr. „Weder noch. Wir sind ganz gut miteinander ausgekommen.“
Jedenfalls für zwei Menschen, die sich auf den ersten Blick zueinander hingezogen fühlten und die Finger nicht voneinander lassen konnten.
Wenn Hector ihre ausweichende Antwort durchschaute, so ließ er sich nichts anmerken. „Hat Storm sich benommen?“, fragte er stattdessen.
„Die meiste Zeit ja.“
„Und sein Sohn?“
„Tiger hat sich prächtig amüsiert. Er hat nach Gold geschürft, ist durch ein Bergwerk gefahren, und vom Raddampfer war er gar nicht wieder runterzukriegen.“
Hectors Augen leuchteten auf. „Die nächste Tournee muss ich wohl persönlich begleiten.“
Seine Begeisterung
Weitere Kostenlose Bücher