Keiner flirtet so wie du
anders.“
Charli schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter. „Hast du ihm das gesagt?“
Hector fasste sich an die Nase, und plötzlich sah man ihm seine siebzig Jahre an. „Nicht wirklich. Wir sind beide nicht besonders gut darin, aufeinander zuzugehen.“
Er rieb sich die Sorgenfalte zwischen seinen Brauen. „Roy hat sich dem Jungen gegenüber abscheulich verhalten, und ich wollte es wiedergutmachen. Aber …“
Sie wusste, was er sagen wollte. „Aber da war es schon zu spät.“ Inzwischen hatte Luca seine emotionalen Schutzwälle um sich herum errichtet und vertraute niemandem mehr.
Sie empfand Mitgefühl für den verunsicherten kleinen Jungen, der er gewesen sein musste, ein Junge, der mit ansehen musste, wie seine Mutter ihr Leben für einen Mann wegwarf, der sie nicht liebte, ein Junge, der wiederholt die Ablehnung seines Vaters zu spüren bekam, ein Junge, der zu verängstigt, zu verletzt war, um dem Wohlwollen eines Großvaters zu trauen, den er kaum kannte.
„Du bedeutest Luca viel. Sonst wäre er nicht hier.“
Seine Miene wurde weicher, als er ihre Hand auf dem Schreibtisch tätschelte. „Das hoffe ich. Du kannst es einem alten Mann wie mir nicht vorwerfen, wenn er an seinem Lebensabend ein bisschen sentimental wird.“
Charli wollte ihn gern trösten, wollte sagen, dass Luca ihn gernhatte, dass seine Rückkehr nach Melbourne ein erster Schritt auf dem richtigen Weg war.
Doch sie schwieg. Zwar hoffte sie, dass es stimmte, aber sie kannte Luca ja kaum. Denn nachdem sie mit ihm geschlafen hatte, hatte er sofort wieder dichtgemacht. Und obwohl sie ja selbst auf Abstand gegangen war, verstand sie nicht richtig, was eigentlich passiert war.
„Ich lasse dich weiterarbeiten. Auch wenn unser widerspenstiger Star sich während der ersten Etappe der Tournee benommen hat, dürfen wir nichts dem Zufall überlassen.“
„Da hast du recht.“
An der Tür zögerte Hector, ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen. „Es lohnt sich, meinen Enkel kennenzulernen. Gib ihm eine Chance.“
Sprachlos verschanzte sie sich hinter ihrem Computerbildschirm, damit er nicht sah, wie sie knallrot wurde.
11. KAPITEL
Charli erstarrte, als ihr Handy klingelte. Um zu wissen, wer anrief, musste sie nicht erst auf das Display sehen. Es wunderte sie, dass Luca sich nicht schon längst gemeldet hatte, seit sie in Echuca ohne ein Wort aus dem Café gestürzt war.
Obwohl sie sich Hunderte von Antworten zurechtgelegt hatte, fiel ihr keine Einzige ein, während sie das Telefon wie eine heiße Kartoffel von einer Hand in die andere warf.
Sie musste unbedingt an ihrem Entschluss festhalten, die Beziehung zu Luca rein beruflich zu halten.
Mit zitterndem Daumen drückte sie die Empfangstaste, entschlossen, der Wucht seines unwiderstehlichen Charmes standzuhalten.
„Hallo, Luca.“
„Wenn das nicht der große Houdini ist.“
Froh, dass er die Situation mit Humor nahm, presste sie das Telefon ans Ohr. „Es war weniger ein Zaubertrick als ein Gebot der Vernunft.“
„Für wen?“
„Für mich. Für Storm. Wir hatten so viel zu besprechen, und die Gelegenheit, für mehr als fünf Minuten seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu bekommen, konnte ich mir nicht entgehen lassen.“
Sein Schweigen verhieß nichts Gutes.
„Dafür, dass du deinen Job ernst nimmst, habe ich Verständnis. Aber dass du mich stehen lässt, um dich geschlagene drei Stunden in Storms Tourbus zu verstecken, tut weh.“
„Ich habe doch gesagt, dass wir etwas zu besprechen hatten …“
„Lass den Quatsch.“ Sein verächtliches Schnauben durchschnitt die angespannte Stille. „Ich dachte, wir hätten die Sache in Bendigo geklärt.“
Charli lief ein kalter Schauer über den Rücken. Sie wollte nicht darüber reden, wollte nicht, dass er ihr auf den Zahn fühlte. Wenn er je herausfand, dass sie mehr für ihn empfand, als sie zugab, würde das nicht nur ihr Arbeitsverhältnis beeinträchtigen, sondern vielleicht auch sein Verhältnis zu Hector. Sicher wäre ihr Boss nicht gerade glücklich, wenn sie seinen Enkel in die Flucht schlug.
„Weißt du, alles ging so schnell zwischen uns, dass ich erst einmal zur Besinnung kommen musste“, log sie. „Ich brauchte eine Auszeit, und eine dreistündige Autofahrt mit dir wäre einfach zu … zu …“
„Zu romantisch gewesen?“
„Anstrengend ist das Wort, das ich gesucht habe.“
Er schnalzte missbilligend mit der Zunge. „Charli, Charli, Charli, wann gibst du es endlich zu?“
„Was soll ich
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