Keiner flirtet so wie du
zugeben?“
„Dass du verrückt nach mir bist.“
Sie schnaubte verächtlich. „Wie alle anderen Frauen auf dieser Welt?“
„Eifersüchtig?“
„Was glaubst du?“
Er schwieg, und eine tiefe Sehnsucht erfasste sie. Doch sie war nicht ihre Mutter. Niemals würde sie ihr Herz an einen hübschen Playboy verschenken, der es nur brechen würde, wenn er in sein Jetset-Leben zurückkehrte.
„Schon kapiert. Das mit uns ging dir zu schnell. Du hast Angst. Und ich bin der Letzte, der dir daraus einen Vorwurf macht.“ Er räusperte sich, und seine Nervosität überraschte sie. „Ich kann dir nichts versprechen, Charli. Ich werde dich anbeten, dich verwöhnen und auf Händen tragen, aber ich kann nichts versprechen.“
„Ich weiß“, murmelte sie, und als ihr der Atem stockte, hörte es sich zu ihrem Entsetzen an wie ein unterdrücktes Schluchzen.
Ein sonderbarer Laut drang durchs Telefon, als würde er mit einem Stift auf seinen Schreibtisch klopfen. War der sonst so selbstbewusste Charmeur etwa genauso nervös wie sie?
„Du faszinierst mich, du bezauberst mich, du weckst in mir den Drang, Drachen zu töten …“ Er zögerte, und als er scharf die Luft einsog, klang sein Atem ebenso abgehackt wie ihrer. „Ich weiß, das klingt verrückt, weil ich nur noch eine Woche hier bin und es zwischen uns im Moment nicht gerade zum Besten steht, aber würdest du in Erwägung ziehen, es mit mir zu versuchen?“
Tränen brannten in ihren Augen, doch sie blinzelte sie fort. Luca war geradezu brutal ehrlich, während sie selbst sich hinter Halbwahrheiten und Angst versteckte. Die ewige, allgegenwärtige Angst, am Ende allein dazustehen, wenn sie sich öffnete.
Wie damals, als sie sich auf der Straße durchschlug und schmierigen Zuhältern, drogenabhängigen Prostituierten und kriminellen Straßenkindern die Stirn bieten musste.
„Charli?“
Ihr Herz zog sich zusammen, als sie die Tränen fortwischte, die über ihre Wangen liefen.
„Tut mir leid, ich kann nicht.“
Sie drückte die Aus-Taste und beendete das Gespräch. Das Telefon fiel ihr aus den leblosen Fingern, als sie die Augen bedeckte und dem hemmungslosen Schluchzen endlich nachgab.
Für Charli war es die schlimmste Woche ihres Lebens gewesen.
Einer heißen Affäre mit Luca zu widerstehen, war wahrscheinlich das Klügste, was sie je getan hatte. Aber es war auch die Hölle.
Ihr Job, sonst ihr Zufluchtsort, war jetzt geprägt von aufgesetzter Höflichkeit und steifem Small Talk. Jedes Mal, wenn sie sich begegneten, hing ihre Ablehnung von Lucas Angebot unausgesprochen im Raum.
Jede Minute des Tages war pure Folter.
Wie immer gab sie im Job hundert Prozent, aber die Tournee trieb sie an den Rand der Erschöpfung. In ihrer Freizeit begleitete sie Storm und sein Gefolge in versteckte Jazz-Bars, große Broadwayshows und teure französische Restaurants. Sie spazierten durch Williamstown und tranken sich durch die kleinen Cafés in der Acland Street.
Storm und die Band sonnten sich im neuen Ruhm ihres Comebacks, während Charli im sich Hintergrund hielt und die eifrige kleine Tourmanagerin spielte, die darauf achtete, dass keiner ihrer Schützlinge sich in Schwierigkeiten brachte.
Dafür steckte sie selbst jeden Tag in Schwierigkeiten, denn Luca begleitete sie zu jedem Ausflug, eine allgegenwärtige Erinnerung daran, wonach sie sich sehnte und was sie doch nicht haben konnte.
Unter dem Vorwand, über die Finanzen zu wachen, hatte er natürlich eine gewisse Berechtigung, dabei zu sein, doch sie wusste, dass mehr dahintersteckte. In Wahrheit ging es um etwas anderes. Er wollte sie quälen.
Nun, vielleicht war sie ein bisschen zu streng. Luca war eben Luca – attraktiv, charmant, charismatisch –, und sie musste ihm zugestehen, dass er immerhin nicht mehr mit ihr flirtete. Tatsächlich schien er unter der angespannten Situation ebenso zu leiden wie sie.
Zwar war sie nach wie vor wild entschlossen, den wundervollen Nachmittag, den sie in seinen Armen verbracht hatte, aus ihrem Gedächtnis zu streichen, doch es wollte ihr einfach nicht gelingen.
Sie wusste, es war dumm, wusste es mit jeder Faser ihres Körpers, aber in Lucas Gegenwart, auch wenn sie rein beruflich begründet war, fühlte sie sich lebendiger als je zuvor.
War es das, was ihre Mutter in die Arme der Männer getrieben hatte? Dieses alles verzehrende, überwältigende Verlangen nach diesem einen Menschen?
Nicht, dass es Sharons unmögliches Verhalten entschuldigt hätte, ihr völliges
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