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Keiner wird weinen

Keiner wird weinen

Titel: Keiner wird weinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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verloren. Und du? Wie geht’s dir denn so?«
    »Alles okay.«
    »Ich hab hin und wieder was von einem Skwosnjak gehört, aber ich dachte nicht, daß du das bist.«
    »Was hast du denn gehört? Von wem?« fragte Skwosnjak gleichmütig.
    »Von meinen Kunden, ich hab ein paar sehr solide Kunden. Also, die haben von einem Skwosnjak erzählt, von wegen: Dieser Skwosnjak,
     der kennt keine Hemmungen, der ist total durchgeknallt. Voller Respekt haben sie das gesagt. Aber ich dachte, das bist nicht
     du. Ist nur zufällig derselbe Spitzname.«
    »Und was denkst du jetzt?« fragte Skwosnjak leise.
    »Jetzt kapier ich – das bist du. Eindeutig.«
    Angela war längst schlafen gegangen, es wurde schon hell. Sie saßen noch immer zu zweit in der kleinen Küche. Sascha trank
     Wodka, Skwosnjak Orangensaft mit Mineralwasser.
    »Laß mich mitmachen bei dir«, bat Sascha, »ich will einen Ford, Silber, das neueste Modell.«
    »Gut, aber nicht jetzt. Verhalt dich still, trink nicht soviel, dann kriegst du deinen Ford. Hab Geduld.«
    Ein Jahr verging, noch eins. Skwosnjak besuchte Sascha hin und wieder, übernachtete bei ihm, trank seinen Saft mit Mineralwasser
     und sagte: Wart’s ab.
    »Er schmiert dich bloß an«, seufzte Angela, »er ist ein Profi, und wer bist du? Klau lieber still für dich, wie alle.«
    »Sei still, dumme Gans«, blaffte Sascha, »für Kolja schneid ich jedem die Kehle durch.«
    Als Sascha jetzt bei der zweiten Tasse starken, süßen Tees saß, löste sich der Alkoholnebel in seinem Kopf langsam auf. Sein
     Kopf wurde klarer, die Gedanken kamen in Gang, langsam und träge. Wenn Skwosnjak ihn nun wirklich anschmierte? Immerhin stand
     er auf der Fahndungsliste. Vielleicht wurde er gefaßt, und dann war alles aus. Leb wohl, Märchenvogel, leb wohl, silberner
     Ford!
    Da klingelte es an der Tür.
    »Wer schneit uns denn so früh ins Haus?« Angela gähnte und schlurfte in den Flur.
    Gleich darauf stand Skwosnjak höchstpersönlich vor Sascha.
     
    Die Überprüfung hatte ergeben, daß die vor drei Jahren getötete Marina Wedenejewa tatsächlich die Frau des bewußten Wedenejew
     war, der mit Selinski zusammen studiert hatte. Sie waren befreundet, nach dem Studium hatten sie gemeinsam ein Unternehmen
     gegründet.
    »Stell dir folgendes vor: Der Mann ist auf Dienstreise, ein enger Freund der Familie hat eine Schwäche für das weibliche Geschlecht,
     und die Schöne selbst war auch kein Kind von Traurigkeit.« Malzew seufzte. »Kann Selinski in jener Nacht in Wedenejews Wohnung
     gewesen sein? Durchaus.«
    »Nein, das ist unwahrscheinlich. Skwosnjak hätte den Zeugen sofort beseitigt. Sofort, nicht erst nach drei Jahren.«
    »Selinski war natürlich nicht Zeuge des Einbruchs und des Mordes. Vielleicht eine flüchtige Begegnung auf der Treppe, auf
     dem Hof … Weißt du, das Gedächtnis ist so beschaffen – ein zufälliges Detail, ein Gesicht, das man nur ganz kurz gesehen hat,
     prägt sich für viele Jahre ein, wenn es mit einer Erschütterung in Zusammenhang stand.«
    »Ja«, sagte Uwarow nachdenklich. »Wenn dein Freund auf Dienstreise ist und du gehst zu seiner Frau, um ihr die Nacht zu verkürzen,
     und ausgerechnet in dieser Nacht … Klar, das ist eine Erschütterung. Das vergißt du dein Leben lang nicht.Und dann nach drei Jahren eine zufällige Begegnung … Obwohl, die Konstruktion ist ziemlich wacklig, die stürzt uns beim ersten
     Windhauch ein wie ein Kartenhaus. Na schön, ich treffe mich am besten selbst mit der Übersetzerin Vera Saltykowa. Heute noch.«
    In dem Moment klingelte Uwarows Handy.
    »Major, es gab einen interessanten Anruf beim Zielobjekt«, vernahm er die Stimme von Unterleutnant Wassja Sorkin im Hörer,
     »wir haben ihn gerade mitgeschnitten. Hier, hören Sie.«
    Uwarow vernahm ein Knacken, ein leises Rückspulgeräusch, dann eine entfernte heisere Stimme: »Tolja, ich bin’s. Wir müssen
     uns treffen. Dringend.«
    »Kolja« – Tschuwiljows Stimme klang erstaunt und verwirrt –, »was ist passiert? Ich warte, und du rufst nie an.«
    »Tu ich doch jetzt. Okay, meine Zeit ist knapp. Komm auf die Lugowaja, hinter Lobnja. Da ist an der Station ein Laden. In
     zwei Stunden, hinter dem Laden.«
    Ein leises Knacken, dann Tuten.
    »Sorkin, bist du noch dran?« fragte Uwarow heiser.
    »Ja, Major.«
    »Von wo kam der Anruf?«
    »Aus einer Zelle in der Puschkinstraße, vor dem Kino Rossija.«
     
    »Bitte, kommt doch herein, ihr beiden. Bitte sehr.«
    Semjon Katz, ein hochgewachsener,

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