Keinesfalls Liebe (German Edition)
und wie sehr ich mich gleichzeitig fürchtete.
Es begann tatsächlich mit Fußball. Daniel, ein paar andere und ich spielten gegen Ryan und seine Mannschaft; einige andere Jungs stellten Laternen um den imaginären Platz herum auf und lehnten die Taschen voller Alkohol an die knorrigen Bäume, die den Park umgaben, während die Mannschaften zusammengestellt wurden.
Daniel war einer der Anführer – natürlich – und wählte mich in sein Team. Ein junger Mann, der Chris hieß, wählte Ryan, den ich mir beim Fußball gar nicht vorstellen konnte. Doch eine Minute später stürzte er wie ein engelsgleicher Profi über das unsichtbare Spielfeld, dicht gefolgt von Daniel und den anderen Spielern.
Daniel und ich waren die Einzigen, die in der Lage waren, Ryan immer wieder den Ball abzuluchsen, und ich schoss sogar das erste Tor. Trotz der erbärmlichen Lichtverhältnisse spielte es sich gut mit kühler Nachtluft in den Lungen. Ich fühlte mich frei und ließ zu, dass Daniel mich bei meinem Tor jubelnd in seine Arme riss. Meine anderen Mannschaftskollegen beschränkten sich auf begeistertes Grinsen und Schulterklopfer, unter den aufmerksamen Blicken meines Verehrers.
Nach drei zu zwei für uns wurden einige Spieler ausgewechselt, sodass Daniel und ich am Spielfeldrand landeten.
Sport hatte eine ähnliche befreiende Wirkung auf mich wie Kunst. Trotzdem war es mir meist zu anstrengend und ich hielt mich von Fitnessstudios und so etwas fern. Deshalb genoss ich die kurze Pause. Oder hatte es zumindest vor.
Ich zog die Knie ans Kinn und schlang die Arme um meine Beine, damit Daniel rechts von mir nicht auf die Idee kam, mich zu berühren, mal abgesehen davon, dass ich nicht glaubte, ich könne ihn aufhalten, ganz egal, ob ich so dasaß oder die verrücktesten Verrenkungen machte. Ich behielt recht. Daniel rutschte näher an mich heran, bis sich unsere Seiten berührten. Ich schaute ihn an, und er grinste.
„Was?“
„Nichts“, sagte ich leise.
„Hör mal.“ Er setzte sich etwas aufrechter hin; sein Blick durchbohrte meine Augen. „Du bist schüchtern, das ist okay. Aber du musst nicht verklemmt sein. Dafür gibt’s keinen Grund.“
Wut quoll in mir auf wie Magma in einem Vulkan. Wusste er etwa nicht, dass ich wiederum genau wusste, was er plante – wie er tickte und was er von mir wollte, und was nicht? Es war erschreckend, denn ich spürte fast schon den Schmerz, den er in mir auslösen würde.
Falls ich nicht doch stark genug war …
„So bin ich nun mal“, erwiderte ich bissig. „Warum fragst du? Das interessiert dich ohnehin nicht.“
Urplötzlich wurde Daniels Blick kalt. Zum ersten Mal zeigte er sein wahres Ich – oder zumindest das Ich, das wahrscheinlich alle zu spüren bekamen, die er nicht im Bett haben wollte. Wie er wohl in Wirklichkeit war? Hinter der erobernden, umschmeichelnden Maske und hinter der kalten, undurchdringlichen, gefühllosen Fassade, die er allen Leuten darbot, sogar seinen Freunden?
Ich kam nicht dazu, genauer über Daniels wahres Ich nachzudenken, denn Daniels Gesicht war auf einmal ganz nah an meinem – diesmal nicht, um mich zu bezirzen. Er funkelte mich an, die Lippen leicht verzogen vor Missmut.
„Natürlich interessiert mich das nicht! Wenn du es weißt, warum bist du dann überhaupt mitgekommen?“
„Weil ich Spaß haben wollte!“, fauchte ich zurück. „Nicht wegen dir, du … Idiot!“
Und wieder wechselte er die Maske. Auf einmal lachte Daniel, sein sanftes Gesicht war wieder da. Leicht bebend vor unterdrücktem Lachen starrte er mich an, etwas freundlicher.
„Normalerweise hätte ich dich schon längst gehabt“, lachte er und schüttelte über sich selbst den Kopf. „Ich versteh nicht, wieso das bei anderen so ist und nur bei dir nicht.“
Ganz glauben konnte ich ihm das nicht. Es musste schon vor mir Männer gegeben haben, die zu viel Angst hatten vor den Konsequenzen.
„Und genau deswegen werde ich nicht aufgeben. Ich will deinen Körper, mehr nicht, und ich werde ihn bekommen. Du gehörst bereits mir.“
„Denkst du.“
„Nein, ich weiß es.“
„Nein, weißt du nicht.“
Er rieb sich heftig mit beiden Händen über das männlich schöne Gesicht.
„Ach, Jo. Ich hab keine Ahnung, was du denkst, ich hab nie eine Ahnung, was du denkst. Aber wir kennen uns ja auch gar nicht richtig. Allerdings muss ich dich nicht kennen, um mit dir zu schlafen, oder?“ Er grinste frech.
Ich war mittlerweile auf dem Höhepunkt meiner Wut angekommen. „Ich
Weitere Kostenlose Bücher