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Keinesfalls Liebe (German Edition)

Keinesfalls Liebe (German Edition)

Titel: Keinesfalls Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoi Karampatzaki
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lautstarke Unruhe.
    Das ‚auch noch‘ traf mich wie eine Ohrfeige. Was hatte ich denn bitte mit dem Tod seines Bruders zu tun? Obwohl es mir wehtat: Ich durfte ihm nicht erlauben, mich noch mal so zu verletzen wie mit seiner Faust.
    Also zischte ich nur: „Ich lass mir von dir nicht drohen!“ und knallte ihm die Tür vor der Nase zu. Er hatte mir bis gerade eben schrecklich leidgetan, doch ich hatte die Drohung nicht nur gehört, sondern sie auch in seinen wild funkelnden Augen gesehen. In mir tobte ein Wirbelsturm aus Angst, Enttäuschung und noch mehr Angst.

Obwohl mich Ryans ‚Besuch‘ schrecklich unruhig gemacht hatte, wurde es ein wunderbarer Abend. Die Betonung liegt auf Abend.
    Daniel war so gut gelaunt wie noch nie, seit ich ihn kannte, und wir plauderten über alles Mögliche – doch er verstand es geschickt, selbst meinen äußerst listig getarnten persönlicheren Fragen auszuweichen. Er vermied es auch, mich dazu zu bringen, etwas über mein eigenes Privatleben zu erzählen.
Ich sagte ihm nicht, dass Ryan bei mir gewesen war.
    Die Party wurde schön. Als Daniel und ich auf dem Grillplatz ankamen, färbte der Sonnenuntergang den bergigen Horizont knallrot. Die CD-Player dröhnten, die Feuer auf der weitläufigen Wiese knackten und knisterten, das Fleisch und die Würste schmeckten wunderbar, die Kühle war angenehm nach dem heißen Tag und Daniel war … fantastisch. Auch dann, wenn er einfach nur neben mir saß und an seinem Burger knabberte. Ich sah, wie er die Atmosphäre in sich aufsog, wie gut es ihm tat, hier oben zu sein, in Freiheit. Ich nahm ihn mit jeder Faser meines Körpers und meiner Seele wahr.
    Im Lauf der voranschreitenden Nacht gesellten sich andere Jungs zu uns; die Mädchen hatten sich die Heteros geschnappt und flirteten sie auf der anderen Seite des Grillplatzes gekonnt an. Daniel lachte viel, und ich fühlte mich überraschend wohl, von diesen Leuten umgeben zu sein – sie waren sogar wirklich nett.
Bald konzentrierte sich ihre Aufmerksamkeit nur noch auf mich; Daniel ließ gönnerhaft zu, dass ich mit Fragen bombardiert wurde; kein einziges Mal unterbrach er die Jungs, die sich um uns herum versammelt hatten.
    „Du kommst also aus Deutschland, ja?“
    „Hmh, aus Stuttgart.“
    „Du hast aber eher einen britischen Akzent.“
    „Ich hab sehr lang in England gelebt.“
    „Wo in England?“
    „In einem kleinen Ort namens Frome. Das liegt in Somerset.“
    „Regnet’s oft in Deutschland?“
    „Manchmal öfter als in England, soweit ich das beurteilen kann. Im Sommer wird’s heiß.“
    „Heißer als im Bett mit Daniel?“
    „Öhm – nein.“
    „Hast du Tattoos oder so?“
    „Nein, das ist nicht so mein Fall.“
    „Piercings auch nicht?“
    „Auch keine Piercings.“
    „Hm, ich denke, ein Zungenpiercing würde an dir echt sexy aussehen.“
„Meinst du?“
    „Klar!“
„Na ja, ich weiß nicht …“
    „Muss ja nicht sein. – Wie steht’s mit Geschwistern?“
    „Ein Halbbruder, Noah, und noch zwei Halbbrüder, die wir allerdings nicht kennen.“ Ich hoffte, sie würden mich darüber nicht weiter ausfragen – ich sprach nicht gern über meine recht komplexe Familiengeschichte. Natürlich hatte ich versucht, etwas über meine Halbbrüder herauszufinden. Auch über meine leibliche Mutter, von der ich meine roten Haare hatte. Aber wenn der Erzeuger verschwunden und die Adoptivmutter verschlossen ist, war eine Suche kaum zu bewerkstelligen. Ich wusste nur, dass mein Vater aus Kalifornien stammte, doch jetzt, da ich hier war, fehlte mir irgendwie der Mut, die Situation am Schopf zu packen und aktiv zu werden.
    „Ist Noah auch so cool drauf wie du?“
    „Ähm … er ist echt toll.“
    Je persönlicher die Fragen wurden, je mehr er über mich herausfand, desto unruhiger schien Daniel zu werden. Irgendwann hörte die Flut der Fragen auf, und ich schnurrte Daniel etwas absolut Dreckiges ins Ohr. Er keuchte erregt.
    „Gehen wir zu dir?“, fragte ich, fast atemlos.
    Eine halbe Stunde später taumelten wir vor dem Wohnheim herum. Ich zerrte schon draußen an seiner Kleidung, wollte seine Haut fühlen, riechen, sehen, schmecken, die Geräusche hören, die er machte, wenn ich ihn liebkoste, aber diesmal ließ er es nicht zu. Seine Erregung presste sich an meine, und mit einem leisen Stöhnen hielt er meine fahrigen Hände auf.
    Mit großen Augen und mit vom Küssen geschwollenen Lippen – ein Anblick, der ihm sichtlich die Nerven raubte – schaute ich zu ihm

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