Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
bleibt wochenlang gelähmt. Ein unangenehmes Gefühl. Mich hat auch schon mal einer gestochen, in meinem Schlafsack. Schlafsäcke und Zelte mögen diese Biester.“
„Brrr...“, nun fasse ich den Brocken mit Vorsicht an, zersplittere ihn und wir schieben mein Werk, auf die Karre geladen, hoch zu den Jungs, die gerade Pfeifenpause machen.
Die Sonne prallt stechend auf das dem undurchdringlichen Dschungel entrissene Inselchen, auf dem wir stehen. Das grüne Laub der Kletterpflanzen drängt bis an den Werkzeugschuppen, und lässt gerade noch die Tür frei.
Die Verschalung ist fertig, und bevor der Beton gegossen wird, macht die Pfeife ihre Runde.
„Hippiearbeit“, sagt Boolah.
„Yeah.. h äch..“, so Redgy.
„Hm“, bekräftigt Mem, saugt an der Pfeife und lässt genüsslich den Rauch aufsteigen. Sie steht in schlammverkrusteten Jeans und gelbem verschlossenen Nicki da und lächelt zufrieden...
Die restliche Arbeit , nämlich den vorbereiteten Beton in die Schalung gießen, ist schnell getan, und schon bewundern wir unsere Schöpfung, die einen leichten Schlenker hat.
„Das ist aber krumm“ sage ich.
„Hippiearbeit“ sagt Boolah und lacht.
„Viel zu gut für den Zweck“ nickt Mem dazu.
Erfolgsgeschwellt gehen wir zum Frühstück - um halb zwölf! - zu einem anderen Haus in der Nähe. Dort wohnt Martha mit ihren Kindern. Der Tisch ist schon mit Brot, gekochten Eiern und Grünzeug gedeckt. Alle anderen bedienen sich selbst, nur ich, das Grünohr, bekomme etwas von der Hausherrin angefertigt. Trotzdem gehöre ich zu ihnen. Ich wehre mich nicht mal gegen den mich ansteuernden Joint. Alles ist so selbstverständlich, dass Martha mich um Hilfe bittet: Ich gehe mit ihr eine Etage höher, dort holen wir ihre heutige Ernte aus einem Rucksack und hängen sie auf Leinen.
„Eine Riesenmenge“ schwärme ich.
„Ach, da kommt höchstens ein halbes Pfund heraus, wenn es trocken ist. Und bis dahin habe ich noch einen Haufen Arbeit damit, die Blätter abzuschneiden, zu sorti eren...“
Wir gehen anschließend zurück, um die Tagesarbeit, das Fundament, zu begutachten. Mem zahlt die Jungs aus: Drei Stunden - dreißig Piepen. Hippielohn. Mir drückt sie auch drei Zehner in die Hand. Aber ich protestiere, das war einfach Freundschaftsdienst, mich soll sie dafür nicht bezahlen. Doch sie bleibt unbeirrbar: „Du hast genauso gearbeitet, wie die beiden Kumpels da, also bekommst du auch dein Geld. Die Freundschaft ist eine andere Sache! Deswegen bleiben wir doch Freunde, glaub mir das.“
„Keine falsche Bescheidenheit“, meinen die beiden Jungs, die zwar auch überrascht sind, dass ich denselben Lohn kriege wie sie, aber wenn es schon so ist, dann soll ich das Geld ruhig nehmen.
„Wenn du das Geld nicht nehmen willst, zerreiße es, oder spende es für irgendwelche wohltät igen Zwecke“ setzt Mem der Sache ein Ende.
Boolah reicht mir sein Feuerzeug: „Hier, verbrenn es!“ Alle lachen herzhaft über mich...
Sogar an der nächsten Stelle, wohin wir mit Boolah anschließend fahren, lachen alle noch mal darüber.
„Stellt euch vor“, legt er gleich los, „dieses Grün horn hat bei Mem genauso viel verdient wie ich! und er wollte es nicht nehmen, hahaha!“
Da lachen auch Maggie und Ray über mich. Wir sind zu ihnen gekommen, um auch hier beim Bauen zu he lfen.
„Hier arbeite ich umsonst“ sagt Boolah, „du brauchst wirklich nicht zu helfen.“
Die Familie mit einem zweijährigen Sohn wohnt über einem lichten Seitenhang in einer engen Hütte mit steilem Dach. Der Holzboden des neuen Hauses wurde direkt neben die Hütte konstruiert. Dazu wurde die Hügelkuppe mit zwei dicken Bohlen gestreckt, auf denen die Konstruktion frei schwebend ruht. Die beiden Männer besprechen, dass hier und dort ein Fenster hinkommt, da drüben eine Tür, dort eine Etage mit Glaswand, damit viel Licht hereinkommt, aber ab der Mitte wird das Ganze, dort, eine halbe Etage tiefer gesetzt und hier wird alles mit der alten Hütte verankert.
Darauf legen wir los. Aber als ich nach dem Hammer greife, nimmt Ray ihn mir aus der Hand, und das wiederholt sich mit der Säge. Er möchte nicht, dass ich mich beteilige, weil sie mir kein Geld geben können. Ich versichere ihm, dass ich auch kostenlos helfe, wie mein Freund. Aber Ray verdaut das nicht so schnell, er drängelt mich noch hier und da misstrauisch von der Arbeit weg. Wir packen es jedoch in einigen Stunden - unterbrochen von Pfeifenpausen - das Balkengerippe
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