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Kellerwelt

Kellerwelt

Titel: Kellerwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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auch
an nichts - außer, dass ich vor dir wegrennen muss. Mann, vielleicht bekommen
wir immer wieder die Birne weich gekocht, wenn wir uns gegenseitig
niedergemacht haben. Wäre doch möglich, oder? Ich meine … schau doch mal in
deinen komischen Taschenrechner. Vielleicht kriegst du etwas raus, wenn du nur
die richtigen Knöpfe drückst."
    „ Ich werde das Sichtgerät
ganz sicher nicht bemühen, um dein Geschwafel zu überprüfen. Doch ich kann dir
einen Gefallen tun. Immerhin hast du eine gute Jagd geboten. Als kleine
Belohnung könnte ich das Sichtgerät benutzen, um dir zu sagen, wer du wirklich
bist."
    „ Was? Oh Mann, bloß
nicht!" Ein weiterer Hustenanfall. „Ich weiß, wer ich bin. Das muss ich
mir nicht von deinem komischen Blitzlicht sagen lassen. Ich weiß genug über
mich. Aber hör mal zu: Wir können einen Deal machen. Ich nehme an, du weißt
nicht genau, wer deine andere Zielperson ist, stimmt's? Bei mir wusstest du es
ja auch nicht, bis du mich gesehen hast. Aber ich, ich weiß genau, wen du
verfolgst. Ich kenne den Typen. Ich habe mit ihm und gegen ihn gekämpft und ich
kann dir flüstern: Das ist ein harter Brocken. Der könnte dich ziemlich fertig
machen. Aber wenn du mich laufen lässt und mir vielleicht noch ein Medipack
gibst, dann könnte ich dir ein paar taktische Informationen geben. Bewaffnung,
Kampftechniken, Physiologie - alles was du brauchst, um diesen Blödmann fertig
zu machen. Das wäre doch ein Deal, oder? Wäre doch ein Deal."
    „ Nein."
    „ Oh Mann, komm schon. Wir
sind doch alte Kumpels und …"
    „ Nein. Wir sind keine
Kumpels. Und das werde ich dir beweisen." Er richtete das Display des Sichtgeräts
auf das Gesicht seiner Zielperson und drückte den Auslöser. Der Zwerg kniff im
Flackern des Displays seine Augenlider zusammen. Dann, als er den Auslöser
losließ, schüttelte der Zwerg seinen Kopf.
    „ Mann, nimm dieses Ding aus
meinem Gesicht. Davon wird man ja bekloppt."
    Er konzentrierte sich auf
das Display und wartete ab, bis er die Informationen erkennen und
interpretieren konnte. Doch diesmal funktionierte es nicht. Das Bild blieb
verschwommen. In seinen Gedanken herrschte Leere.
    „ Es ist kaum etwas zu
erkennen", sagte er. „Aber ich weiß, was das zu bedeuten hat. Weißt du,
weswegen da nichts zu sehen ist? Weil du ein Niemand bist. Weil du eine
absolute Null bist. Und ich hatte immer gedacht, meine Zielpersonen seien etwas
Besonderes. Offenbar warst du nur ein Unruhestifter, der willkürlich als
Zielperson für mich ausgesucht wurde.“
    Der Zwerg hustete einen
Klumpen Blut hervor. „Und das willst du alles in diesem Kästchen gesehen haben,
obwohl du überhaupt nichts gesehen hast? Mann, in deinem Kopf sind mehr
Schrauben locker, als in meinem verbaut sind. Und für einen Versager habe ich
dir ganz schön die Hölle heiß gemacht, nicht wahr?"
    Er zog seine neue Waffe
hervor und richtete sie auf den Kopf des Liliputaners. „Ich würde gerne noch
ein wenig Zeit mit dir verbringen. Beispielsweise, um die Anatomie deiner
Kniescheiben und der Ellbogen zu studieren. Aber ich muss weiter. Vielleicht
wartet noch eine echte Zielperson auf mich."
    Der Zwerg stierte in den
Lauf der Waffe. „Jetzt werde ich auch noch mit meiner eigenen Kanone
abgeknallt. Und alles nur, weil meine Wurstfinger zu kurz sind. Das ist
wirklich nicht lustig."
    Als sich sein Finger um den
Abzug spannte, fragte er sich im Stillen, weswegen dieser Zwerg kaum Angst vor
ihm zeigte. Eigentlich hätte ein Entsorger eine heftigere Reaktion bei der
Zielperson auslösen müssen. Sicher, dieser Unrat hatte sich in die Hose
gemacht, doch das konnte durchaus eine Folge der Verletzungen sein.
    Resultierte diese
Furchtlosigkeit etwa aus der Tatsache, dass es diesem Zwerg einmal gelungen
war, ihn auszutricksen? Oder lag es möglicherweise an der Profillosigkeit,
gegen die sogar das Sichtgerät machtlos war? Nun, der nächste Schuss würde
diese Fragen ein für alle Mal aus der Welt schaffen. Wozu also noch lange
darüber grübeln?
    Dennoch irritierte es ihn,
mit welcher Frechheit dieser Zwerg seinem Blick begegnete. Nein, nicht seinem
Blick. Der Zwerg sah nicht ihn an, sondern er sah an ihm vorbei. Der Zwerg sah
etwas … hinter ihm!
    Er wandte sich nicht
vollständig um. Nur weit genug, um einen Blick über die Schulter werfen zu
können. In dem kurzen Augenblick, den er dazu benötigte, konnte ihm der Zwerg nicht gefährlich werden. Gefährlich wurde ihm jedoch der Klingenschwinger, der mit erhobener

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