Kellerwelt
anderes übrig, als sich mit dem nächsttieferen Stockwerk zu begnügen.
Für die Kleine schien das in Ordnung zu gehen, denn sie marschierte zielstrebig
los.
Obwohl die Pleite mit der
Sackgasse sein Vertrauen in die Fähigkeiten einer Pfadfinderin getrübt hatte,
folgte er der Kleinen. Es fühlte sich einfach richtig an. Das Panzerchen
hingegen zeterte mit seiner Butler-Stimme immer weiter. Er konnte nur einzelne
Satzfragmente aus dem halblauten Gebrummel des
Kartographen entnehmen. „Von wegen, präkognitive Fähigkeiten" -
„Antizipation geographischer Gegebenheiten" - „infantile
Selbstbeweihräucherung". Wie es schien, hatte das Panzerchen mächtig die
Nase voll. Doch das kümmerte ihn nicht. Er hatte keine Verwendung für den
Kartographen. Im Gegensatz zum Chef dachte er nicht daran, eine neue Siedlung
zu gründen. Er kannte nur ein Ziel: Er wollte den Ausgang finden. Außerdem
würde ihm der Entsorger keine Zeit lassen, etwas zu organisieren. Die
Kriegszone würde den Entsorger kaum aufhalten. Auch wenn der Drang, von hier zu
verschwinden, derzeit nicht ganz so groß war - er spürte deutlich die Präsenz
seines Jägers und wusste, dieser würde sich bald wieder an seine Fersen heften.
Er spielte gerade mit dem
Gedanken, den Kartographen ein wenig zurechtzustutzen - einfach so, weil er es
konnte -, als die Kleine eine Tür aufriss und ausrief: „Bongo!"
Er hätte zwar schwören
können, das korrekte Wort in dieser Situation lautete anders, doch es wollte
ihm nicht einfallen. Dennoch wusste er, was die Kleine meinte: Sie hatte
gefunden, wonach sie suchte. Und tatsächlich: In diesem Raum plätscherte Wasser
aus einem Rohr, das kurz unter der Decke aus einer Wand ragte, und floss durch
ein Loch im Boden wieder ab.
„ Sehr gut. Und jetzt
durchsuchen wir die umliegenden Räume. Vielleicht finden wir etwas, womit wir
uns abtrocknen können."
Die Kleine machte sich
sofort auf die Suche, während das Panzerchen sich nicht mehr von der Stelle
rührte. Der Riese hatte offenbar entschieden, den Rest seiner Tage zu
schmollen. Er kümmerte sich nicht darum. Stattdessen entledigte er sich seiner
Kleider und wusch unter dem lauwarmen Wasser den Dreck der Kriegszone von
seinem Körper. Dann reinigte er auch seine Kleider, so gut es ging.
Die Kleine fand nichts,
womit er sich hätte abtrocknen können. Sie hatte aber einen Raum entdeckt, in
dem er seine Kleider trocknen konnte. Also tappte er durch den Korridor und zog
dabei eine Spur aus Tropfen hinter sich her. Er hängte seine Kleider auf und
ging noch einen Raum weiter. Dort schien der Boden einigermaßen sauber zu sein.
Also rief er die beiden Zivilisten zu sich und verkündete, nun eine Pause
einzulegen. Einen Augenblick später war er auch schon eingeschlafen - auf dem
Boden sitzend, den Rücken gegen eine Wand gelehnt.
Als er wieder aufwachte,
waren die Kleine und das Panzerchen bereits wieder auf den Beinen. Der Drang,
schnell von hier zu verschwinden, hatte zwar wieder zugenommen, doch er trieb
ihn noch nicht zur Eile an. Deswegen entschied er, zunächst etwas zu essen und
sich dann um seine Waffen zu kümmern. Seine Kleidung fand er ordentlich
zusammengelegt direkt neben sich.
„ War trocken, das
Zeug", sagte die Kleine, als sie seinen Blick bemerkte. „Da habe ich es
mal besser hergebracht. Ich weiß ja nicht, wer hier außer uns noch durch die
Gegend läuft. Am Ende hätten die dir noch die Klamotten geklaut."
Er grinste. An die
Möglichkeit, hier auf andere Menschen zu treffen, hatte er überhaupt nicht
gedacht. Ein Grund mehr, sich um die Waffen zu kümmern. Er empfahl auch der
Kleinen, die Baby-Glock zu kontrollieren und so gut wie möglich zu reinigen. Er
zeigte ihr noch, wie man den Verschluss entriegelte und die Waffe zerlegte.
Dann zerlegte er seine eigenen Kanonen - zuerst die SIG-Sauer, dann das G-36C.
Als er den Zustand der Verschlüsse und Rohre sah, wünschte er sich ein
Waffenreinigungsset und etwas Öl, doch beides hatte er bislang nicht finden
können. Stattdessen benutzte er einen Zipfel seines T-Shirts, um alle halbwegs
zugänglichen Ecken der Waffen grob zu reinigen. Als er mit der SIG-Sauer fertig
war, setzte er die Waffe wieder zusammen und nahm sich dann die Baugruppen des
G-36C vor.
Unterdessen versuchte die
Kleine, mit dem Panzerchen Konversation zu machen. Der Kartograph saß im
Schneidersitz mitten im Raum, wie eine religiöse Figur. Eine religiöse Figur
mit der Visage eines Bikers.
„ Mann, Panzerchen, jetzt
stell
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