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Kellerwelt

Kellerwelt

Titel: Kellerwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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überraschte es ihn, als sie einfach nur mit den
Schultern zuckte und sich zum Gehen wandte.
    „ Ich habe irgendwie ein voll
komisches Gefühl", sagte sie dabei und wies nach vorne, „als wäre der
Ausgang irgendwo da drüben."
    Er übernahm die Führung und
ging geduckt in die Richtung, die die Kleine gewiesen hatte. Dabei fiel ihm die
relative Ruhe auf, die eingekehrt war. Es detonierten nur noch sporadisch
Granaten in ihrer Nähe und es gab kaum noch verirrte Geschosse. Das Zentrum der
Schlacht lag irgendwo hinter ihnen. Vielleicht sollte er noch einmal zum Bunker
zurückkehren und den Liliputaner endgültig ausschalten. Falls es dem Chef
gelang, sich zu verarzten, dann konnte er ihnen schon bald wieder auf den
Fersen sein.
    Als er sich noch einmal
umdrehte und überlegte, ob er seinen Gedanken in die Tat umsetzen sollte, sah
er im Nebel Schemen, die sich zum Bunkereingang bewegten. Er ging sofort in die
Hocke und bedeutete den beiden Zivilisten, das Gleiche zu tun. Dann sah er
genauer hin. Den Bewegungen nach handelte es sich um Klingenschwinger. Er
zählte mindestens drei Stück, die sich in den Bunker verkrochen. Vermutlich
suchten sie darin Deckung vor den Granateinschlägen. Nun würden die Klingen
dort nicht nur Deckung, sondern zusätzlich eine kleine Überraschung vorfinden.
    Er wartete ab, bis der
letzte Klingenschwinger im Bunker verschwunden war. Dann trieb er die beiden
Zivilisten zur Eile an. Sie mussten schnellstens verschwinden - das fühlte er
deutlicher denn je.

Bombentrichter
     
    Weiter. Und immer weiter.
    Wie ein Geist streifte er
durch die Kriegszone. Wie ein stinksaurer Geist! Wie viel Zeit hatte er hier
verschwendet? Er hatte sämtliche Gebäude im Kulissendorf durchsucht und war
sogar auf den Kirchturm gestiegen. Er war allen Wegen gefolgt, denen ein
Nichtkombattant folgen konnte, ohne auf eine Barriere aus Stacheldraht oder auf
eine Selbstschussanlage aufzulaufen.
    Der einzige Beweis für die
Anwesenheit der Zielpersonen war eine Hand voll Patronenhülsen ,
die er in der Nähe des Dorfes gefunden hatte. Diese konnten nur aus den Waffen
der Zielpersonen stammen, denn die Schützen verwendeten hülsenfreie Munition.
Sonst hatte er nichts gefunden. Kein Blut, keine Leichen. Offenbar war es den
Schützen nicht gelungen, die Zielpersonen zu neutralisieren.
    Einerseits wäre dies ein
Grund zur Freude gewesen, denn auf diese Weise konnte er sich selbst um die
beiden Zielpersonen kümmern. Andererseits ärgerte er sich, weil die Kriegszone
nicht das hielt, was er sich von ihr versprochen hatte. Nach einer so langen
Jagd wäre ihm ein wenig Unterstützung durchaus willkommen gewesen. Doch damit
durfte er offenbar nicht rechnen. Die ganze Arbeit blieb wieder an ihm hängen.
    Dabei hätte er dies durchaus
vorhersehen können. Eine einzelne Zielperson konnte es zwar kaum durch die
Kriegszone schaffen, doch zwei Personen hatten die Möglichkeit, sich
gegenseitig Deckung zu geben und den Weg unbeschadet zu überstehen. Hätte er
dies früher in Erwägung gezogen, dann hätte er sich die Durchsuchung der Häuser
sparen können. Dann hätte er nicht so viel Zeit verloren - und dann wäre er den
Zielpersonen nun schon ein ganzes Stück näher.
    Außerdem ärgerte er sich
über sein Zögern. Seit er die Siedlung verlassen hatte, war er mit viel zu
großer Vorsicht vorgegangen. Hier in der Kriegszone hatte diese Vorsicht
beinahe schon überhandgenommen. Er hatte es kaum noch gewagt, sich einem
Gebäude zu nähern. Hinter jedem Fenster und an jeder Ecke hatte er einen
Hinterhalt vermutet. Und er hatte damit gerechnet, Kinder zu sehen. Dabei gab
es hier nichts, was einem Entsorger hätte gefährlich werden können. Die Waffen
der Schützen konnten ihm nichts anhaben, so lange ihn keine verirrte Kugel
traf. Geriet ein Schütze in Sichtweite und peilte ihn an, dann konnte er ihn
mithilfe des Sichtgerätes ausschalten. Das Flackern des Displays aktivierte
eine Failsafe -Schaltung und fuhr das Betriebssystem
des Schützen vorübergehend herunter.
    Und auch die Klingen konnte
ihm kaum etwas anhaben. Maskierte Dissidenten mit weitgehend ausgeschaltetem
Denkvermögen. Diese Untermenschen ließen sich nur noch von ihren Instinkten
leiten, beinahe ebenso wie die Knochenkauer. Trotz der Furcht erregenden
Klingen konnte ein Entsorger mit bloßen Händen kurzen Prozess mit diesen
Schwachsinnigen machen. Und die Explosionen konnte er umgehen. Hierzu lagen ihm
genügend Daten über die Laufwege in der Kriegszone vor. Er

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