Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kellerwelt

Kellerwelt

Titel: Kellerwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
Vom Netzwerk:
Kleine schüttelte ihren
Kopf. „Nee, Mann. Der hat nur leere Notizbücher und Schreibzeug dabei. Damit
kann ich gar nichts anfangen."
    „ Na gut. Dann sehen wir zu,
dass wir weiter kommen."
    Er raffte seine Siebensachen zusammen und trat auf den
Korridor. Die Kleine brauchte offenbar noch einen Augenblick, um ihr
Gleichgewicht wieder zu finden. Diesen Augenblick gestand er ihr zu -
ausnahmsweise. Doch viel Zeit konnte er ihr nicht geben, denn der Drang,
schnellstens zu verschwinden, nahm wieder zu.

Treppenwelt
     
    Weiter. Und immer weiter.
    Die Kleine erholte sich
recht schnell, doch sie schaffte es nicht, das Thema endgültig abzuhaken.
Deswegen redete sie eine ganze Weile lang auf ihn ein und erzählte von ihren
Abenteuern, die sie mit dem Panzerchen erlebt hatte. Welche dieser Abenteuer
sie tatsächlich erlebt hatte und welche sie erfand, während sie erzählte,
konnte er nicht beurteilen. Es interessierte ihn auch nicht, denn er hatte das
Panzerchen bereits abgehakt und hörte ihr nur noch mit einem halben Ohr zu.
Stattdessen konzentrierte er sich darauf, seine Richtung zu halten, soweit es
das Labyrinth zuließ.
    Irgendwann gab sie die
Erzählungen auf und fing wieder an, ein Stück voraus zu laufen und Räume zu
durchsuchen. Viel hatte sie dabei nicht zu tun, denn sie durchquerten gerade
einen Bereich, in dem es so gut wie überhaupt keine Räume gab.
    Nach einer Weile ging ihm der Anblick der leeren Korridore auf die Nerven. Die
einzige Abwechslung bestand in den unterschiedlichen Abmessungen der Gänge und
in der Anordnung der Rohre, die hier und dort unter der Decke entlang liefen.
Doch er musste sich durchbeißen. Sein Verfolger holte auf. Das spürte er
inzwischen mit jeder Faser seines Körpers.
    Wie er mitbekommen hatte,
benutzte dieser Entsorger eine Art Navigationsgerät, um ihn aufzuspüren. Dieses
Gerät legte den Entsorger offenbar bei jeder Benutzung für eine Weile flach. Er
hatte nun darauf gebaut, der Entsorger benutze dieses Gerät auch nach der
Durchquerung der Kriegszone. Offenbar hatte er jedoch auf Sand gebaut. Wenn sie
sich nicht beeilten, dann würde ihn der Entsorger schon bald erwischen.
    Inzwischen glaubte er auch
nicht mehr daran, den Ausgang rechtzeitig zu erreichen. Er zweifelte sowieso
daran, diesen Keller ohne weiteres verlassen zu können. Möglicherweise würde
ihm überhaupt nichts anderes übrig bleiben, als sich dem Entsorger zu stellen.
Ihm blieb dabei nur ein einziger Vorteil: Er konnte den Ort und die Zeit der
Konfrontation festlegen. Er musste nur darauf achten, einen Vorsprung zu
behalten.
    Außerdem konnte er einen
Joker ins Spiel bringen. Der Liliputaner hatte eine Horde Kinder als
Ablenkungsmanöver eingesetzt, er würde eine junge Dame einsetzen. Im Augenblick
lief diese junge Dame vor ihm her. Eine junge Dame, von Mutter Natur mit einem
ausgezeichneten Orientierungssinn sowie guten Reflexen ausgestattet.
    Im Gegensatz zu diesem
Liliputaner würde er seinen Joker jedoch nicht verheizen. Stattdessen machte er
sich die Fähigkeiten der Kleinen zunutze, um einen Ort zu finden, an dem er
sich dem Entsorger stellen konnte. Und dann, wenn alles vorbei war, würde er
die Kleine mit zum Ausgang nehmen. Das war er ihr schuldig. Verdammt, das war
er all den Menschen schuldig, die wegen ihm gestorben waren. Eine ganze
Siedlung war wegen ihm ausradiert worden. Um diese Verlierertypen war es zwar
nicht schade gewesen, doch er wollte wenigstens ein Leben retten.
    Während er mit der
Eintönigkeit des Korridors haderte, war die Kleine ein Stück vorausgeeilt.
Plötzlich schrie sie auf und riss ihn aus seinen Gedanken. Er nahm sofort sein
Sturmgewehr von der Schulter und stürmte los. Dabei fragte er sich, was die
Kleine wohl ausgefressen hatte.
    Doch sie stand nur vor einer
offenen Tür und winkte ihn herbei. „Hier ist was. Ist irgendwie voll komisch.
Komm her und guck mal."
    Hoffentlich hatte die Kleine
nicht noch ein Halle voller Todesfallen entdeckt. Davon hatte er genug. Doch
der erste Blick durch die geöffnete Tür zeigte nur Dunkelheit. Er ging ein
Stück näher heran und fragte sich, was dieser Raum wohl darstellen sollte.
    Er sah einen Betonsockel,
direkt hinter der Tür, gesichert von einem Metallgeländer. Es sah beinahe aus
wie ein Balkon. Korrosion hatte das Geländer an mehreren Stellen zerbissen.
Nicht gut, denn jenseits des Geländers lauerte ein Abgrund. Wände, einen Boden
oder eine Decke konnte er nicht sehen. Alles verlor sich in Dunkelheit. Alles -
bis

Weitere Kostenlose Bücher