Kellerwelt
hervorzuziehen.
Nur einen Augenblick später
wischte das Geräusch direkt unter ihnen hindurch und entfernte sich auf der
anderen Seite. Er folgte der Geräuschquelle zwar mit Blicken, konnte aber
nichts erkennen. Dann wartete er noch einen Moment ab, ob das Ding noch einmal
umdrehte. Alles blieb ruhig.
„ Gut. Weiter."
Die Kleine sah zu ihm auf.
„Hinter dem Ding her? Hast du sie nicht mehr alle?"
Im Grunde eine berechtigte
Frage. Doch die Richtung kam ihm einfach korrekt vor. Also reagierte er nicht
weiter auf die Kleine und marschierte los. Die Kleine folgte ihm - was hätte
sie auch sonst tun sollen?
Sie erreichten eine weitere
Plattform an der gegenüber liegenden Wand. Von dort führten Treppen nach links
oben und nach rechts oben. Er entschied sich für die rechte Treppe, doch
bereits nach drei Stufen hielt er inne. Direkt vor ihm, gerade am Rande der
Dunkelheit erkennbar, kauerte ein finsterer Schatten mitten auf der Treppe.
Er legte sofort mit seinem
G-36C an und brachte den roten Punkt des Taktikvisiers direkt über den
Schatten. Sein Finger spannte sich um den Abzug, verharrte jedoch am
Druckpunkt. So starrten sie sich gegenseitig an - schwarzer Mann und schwarzer
Mutant.
Als das Ding auf der Treppe
nicht reagierte, ließ er seine Waffe eine Hand breit sinken. Allmählich ahnte
er, was hinter den Aktionen dieser Bestien steckte. Und tatsächlich: Der
Schatten zog sich zurück und verschwand in der Dunkelheit. Er ließ die Waffe vollends
sinken und betätigte die Sicherung.
„ Gehst du jetzt
weiter?" Die Kleine hatte den Mutanten nicht gesehen.
Er schüttelte seinen Kopf.
„Nein. Wir sind falsch. Wir nehmen die andere Treppe."
Sie kehrten um und gingen
nach links oben. Dort versperrte ihnen nichts und
niemand den Weg. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten sie eine Ecke des
Schachtes. Dort ging die Treppe in einen Laufgang über, der weiter an der Wand
entlang führte. Schließlich kam eine letzte Plattform in Sicht. Von dort
führten zwar keine Treppen oder Laufgänge weg, doch es gab eine Tür.
„ Oh Mann, was für ein
Glück." Die Kleine klang, als wolle sie jeden Augenblick losheulen. „Noch
eine Treppe mehr, und mir wären die Beine abgefault. Jetzt aber nichts wie raus
hier, bevor uns diese Viecher doch noch aufspüren."
Er zuckte nur mit den
Schultern. Er wusste, ihnen würde nichts passieren. Sie hatten diese Zone
gemeistert - ohne Zwischenfälle und mit ein klein wenig Hilfe von unerwarteter
Seite. Und irgendwo weit unter ihnen donnerte ein Schuss.
Die Kleine zuckte zusammen.
„Was war das denn jetzt?"
Er lauschte, doch alles
blieb ruhig. „Dem Knall nach war das ein ziemlich beeindruckendes
Kaliber", sagte er dann. „Wer auch immer dieses Ding abgefeuert hat, er
hatte wohl gerade eine unheimliche Begegnung."
Die Kleine grinste. „Das war
bestimmt dieser Typ, der hinter dir her ist. Vielleicht wird der gerade von
diesen Viechern platt gemacht."
Das wäre zu schön gewesen.
Doch er fühlte noch immer den Drang, so schnell wie möglich zu verschwinden.
Dieser Drang saß ihm zwar nicht im Nacken, doch er knabberte am Rand seiner
Gedanken. Deswegen ging er davon aus, sein Verfolger erfreute sich noch bester
Gesundheit. Und deswegen hatte er für die Anmerkung der Kleinen nur ein müdes
Grinsen übrig.
„ Ich fürchte, der findet
einen anderen Weg hier rauf. Los, verschwinden wir."
Todesfragen
Weiter. Und immer weiter.
Doch viel weiter würden sie
nicht kommen. Nach dem Treppensteigen zerrte ihn die Müdigkeit zu Boden. Er
brauchte dringend eine Toilette und eine Gelegenheit, um sich auszuruhen. Auch
die Kleine machte einen nicht mehr allzu frischen Eindruck.
Sie fanden ein Treppenhaus
und stiegen zwei Etagen aufwärts. Dort wollte er die Kleine losschicken, um
einen Raum zu suchen, in dem sie ausruhen konnten. Als er jedoch sah, wo sie
gelandet waren, verwarf er diese Idee sofort wieder. Auch die Müdigkeit schien
zu verpuffen.
„ Was, zum Donnerwetter, soll
das hier darstellen?"
Er sah sich um. Noch vor
einiger Zeit wäre er beim Anblick der Räumlichkeiten in Jubel ausgebrochen - in
der Annahme, er habe den Ausgang entdeckt. Doch inzwischen wusste er es besser.
Inzwischen verfügte er über genug Erfahrung, um sich nicht vom ersten Schein
trügen zu lassen. Stattdessen erfasste er sofort alle Hinweise, die auch diesen
Bereich als einen Bestandteil des Kellers kennzeichneten.
Die Kleine zwängte sich an
ihm vorbei und schaute sich ebenfalls mit großen Augen
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