Kellerwelt
Selbstschussanlage.
Das Gehäuse des Kastens an
der Seite der Waffe war zersplittert. Kabel hingen heraus. Im Inneren des
Kastens erkannte er mehrere Zahnräder. Damit erklärte sich das Surren, das er die ganze Zeit über im Ohr hatte.
Er hatte mit einem seiner
Schüsse einen Volltreffer gelandet, vielleicht sogar mit beiden. Damit hatte er
die Selbstschussanlage außer Gefecht gesetzt. Leider hatte er das Feuer einen
Augenblick zu spät eröffnet, andernfalls hätte es der Bursche in Rot vielleicht
noch schaffen können. Zu schade. Doch das ließ sich nun nicht mehr ändern.
Stattdessen würde er sich
wieder auf die Suche nach der Ausfahrt machen. Er hatte hier unten schon viel
zu viel Zeit verschwendet. Auf seinem Weg musste er nur die Ohren spitzen und
diesen Selbstschusswaffen aus dem Weg gehen, dann konnte ihm nichts passieren.
Er bewegte sich weiter.
Dabei achtete er darauf, sich nach Möglichkeit immer in eine Richtung zu gehen,
um nicht im Kreis zu laufen. Nach einer Weile musste er sich jedoch
eingestehen, den Überblick verloren zu haben. Direkt voraus hörte er Geräusche.
Wandte er sich nach rechts oder links, dann nahm er ebenfalls Geräusche wahr.
Schließlich glaubte er, ein
Schlupfloch gefunden zu haben, doch schon bald fand er sich wieder von diesen
Selbstschussanlagen umgeben. Er hatte sich in eine Sackgasse manövriert. Also
drehte er um und ging ein Stück zurück. Wie viele Pfeiler hatte er noch gleich
passiert, bevor er in die Sackgasse geraten war? Er wusste es nicht mehr.
Verdammt, er hätte mitzählen müssen. Schließlich lief er erneut auf ein Piepen
zu. Sackgasse - auch in der entgegengesetzten Richtung.
Allmählich wurde er nervös.
Es lief nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Doch er musste raus aus
dieser Tiefgarage. Er musste raus aus diesem gesamten Keller, und zwar schnell!
Er wandte sich nach links, doch
bereits nach wenigen Schritten beschleunigte einer der Pieptöne .
Er blieb sofort stehen und trat einen Schritt zurück. Besser, er versuchte die
andere Richtung. Dort kam er nur ein Stück weiter, bevor auch dort ein Piepton
beschleunigte. Diesmal bog er scharf nach rechts ab, in seine ursprüngliche
Richtung. Vielleicht konnte er sich seitwärts aus dem Erfassungskegel der
Waffen bewegen.
Doch noch während er sich
vorsichtig seitwärts schob, ging ein zweites Piepen in einen Dauerton über. Er
schaffte es gerade noch, sich mit zwei raschen Schritten hinter einen
Betonpfeiler zu ducken, als auch schon eine Maschinenwaffe das Feuer eröffnete.
Als normaler Mann von der
Straße hätte er sich in einer solchen Situation vor Angst in die Hose kacken
müssen. Stattdessen spürte er nur eine Art Aufregung, die er schon beinahe als
angenehm empfand. Um einen Weg aus dieser Tiefgarage zu finden, würde er sich
auf einen Tanz mit den Selbstschussanlagen einlassen müssen. Mensch gegen
Maschine. Dabei würde er entweder einen Ausweg finden oder er würde als
menschliches Sieb zwischen den Betonpfeilern enden, genau wie der Kerl in Rot.
Er zog die P226 und
überprüfte das Magazin. Vielleicht gelang es ihm, noch eine dieser Kanonen
außer Gefecht zu setzen. Vielleicht auch nicht. Er würde es sehen. Dann zögerte
er kurz. Sollte er nach rechts oder nach links loslaufen? Welche Seite würde
die Selbstschussanlage wohl gerade anvisieren? Wenn er sich für die falsche
Richtung entschied, dann würde sie ihn gleich beim ersten Schritt erwischen.
Risiko!
Er entschied sich für links.
Feige Sau
Weiter. Und immer weiter.
Das dauerte zu lange!
Er hatte zwar sein erstes
Etappenziel erreicht, doch darüber konnte er sich nicht freuen. Im Gegenteil,
er war stinksauer! Es hatte ihn eine Menge Zeit gekostet, den Raum zu finden,
in dem seine Zielperson das Dämmerlicht dieser Welt erblickt hatte. Auf dem Weg
dorthin hatte nichts, aber auch gar nichts, so funktioniert, wie er es erwartet
hatte.
Zunächst hatte ihn der
Download aus dem Sichtgerät außer Gefecht gesetzt. Er hatte in das Flackern des
Gerätes geblickt und beinahe sofort das Bewusstsein verloren. Irgendwann war er
dann auf dem Boden aufgewacht, in all diesem Schmutz. Er hatte mörderische
Kopfschmerzen gehabt und seine Muskeln hatten sich angefühlt, als habe er
stundenlang Gewichte gestemmt. Seine Nase hatte geblutet und den Kragen seines
T-Shirts rot gefärbt. Seine Waffe und das Sichtgerät waren in den Dreck
gefallen, doch glücklicherweise hatten beide Gegenstände keinen Schaden
davongetragen.
Anstatt die
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