Kellerwelt
nach rechts, und schon standen sich die beiden Trottel gegenseitig im
Weg. So konnte er in aller Ruhe auf den ersten der beiden Männer losgehen.
Vom Nahkampf verstand dieser
Kannibale offenbar überhaupt nichts und fuchtelte mit beiden Händen in der Luft
herum, als wolle er fangen spielen. Er schlug dem Kannibalen ins Gesicht. Zwei
schnelle linke Geraden, dann einen rechten Schwinger
gegen den Unterkiefer. Entweder wusste der Menschenfresser tatsächlich nicht,
wie man sich wehrte, oder der Nahrungsmangel hatte seine Kräfte komplett aufgezehrt.
Alle drei Schläge trafen ihr Ziel und schickten den Burschen zu Boden. Er
überlegte, ob er dem Mann noch einen Schlag oder einen Tritt zur Sicherheit
versetzen sollte, als der zweite Kannibale attackierte.
Zwar legte dieser Mann etwas
mehr Enthusiasmus an den Tag als sein Vorgänger, doch das Ergebnis blieb das
gleiche: Er versetzte dem Kannibalen zunächst einen Fingerstich gegen den
Kehlkopf, landete allerdings keinen perfekten Treffer. Der Kannibale atmete
tief ein, machte dabei „ Hööööööh !", blieb aber
auf den Beinen. Also ließ er sich einen Schritt zurückfallen und trat dem
Burschen heftig in den Unterleib. Damit endete die Geschichte auch für den
zweiten Kannibalen. Blieb nur noch der Fixer.
Dieser wusste zunächst
offenbar nicht, ob er seine Deckung auf sein Gesicht oder auf seinen Unterleib
konzentrieren sollte. Er nahm dem Fixer die Entscheidung ab, indem er zwei
Schritte Anlauf nahm und nach dem Oberkörper seines Gegners trat. Damit fügte
er dem Fixer zwar keinen größeren Schaden zu, doch er brachte den Mann für
einen kurzen Moment aus dem Gleichgewicht. Mehr Zeit benötigte er nicht, um den
Fixer an der Gurgel zu packen, wobei er den Bart des Mannes in seinem Griff
einquetschte. So zerrte er den Fixer an sich heran, bis er den Gestank des
Mannes kaum noch ertragen konnte. Wie er dabei zu seiner Freude feststellte,
hatte sich das Grinsen aus dem Gesicht des Fixers verabschiedet.
„ Jetzt nochmal im
Klartext", zischte er den Fixer an. „Wie komme ich auf dem kürzesten Weg
zum Ausgang?"
Der Fixer schnappte nach
Luft. „ Das … das kannste vergessen, Mann. Hier is ' Endstation. Hier musst du
bleiben, ob du willst oder nicht."
Er drückte noch fester zu.
Lange würde er sich nicht mehr mit diesem Neandertaler beschäftigen können. Er
musste weg. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis auch hier unten nach ihm
gesucht wurde. Wenn er sich nicht beeilte, von hier zu verschwinden, dann würde
man ihn erwischen.
Zu allem Überfluss hörte er
auch noch ein Geräusch hinter sich. Es klang, als rutsche etwas über den Boden.
Er fragte sich, ob einer der Neandertaler, die er niedergeschlagen hatte,
wieder munter wurde.
Um der Sache auf den Grund
zu gehen, drehte er sich um und zerrte den Fixer dabei einfach im Halbkreis
herum. Wie ihm ein rascher Blick in die Runde zeigte, lagen die drei Männer
noch immer am Boden. Derjenige, der ihn aus dem Hinterhalt hatte angreifen
wollen, rührte sich nicht mehr. Die beiden Neandertaler, die am Feuer gesessen
hatten, krümmten sich unter Schmerzen.
Doch damit erklärte sich
noch nicht dieses Schleifgeräusch. Als er noch einmal genauer hinsah (der Fixer
baumelte dabei wie ein Kleidersack in seinem Griff), erkannte er eine Bewegung
am Rande des Lichtkreises, den das Feuer in den Raum warf. Er ging einige
Schritte in Richtung der Bewegung und zerrte den Fixer dabei mit sich.
Schließlich erkannte er
einen Menschen, der über den Boden kroch. Eine Frau. Ihr linker Arm endete auf
Höhe des Ellbogens in einem Stumpf, eingewickelt in ein Bündel aus Lumpen. Der
rechte Arm endete in der Mitte des Unterarms. Gleiches galt für das linke Bein.
Oberschenkel, Knie - dann nichts mehr. Mit ihrem rechten Bein scharrte sie über
den Boden und kämpfte sich auf diese Weise vorwärts. Während sie auf ihn zu
kroch, stammelte sie kaum verständliche Worte vor sich hin. Er glaubte nur, das
Wort „Essen" zu verstehen.
Obwohl er den Fixer mit
eisernem Griff hielt, brachte der Kannibale ein Kichern zustande. „Wir nennen
sie die ‚Speisekammer‘. Spare in der Zeit, dann haste in der Not, Mann. Ist nur
blöd, dass wir sogar das Futter füttern müssen."
Er benötigte einige
wertvolle Augenblicke, um zu begreifen, was er hier gerade vor sich sah. Diese
Barbaren waren offenbar dabei, diese Frau in Etappen zu vertilgen.
Möglicherweise verspeiste sich die Frau sogar selbst.
Er wandte sich an den Fixer.
„Du kranker Arsch."
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