Kellerwelt
Er nickte zu der Frau hin. „So etwas hättet ihr gerne
auch mit mir gemacht, nicht wahr? Aber das ist nun mächtig in die Hose
gegangen. Oder dachtest du tatsächlich, vier Kerle von deinem Kaliber könnten
es mit mir aufnehmen?"
Der Fixer grinste noch
immer. „Wer sagt denn, dass das in die Hose gegangen ist? Wir sind doch noch
gar nicht fertig mit dir. Und wie kommst du darauf, du hättest es nur mit vier
Kerlen zu tun?"
Er spielte bereits mit dem
Gedanken, den Fixer einfach zu erwürgen und dabei noch einen markigen Spruch
anzubringen. Dann hörte er jedoch die Geräusche aus der Dunkelheit - und er
verstand, was der Fixer meinte.
Da flüsterten Stimmen. Viele
Stimmen. Außerdem hörte er aus allen Richtungen Schritte und Schlurfen. Jemand
kicherte, nicht weit entfernt, doch weit genug, um nicht vom Feuer beleuchtet
zu werden.
„ Wir sind noch lange nicht
mit dir fertig, Mann. Einen wie dich können wir uns nicht entgehen lassen. Das
musste verstehen, Mann. Versetz' dich mal in unsere Lage."
Er verzichtete darauf, sich
in die Lage des Fixers oder irgendeines anderen Menschenfressers zu versetzen.
Vier dieser Gestalten hatte er mühelos bekämpfen können, doch der
Geräuschkulisse nach zu urteilen schien sich hier unten eine ganze Armee dieser
Zottelwesen zusammenzurotten. Wenn es einer oder mehrere dieser Kannibalen
schafften, ihm in den Rücken zu fallen, dann konnte es wirklich unangenehm für
ihn werden. Das durfte er nicht riskieren.
Er zerrte den Fixer mit
einem Ruck nach links und schleuderte ihn zu Boden. „Ist dein Glückstag,
Arschloch. Habe keine Zeit, dich zu entsorgen."
Dann rannte er los,
geradewegs in die Dunkelheit. Er erreichte eine Wand, bog nach links ab und
schlüpfte in eine Einmündung. Im nächsten Augenblick fand er sich im Labyrinth
der Katakomben wieder. An der ersten Kreuzung, die er erreichte, bremste er ab
und lauschte. Er hörte Geräusche aus allen Richtungen. Rechts schien sich
allerdings weniger zu tun. Also wandte er sich in diese Richtung.
Er nahm noch zwei
Abzweigungen. Dann verließ ihn sein Glück und er lief auf zwei Kannibalen auf.
Ihrem Aussehen nach hätten diese Kerle Geschwister der Kreaturen am Feuer sein
können. Er rammte die beiden einfach aus vollem Lauf und stieß sie rechts und
links gegen die Wände. Dem Knirschen nach zu urteilen gingen dabei neben
einigen Backsteinen auch diverse Knochen zu Bruch. Er hielt sich nicht damit
auf, dies nachzuprüfen, sondern stürmte einfach weiter.
Vor sich hörte er Stimmen.
Es gelang ihm, im letzten Augenblick in einen Raum zu schlüpfen und sich neben
der Türöffnung gegen die Wand zu pressen. Eine Gruppe von Menschenfressern
passierte den Raum, ohne ihn zu sehen. Dann kehrte wieder etwas mehr Ruhe ein.
Er nahm an, die Kannibalen versuchten, sich auf ihr Gehör zu verlassen, um ihn
aufzuspüren.
Als er kein Geräusch mehr
wahrnahm, schlich er weiter. Der Trick mit dem Raum gelang ihm noch ein
weiteres Mal und er ließ eine weitere Gruppe passieren. Danach ging er in einer
besonders finsteren Ecke in die Hocke und ließ zwei weitere Menschenfresser an
sich vorbei. Sie sahen ihn nicht, obwohl sie zum Greifen nahe an ihm vorbei
streiften.
Er schaffte es noch ein
Stück weiter, als plötzlich hinter ihm ein Schrei ertönte: „Hier! Hier isser ! Ich hab' ihn!"
Einen Moment lang dachte er
daran, sich umzudrehen und zum Kampf zu stellen, doch dann entschied er sich
für die Flucht. Der Gang, in dem er sich gerade befand, bot ihm nicht genug
Bewegungsfreiheit. Seine Gegner hätten sich zwar gegenseitig blockiert, doch
sie hätten die Möglichkeit gehabt, sich ihm von zwei Seiten her zu nähern und
ihn einzukesseln. Also rannte er los - und sah sich nur wenige Schritte später
einem weiteren Kannibalen gegenüber. Er saß in der Falle.
Wäre er erneut auf einen bis
auf die Knochen abgemagerten Kannibalen getroffen, dann hätte er ihn einfach
aus dem Weg gerempelt, wie er es schon einmal getan hatte. Dieser
Menschenfresser hier stand jedoch noch sehr gut im Futter. Außerdem blockierte
der Bursche breitbeinig den Gang und stützte sich zusätzlich noch mit beiden
Händen an den Wänden ab. Diesen Kerl würde er nicht so einfach aus dem Weg
räumen können.
Hinter ihm trampelten
bereits weitere Kannibalen heran. Ihm blieb keine Zeit, seine Situation zu
überdenken und zu planen. Er musste etwas tun. Jetzt. Auf der Stelle. Schnell!
Er handelte.
Seine rechte Hand wischte
hinter seinen Rücken und zog die SIG-Sauer
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