Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kellerwelt

Kellerwelt

Titel: Kellerwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
Vom Netzwerk:
nun zu meinem Teil unserer Abmachung."
    Der Knochenkauer richtete
sich ein Stück weit auf. „Du zeigst mir jetzt, wie ich hier raus komme? Das ist
echt stark, Mann! Easy, Kollege. Echt easy."
    Als er die Überreste der
Zähne im Mund des Knochenkauers sah, hätte er sich beinahe übergeben. Doch er
kämpfte die Übelkeit nieder. Wenn er sich etwas Ekelhafteres als diesen
Knochenkauer vorstellen konnte, dann war es ein vollgekotzter Knochenkauer.
    „ Nun gut. Aufgepasst!",
sagte er geschäftsmäßig. Er hob das AKS-74U an und feuerte einen Schuss in den
linken Oberschenkel des Knochenkauers. Der schrie auf.
    „ Aua! Mann, was soll der
Scheiß?"
    Er ließ sich in die Hocke
nieder. „Na ja, irgendwo müssen wir anfangen, nicht wahr? Einen Schuss in den
Oberschenkel hielt ich für einen vielversprechenden Einstieg."
    „ Das ist echt mies,
Mann", sagte der Knochenkauer. Sein Tonfall veränderte sich dabei kein
bisschen. „Jetzt musst du mir mal erklären, wie ich mit einem zerschossenen
Bein hier raus kommen soll."
    Er zuckte mit den Schultern.
„Gute Frage. Aber dazu komme ich gleich. Machen wir zuerst einmal weiter."
    Er feuerte einen Schuss in
den rechten Oberschenkel des Knochenkauers.
    „ So, jetzt kannst du
überhaupt nicht mehr laufen. Das ist aber nicht schlimm. Du wirst diesen Ort
trotzdem verlassen. Der Trick ist, dass nichts von dir übrig bleiben wird.
Dafür werden deine Kumpels schon sorgen, sobald sie dich finden. Schließlich
kannst du nicht mehr vor ihnen weglaufen. Du kannst dich auch nicht mehr sonderlich
gut wehren. Also werden sie dich auffressen. Rein technisch gesehen kann man
das durchaus als einen Ausweg aus dieser Situation betrachten." Er stand
auf. „Und weil du mir so bereitwillig geholfen hast, habe ich noch ein Geschenk
für dich. Sozusagen als kleine Zugabe. Ich werde dir nämlich deine wahre
Identität zurückgeben."
    Er zog das Sichtgerät
hervor. Der Knochenkauer sah zu ihm auf. „Was willst du mir geben? Meine
Identität? Mann, ich habe keine Identität. Seit ich hier drin bin, bin ich
niemand. Da ist nichts mehr, Mann. Gar nichts."
    „ Aber warum denn so
pessimistisch? Schauen wir uns die Sache doch zuerst einmal an."
    Er richtete das Display des
Sichtgerätes auf den Knochenkauer und drückte den Auslöser. Das Display
flackerte und hüllte den Knochenkauer in Stroboskoplicht. Nach einem Augenblick
ließ er die Taste los und rückte ein wenig näher an den Knochenkauer heran,
damit dieser das Display besser sehen konnte.
    „ Und, was steht da?"
    Aus dem Blick des
Knochenkauers sprach nur Verwirrung. „Hä? Mann, was soll der Scheiß? Da steht
gar nichts. Das ist doch nur ein blödes Blitzlicht."
    Er sah sich das Display an.
Natürlich erkannte der Knochenkauer nichts. Es ging schließlich auch nicht um
das, was auf dem Display zu sehen war, sondern vielmehr um die Daten, die das
Sichtgerät übertrug. Man musste bereit sein, diese Daten in sich aufzunehmen
und zu akzeptieren. Man musste sie strömen lassen, bis sie sich anfühlten wie
eigene Gedanken, Erinnerungen oder Ideen.
    Vielleicht waren die
Knochenkauer nicht in der Lage, ihren Geist in dieser Weise zu öffnen.
Vielleicht waren sie einfach nur zu blöd dazu.
    „ Tja, da kann man nichts
machen", sagte er und packte das Sichtgerät wieder weg. „Hättest mal lesen
lernen sollen. Aber jetzt muss ich los. Die Pflicht ruft." Er wandte sich
ab und marschierte los.
    „ Hey Mann", rief ihm
der Knochenkauer hinterher, „da hat doch gar nichts gestanden. Da war doch gar
nichts, Mann. Du wolltest mich nur verarschen."
    Er konnte sich ein Grinsen
nicht verkneifen. Bevor er den zentralen Feuerplatz verließ, rief er laut aus:
„Essen ist fertig! Kommt alle her! Heute gibt es ein Essen auf Kosten des
Hauses. Aber nur, solange der Vorrat reicht. Wer zuerst kommt, der bekommt die
besten Stücke. Mahlzeit!"
    „ Arschloch", murmelte
der Knochenkauer hinter ihm. Er konnte es gerade noch hören.

Noch Zeit für ein Nickerchen
     
    Weiter. Und immer weiter.
    Es ging einfach nicht
schnell genug.
    Sie wäre am liebsten
gerannt, doch das konnte sie nicht riskieren. Nicht schon wieder. Vorhin wäre
sie wegen ihrer Eile nämlich beinahe draufgegangen.
    Bei dieser Aufgabe ging so
ziemlich alles schief, was nur schiefgehen konnte. Und alles war ihre eigene
Schuld, denn sie ließ sich zu schnell aus der Ruhe bringen.
    Es hatte schon mit dem Chef
angefangen. Bisher hatte sie sich keine Gedanken über Streuner gemacht.
Außerhalb der

Weitere Kostenlose Bücher