Kellerwelt
Augenblick
beginnen.
Beim Verlassen der
Maschinenzone hatte er den Entschluss gefasst, eine Plage über den
gesamten Abschnitt dieser Welt zu bringen. Deswegen hatte er nicht lange gefackelt
und die Tür der Maschinenzone offen gelassen. Nur einen Spalt, doch weit genug,
um eine Spinne anzulocken. Über ihr internes Modem würde sie die Information an
die anderen Spinnen weitergeben. Und dann würden die Überwachungsmaschinen auf
die Jagd gehen. Später hatte er seinen Entschluss beinahe bereut. Wären diese
Spinnen schnell und entschlossen vorgegangen, dann wäre er möglicherweise ihr
erstes Opfer gewesen. Doch sie hatten sich Zeit gelassen. Zeit genug für ihn,
um sich hier einzurichten und die Show zu genießen.
Es begann irgendwo hinten,
auf der gegenüber liegenden Seite des Zentralplatzes. Von dort ertönten
plötzlich Schreie. Dann strömten mehr Menschen heran. Sie verursachten einigen
Wirbel in der Versammlung unter dem Kartenarchiv. Und bevor jemand reagieren
konnte, kamen die Spinnen.
Wenn's läuft, dann läuft's.
Weiter. Und immer weiter.
Die Kleine bremste ihn aus.
Einerseits musste sie immer wieder auf die Karte schauen, andererseits
durchsuchte sie beinahe jeden Raum, den sie passierten. Das passte ihm
überhaupt nicht. Sie hatten schon genug Zeit verloren, indem sie einmal Rast
gemacht hatten, um zu schlafen. Er hatte gegen diese Pause protestiert - auch
wenn der Drang, schnellstens zu verschwinden, in diesem Augenblick nicht
übermächtig gewesen war. Der Chef hatte jedoch darauf bestanden, eine Pause
einzulegen. Er war der Ansicht, die Gruppe müsse topfit sein, wenn sie die
Kriegszone erreichten. Also hatte er sich gefügt, dafür aber nach der Rast ein
umso schärferes Tempo vorgelegt. Dennoch fand die Kleine immer wieder Zeit,
irgendwelches Zeug aus den Räumen anzuschleppen. Einmal hatte sie ihm sogar
stolz einen Teddybären ohne Kopf präsentiert. Wer immer dieses Dinge hier
zurückgelassen hatte - er verfügte über einen schrägen Humor.
„ Weswegen rennst du
so?", fragte der Zwerg. „Der Entsorger muss noch weit hinter uns
sein."
Er würdigte den Zwergen
nicht einmal eines Blickes, als er antwortete: „Ich will hier raus. Das geht
mir alles nicht schnell genug. Mir ist es egal, ob uns jemand folgt oder nicht.
Ich will einfach nur hier raus. Außerdem verstehe ich nicht, weswegen die
Kleine jeden einzelnen Raum durchsuchen muss. Ich dachte, ihr hättet hier schon
längst alles abgesucht."
„ Dann hast du nicht richtig
zugehört", sagte der Chef in einem Tonfall, als wolle er ein kleines Kind
maßregeln. „Ich habe dir erklärt, dass man in diesen Räumen immer etwas Neues
findet. Keine Ahnung, wer die Räume immer wieder nachfüllt. Es ist einfach
immer etwas da. Komischerweise aber nur dann, wenn man seiner eigentlichen
Aufgabe nachgeht. Ich selbst werde auch bald wieder anfangen, hier und dort
nachzuschauen. Ich gehe wieder meiner ursprünglichen Aufgabe nach, also sollte
auch für mich wieder etwas zu holen sein. Die Kühe hingegen müssen sich keine
Gedanken machen. Die haben keine Aufträge. Die finden immer etwas."
Er verlagerte seinen
Rucksack ein wenig. „Wir schleppen doch schon genug Zeug mit uns herum."
„ Hier drin kann man niemals
genug mit sich herumschleppen", sagte der Chef. Sein Tonfall nahm nun
etwas an Schärfe zu. „Wenn du das schleifen lässt, dann stehst du irgendwann
ohne Nahrung da. Oder dir geht mitten in der Kriegszone die Munition aus. Das
wäre dann nicht so gut. Deswegen solltest du einraffen, was du einraffen kannst.
Wer immer dies alles hier organisiert, er beobachtet dich auf Schritt und
Tritt. Und wenn du nicht für dich sorgst, dann hört er ebenfalls auf damit. Das
würde ich an deiner Stelle nicht riskieren. Nun frag' mich aber nicht, wer uns
hier beobachtet und wie er das anstellt. Ich weiß es nämlich nicht."
„ Interessiert mich auch
nicht. Mich interessiert vielmehr, wer ich bin. Oder wer ich war. Und ich
möchte wissen, woher diese Gedanken in meinem Kopf kommen. Da oben in diesem
Kartenarchiv, da war ich drauf und dran, den alten Mann zu erschießen. Das muss
man sich einmal vorstellen! Solche Gedanken sind doch nicht normal."
Der Chef ließ ein leises
Lachen hören. „Da hast du allerdings Recht." Dann rief er nach vorne: „He,
Panzerchen. Sag unserer Pfadfinderin, sie soll die nächsten paar Räume
auslassen. Wir untersuchen die Räume selbst."
Das Panzerchen brummte eine
Antwort, die nach Zustimmung klang und der
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