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Kells Legende: Roman (German Edition)

Kells Legende: Roman (German Edition)

Titel: Kells Legende: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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mit einem Arm ihr Gesicht, hatte ihre Klauen an ihrer freien Hand ausgefahren und schlug wild um sich, ohne jedoch etwas zu treffen. Nach einigen Sekunden konnte sie wieder etwas erkennen, sprang auf, vollkommen nackt, mit blutigen Brüsten. Sie sah Vashell, der den Griff einer Spitzhacke in der Hand hielt. Er war mit Blut beschmiert, ihrem Blut. Seine Augen glänzten.
    »Was soll das?«, schnarrte sie, während die Furcht sich wie eine Klammer um ihr Herz zu legen drohte.
    »Zeig mir deine geheime Waffe! Komm schon, Anukis, zeig mir, wie du mich töten wolltest! Zeig es mir, jetzt!«
    Anukis wich zurück, und Vashell trat um das Bett herum.
    »Wo ist Shabis? Was hast du mit meiner Schwester gemacht?«
    »Shabis?« Vashell lächelte, und aus dem dämmrigen Licht der Kerzen tauchte Shabis auf. Sie lächelte strahlend. Dann hob sie die Hände und legte sie auf Vashells Schulter. Sie bewegte sich mit schwingenden Hüften und in selbstbewusster Haltung.
    »Was machst du da?«, erkundigte sich Anukis, obwohl ihre Seele die Antwort bereits kannte.
    »Vashell gehört mir, du Miststück. Er wird mich heiraten! Er hat mir erzählt, was du ihm angetan hast, wie du versucht hast, ihn mit deinem unreinen Blut zu vergiften. Du bist ein Canker, Anukis, eine kranke, giftige Frau, keine echte Vachine. Du wirst in der Hölle verrotten.«
    Anukis stand da, mit offenem Mund, während ihr Kopf schmerzhaft pochte und ihre zerschmetterte Nase brannte. Sie starrte ungläubig auf die Szene, die sich vor ihr abspielte. Dann schloss sie mit einem vernehmlichen Klacken den Mund, als Vashell sich umdrehte, Shabis küsste und seine Zunge in ihren Mund schob.
    »Er wird dich niemals heiraten«, sagte Anukis schließlich.
    »Lügnerin! Wir sind verlobt. Die Uhrwerker werden die Zeremonie in drei Wochen durchführen. Du hast gelogen, als du behauptet hast, er hätte dich vergewaltigt; du hast gelogen, um ihn vor mir schlecht zu machen, damit ich dir helfe, ihn zu töten, wenn es so weit ist. Vashell ist ein Ehrenmann; er würde sich nie so weit erniedrigen, mit einer Unreinen zu schlafen.« Sie spie die Worte förmlich hervor, und ihre Reißzähne wurden ein Stück sichtbar. Ihre dunklen Augen hatten sich zu Schlitzen verengt, und Anukis konnte einfach nicht glauben, was sie da sah. Sie verstand den Hass nicht, den ihre Schwester ausstrahlte. Sie konnte es einfach nicht.
    Vashell strich mit einer Hand über Shabis’ Flanke. »Töte sie, Shabis«, sagte er leise. »Töte Anukis.«
    Shabis knurrte, fuhr ihre Reißzähne aus und ihre Krallen, die stählern und messingfarben glänzten. Dann duckte sie sich, schlich um das Bett herum, die Augen zusammengekniffen und den Blick auf ihre Schwester gerichtet. Ihr Gesicht war wutverzerrt, und sie leckte sich die Lippen in Erwartung von frischem Blut …
    »Nein!«, rief Anukis, beinahe hysterisch. »Shabis! Mach das nicht! Vashell lügt!«
    »Gesprochen wie eine echte Unreine!«, zischte Shabis und griff mit einem wilden Vachine-Grollen ihr eigen Fleisch und Blut an.

6
    GIFTIGES BLUT
    Kell spannte sich an, als der Canker den Kopf senkte. Dessen Muskeln traten hervor, und ein dunkles, metallenes Summen drang aus seinem gespaltenen Schädel und dem schlaffen, aufgerissenen Kiefer; Kell starrte in den Schlund der Bestie, in ihre Augen, und schüttelte sich, als sein Leben, seine Vergangenheit und vor allem – und das setzte ihm weit mehr zu – die Erinnerung an die Tage des Blutes durch seinen Kopf zuckten. Er empfand Bedauern und Verachtung für sich selbst, Verzweiflung darüber, dass er gewisse Dinge nicht geklärt hatte, dass er keine Verzeihung und Vergebung vor den anderen gefunden hatte, und, was noch wichtiger war, keinen Zufluchtsort für sich selbst …
    Der Canker heulte und bäumte sich auf. Noch mehr Putz und Steine fielen herab, lösten sich aus der zerstörten Decke. Ein großer Querbalken stürzte herunter und landete mit einem dumpfen Knall auf der Bestie, die von dem gewaltigen Gewicht zu Boden geschleudert wurde. Sie knurrte und schnappte wütend um sich, und in der riesigen Staubwolke sah Kell, wie Saark sein Rapier tief in die Seite des Cankers rammte. »Die Decke kommt runter!«, schrie Saark. »Wir müssen hier raus!«
    Kell nickte und hämmerte der Kreatur seine Axt in den Schädel, woraufhin sie nur wütend um sich schlug und knurrte. Dann drückte sich Kell an der Wand entlang und rannte hinaus, während weitere Steine und Dachbalken um ihn herum zu Boden polterten. Er hechtete aus

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