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Kells Legende: Roman (German Edition)

Kells Legende: Roman (German Edition)

Titel: Kells Legende: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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der Tür und landete bäuchlings im Schnee. Der Aufprall raubte ihm fast den Atem. Hinter ihm gab die Kate ein Kreischen von sich wie ein verwundetes Biest, schien vor Qual den Schädel zu schütteln … und im nächsten Moment gab das Dach nach.
    Saark stand neben ihm, vollkommen schwarz vom Staub, und zerrte Kell auf die Füße. »Ich glaube nicht, dass sich diese Bestie davon aufhalten lässt.«
    Kell holte tief Luft. Der Schnee umwirbelte ihn wie eine Aschewolke. Er drehte sich um und starrte auf die Kate, die sich zu erheben schien, um dann wieder zusammenzusacken wie ein gewaltiger, sterbender Bär. Eine Sekunde war es ruhig, doch dann begann sich etwas unter den Trümmern zu bewegen, schob Steine, Schutt und Dachbalken weg und dann den Rest hoch. Saark rannte bereits zu dem Kieselstrand und dem Kahn, in dem Nienna und Kat saßen und ihm zuschrien, er solle sich gefälligst beeilen. Kell folgte ihm, langsam und mit verzerrtem Gesicht, weil seine Rippen höllisch schmerzten, ebenso wie seine Schulter, sein Kopf und seine Knie. Plötzlich fühlte er sich alt, müde, zerschlagen und nutzlos. Er stolperte über die Kiesel, als sich hinter ihnen der Canker mit einem gewaltigen, martialischen Brüllen in einem Schauer von Steinen aus den Trümmern erhob.
    Der Himmel grollte, und ein Blitz malte ein leuchtendes Netz in die Nacht. Es donnerte, als säße eine Bestie in einem Käfig aus Sturm hinter Gittern aus Feuer, und ein Hagelschauer prasselte auf die Kiesel um Kell herum, als er das Tau mit der Axt kappte und das Boot ins Wasser schob. Dann sprang er in das schaukelnde Gefährt.
    Sie waren bereits ein Stück vom Ufer entfernt, als der Canker sich suchend nach ihnen umsah.
    »Die Kreatur kann uns nicht sehen«, flüsterte Saark. »Leise.« Er legte einen Finger auf seine Lippen.
    Während sie immer weiter vom Ufer wegtrieben, beobachteten sie die Bestie, die offenbar verwirrt zu sein schien; doch dann hob sie ihren Schädel, öffnete das riesige Maul, suchte den Himmel ab und … drehte sich um, senkte den Kopf und stürmte über den Schlamm, die Kieselsteine und den Schnee direkt in ihre Richtung.
    Nienna rang vor Entsetzen nach Luft.
    »Keine Sorge«, krächzte Saark, dessen Mund vor Angst ausgetrocknet war. »Der Fluss wird den Mistkerl schon aufhalten.«
    Der Canker erreichte das Ufer des reißenden Flusses und sprang hinein, ohne auch nur eine Sekunde innezuhalten. Sein Körper verlängerte sich in einem fast eleganten, katzenartigen Sprung. Die Kreatur landete auf dem schwarzen, von Hagelkörnern aufgewühlten Wasser, und verschwand augenblicklich unter der Oberfläche.
    Kell stand auf, so dass das Boot heftig schaukelte, und hob seine Axt.
    »Ganz offensichtlich lässt er sich von Wasser doch nicht aufhalten«, meinte Saark, hob seine eigene Waffe und sah sich hektisch um. Sie waren vollkommen ungeschützt, wie Enten auf einem Teich.
    »Er ist irgendwo da unten«, knurrte Kell. »Macht euch bereit.«
    Schweigen senkte sich wie ein Schleier über sie. Der Hagel prasselte gleich Kieselsteinen auf das Wasser. Es donnerte erneut, und in den Bergen blitzte es. Die Blitze erhellten die Szene trotz der Gewitterwolken und des Hagelschauers.
    »Dieses Monster wurde uns nachgeschickt, hab ich recht?«, meinte Saark, der seinen Blick nicht von dem dunklen Fluss nahm.
    »Ja«, meinte Kell, der sich ebenfalls suchend umsah.
    »Wie hat es uns finden können?«
    »Es ist deinem blumigen Parfüm gefolgt, mein Junge.«
    »Ha! Wohl eher dem widerlichen Gestank deiner uralten Hose.«
    Es herrschte Ruhe.
    Die Anspannung der Wartenden stieg.
    Plötzlich schaukelte das Boot, und etwas prallte von unten heftig dagegen; dann schwankte es gefährlich hin und her und drehte sich in der Strömung. Etwas glitt unter ihnen hindurch und zerbrach die Ruder so mühelos wie Zahnstocher.
    »Das gefällt mir gar nicht!«, jammerte Nienna.
    »Halt den Mund!«, knurrte Kell. »Zückt eure Schwerter. Wenn ihr etwas seht, stecht zu. Und zielt auf die Augen.«
    Erneut hämmerte etwas mit ungeheurer Wucht von unten gegen den Kahn, hob ihn aus dem Wasser, ließ ihn wieder zurückprallen und drehte ihn im Kreis. In diesem turbulenten Sturm und der Dunkelheit verloren die Insassen rasch die Orientierung. Wiederholt hämmerte etwas gegen das Boot, und diesmal brach Holz, und ein langer Riss bildete sich im Heck.
    »Wir müssen zurück an Land!«, schrie Saark.
    »Wir haben keine Ruder«, erwiderte Kell gelassen, der seine Axt vollkommen ruhig in den

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