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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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Boden des Waldes auf. Der General stieg ab und beruhigte das Tier, fütterte den Hengst mit einer Handvoll Hafer aus seiner Satteltasche. Der nächtliche Himmel war ein Flickwerk aus schwarzen und grauen Wolken, und der Mond schickte vereinzelte Strahlen dazwischen auf eine ausgedehnte Stadtlandschaft unter ihm. Graal kniff die Augen zusammen, als er zusah, wie zehntausend Albino-Soldaten, die Eiserne Armee, ihre Stellungen bezogen, und das mit der Präzision eines …
    Graal lächelte.
    Natürlich, mit der Präzision eines Uhrwerks.
    Lautlos stellten sich die Reihen der Albino-Infanterie auf. Bei der Nachhut, die noch im Wald verborgen war, hatte man die Canker aus ihren Käfigen gelassen, wie Graal wusste. Er hoffte jedoch, dass man sie für die schlafende, ahnungslose Bevölkerung von Vohr, Falanors Hauptstadt, nicht brauchte. Denn das Hauptproblem bei Cankern war, dass sie einfach zu brutal waren, zu blutrünstig, zu gewalttätig. Sie zerfetzten einen Leichnam so sehr, dass man sein Blut nach diesem Gemetzel nicht mehr abpumpen und raffinieren konnte. Nein. Der Trick war, der Bevölkerung einen kalten Tod mit Eisrauch zu bereiten. Man musste die Leichen des menschlichen Viehs einfrieren, sie in Eis hüllen, so dass die Schnitter die Ernte nach Belieben einbringen konnten.
    Graal drehte sich um und versuchte, die fernen Umrisse der Großen Nordstraße zu erkennen. Die riesigen schwarzen Umrisse der Raffinerien waren deutlich zu sehen. Sie rumpelten leise, während sie von Pferdegespannen weitergezogen wurden. Diesmal würde alles nahtlos ineinandergreifen, und es würde keine Überraschungen geben. Diesmal würde die Mission, würden Ursache und Wirkung perfekt ablaufen. Es würde keinerlei … Verschwendung geben.
    Graal richtete seinen Blick wieder auf die wartende Eiserne Armee. Das Mondlicht schimmerte auf der matten schwarzen Rüstung, auf den Schwertern, die noch in den Scheiden steckten, auf den ebenfalls glanzlosen Helmen. Besondere Soldaten waren vorausgeschickt worden, welche die Wachposten der Stadt aufspüren und lautlos zum Schweigen bringen sollten. Ebenso wie Holzarbeiter oder Nachzügler, die möglicherweise die Bevölkerung von Vohr vor dem bevorstehenden Gemetzel warnen konnten, vor ihrer bevorstehenden Ernte. Graal lächelte kalt. Schließlich wollte er keine kostbare Zeit damit verschwenden, die verängstigten Leute zu jagen. Nicht wenn der Eisrauch sie im Bett überrumpeln und ohne Probleme töten konnte.
    Unter ihm versammelten sich die Schnitter. Sie glitten unheimlich wie Waldgeister durch die Reihen der regungslosen Soldaten. Graals Brust schwoll vor Stolz über seine Männer, seine Albino-Geister. Seine blauen Augen funkelten, und er legte den Kopf ein wenig schief, als er die Ironie dieses Begriffs genoss. Denn der Ausdruck Albino traf es nicht so ganz .
    Als die Schnitter an der Spitze der Infanterie angekommen waren, blieben sie stehen. Ihr Gesang war leise und monoton, es hörte sich kaum lauter an als ein Seufzen im Winterwind. Sie hoben die Hände mit den langen, knochigen Fingern zum Himmel, und Graal spürte das Pulsieren von Magie, das im Boden vibrierte, unter seinen Stiefeln hinweg den steilen Hügel hinablief, durch Abwasserkanäle, Flüsse und Felsen, durch schmale Kanäle von Torfmoor, durch Flecken von kärglichem Wald, bis es schließlich die Schnitter erreichte. Von ihren Füßen, direkt aus der Erde, erhob sich der Eisrauch. Er blähte sich auf, in dichten Rauchfahnen, wie Eisschlangen, die vollkommen von ihren Herren kontrolliert wurden. Der Eisrauch wuchs, stieg auf, bis er schließlich Schnitter und Infanterie verhüllte. Ein freudiger Stich durchzuckte Graal, als ihm dämmerte, dass auch diese Mission erfolgreich verlaufen würde. Und mit diesem letzten Erfolg hatte er die völlige Unterwerfung von Falanor erreicht. Danach blieb nur noch eines zu tun.
    Die Wolken von Eisrauch waren jetzt riesig angewachsen, und Graal beobachtete gleichgültig, wie sie die Hügel hinabrollten, die ersten Gebäude der Außenbezirke von Falanors Hauptstadt umhüllten und schließlich verschluckten. Es gab keine Schreie, keine Alarmrufe, und das, dachte Graal, war die Schönheit eines solchen Angriffs. Es war ein sauberer Angriff. Stumm. Effizient. Es gab keinerlei Verschwendung.
    Der Eisrauch strömte über Katen, Mietshäuser, Fabriken, Brücken, Flüsse, Parks … eine sich windende, schlängelnde Woge aus eisiger Kälte, hinter der eine regungslose Armee aus Mördern wartete. Das war

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