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Keltenfluch

Keltenfluch

Titel: Keltenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schalt sie sich selbst eine Närrin, weil sie so nervös war. Auch die kühlere Luft konnte sie nicht beruhigen. Cella ging einfach davon aus, dass vor ihr in der Dunkelheit irgendeine Gefahr lauerte.
    Sie stieg aus dem Wohnmobil. Wieder mit sehr steifen Bewegungen. Dann blieb sie vor dem Wagen stehen und drehte ihren Kopf nach rechts.
    In diesem Augenblick sah sie die Gestalt! Cella Lintock konnte nicht erkennen, wer sie war. Sie blickte nur auf den Rücken einer recht hellen Gestalt, die sehr schnell den Schutz der Dunkelheit ausnutzte und auch irgend etwas in den Händen tragen musste. Zumindest wies ihre Haltung darauf hin. Sekunden später schon war sie verschwunden.
    Plötzlich begann Cella Lintock zu zittern. Sie wusste auf einmal, wer die Gestalt gewesen war, aber sie wollte es nicht so richtig glauben. Es war das Wesen aus dem gläsernen Sarg. Ja, der Umriss stimmte und die Kleidung auch.
    Aber was hatte es hier getan? Warum hatte es so gegen den Wagen geschlagen? Vielleicht, um Cella ein Zeichen zu geben? Nein, so wichtig war sie nicht. Daran konnte sie einfach nicht glauben. Sie gehörte zu den kleineren Figuren in diesem Spiel.
    Sie drehte sich nach rechts, weil sie dorthin gehen wollte, wo sie die Schläge vernommen hatte. Vielleicht entdeckte sie eine Delle oder irgendwelche Kratzer im Blech.
    Auf leisen Sohlen ging sie vor. Angespannt nach vorn starrend, und es waren nicht mehr als zwei Schritte, als sie plötzlich stehen blieb. Da war etwas. Vor ihr, und es lag auf dem Boden. Zusammengedrückt, trotzdem eine gewisse Größe zeigend. Ein Klumpen, der Form besaß. Ihr schoss soviel durch den Kopf, dass sie keinen klaren Gedanken fassen konnte.
    Cella blieb stehen, weil sie an der Wand des Wagens die dunklen Streifen gesehen hatte. Als hätte jemand Teer gegen die Wand gekippt, der nun daran herab rann. Sie tastete danach…
    Das Zeug war zwar klebrig, aber es war kein Teer. Etwas anderes, auch dünnflüssiger. Trotzdem klebrig wie eine bestimmte Flüssigkeit, die für einen Menschen so wichtig war.
    Blut!
    Ja, es war Blut. Und es stammte von der Person, die dicht vor ihren Füßen hockte und sich nicht mehr bewegte. Sie ahnte einiges, aber Cella kam erst jetzt dazu, nachzuschauen.
    Plötzlich stand sie dicht vor dem Durchdrehen. Sie hatte etwas gesehen, was nicht sein durfte. Beim Bücken war es ihr aufgefallen. Der Mann hatte keinen linken Arm mehr. Er war ihm abgerissen worden. Ihre Hände, die zupacken wollten, zuckten zurück.
    Wie abgerufen kam ihr in den Sinn, was sie über die Kelten gelesen und was ihr Tony Hellman auch immer wieder bestätigt hatte. Viele von ihnen waren aus besonderen Gründen Kannibalen gewesen.
    Darüber hatten die Griechen und Römer geschrieben. Zahlreiche Funde bewiesen es auch, und sie, Cella Lintock, hatte den Beweis bekommen, der direkt vor ihren Füßen lag…
    Wie Cella zurück in das Wohnmobil gekommen war, wusste sie selbst nicht zu sagen. Jedenfalls hatte sie es geschafft und auch nichts umgerissen, bevor sie sich in die kleine Kabine warf, in der es auf engstem Raum ein Waschbecken, eine Dusche und eine Toilette gab.
    Der Schock war für sie so schlimm gewesen, dass sie sich einfach hatte übergeben müssen. Jetzt stand sie da, stützte sich an den Rändern des Beckens ab, schüttelte den Kopf und hielt den Mund noch immer offen. Es brannte kein Licht in diesem engen Raum. Allerdings fiel etwas Lichtschein durch die offene Tür herein, so dass sie ihr Gesicht schwach im kleinen Spiegel über dem Becken sehen konnte.
    Ihr starrte eine Fremde entgegen. Eine Frau, in deren Gesicht das Entsetzen eingemalt worden war.
    Sie kam sich vor wie ein Monstrum, das noch immer würgte und dabei stöhnend und keuchend nach Luft rang. Am gesamten Körper war sie von einer Schweißschicht bedeckt.
    Sie drehte sich um, ohne es richtig zu merken. Die Gelenke fühlten sich aufgeweicht an, und auf sehr zittrigen Beinen verließ sie den kleinen Raum. Dann setzte sie sich hin. Schwer stützte Cella ihren rechten Ellbogen auf den Tisch und schaffte es endlich auch, über das Geschehen nachzudenken.
    Es war passiert. Sie konnte es nicht mehr rückgängig machen. Was sie gesehen hatte, das stimmte.
    Jedes Detail. Ob es nun die Gestalt gewesen war, die die Flucht nach der Tat ergriffen hatte oder das Blut an der Wand des Wohnmobils. Das stimmte alles. Da war sie in keinen Alptraum hineingeraten.
    Cella hatte zum erstenmal in ihrem Leben erlebt, wie grausam die Realität sein

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