Keltenfluch
konnte.
Irgendwann weinte sie auch, und es tat ihr gut. Danach drängten sich die Fragen auf. Was habe ich getan, um etwas so fast Unaussprechliches zu erleben? Der Anblick des toten Benny Flint stieg wieder in ihrer Erinnerung hoch. Ihm hatte nicht nur der Arm gefehlt. Ihm war auch noch etwas anderes geschehen, aber darüber wollte sie nicht mehr grübeln. Sie musste sich wieder zurechtfinden und dachte daran, dass es Nacht war und die Dunkelheit auch sie schützte.
Das konnte sich als Vorteil erweisen, denn so leicht würde die schreckliche Tat nicht entdeckt werden.
Sie wusste auch, dass der Morgen kam. Dann wurde es hell, dann waren ihre Kollegen früh auf den Beinen. Natürlich würden sie den Toten sehen, wenn er da noch hockte. Es würde ihnen auch das Blut auffallen, denn Regen, der es abwaschen konnte, war nicht angesagt. Was also unternehmen?
Cella wusste, dass sie völlig auf sich allein gestellt war, denn ein Helfer war nicht in der Nähe. Sie musste wieder hinausgehen und den toten Benny Flint erst einmal verschwinden lassen. Aber wohin mit der Leiche?
Cella dachte angestrengt nach, und plötzlich fiel ihr etwas ein. Es war nicht optimal, aber so musste es gehen. Wenn Tony wieder eintraf, sahen die Dinge sowieso ganz anders aus.
Ja, sie nickte vor sich hin. Wenn sie an Tony dachte, ging es ihr besser. Auch wenn längst noch nicht alles optimal war, da musste sie einfach durch und ab jetzt auf ein ihr günstig gesinntes Schicksal vertrauen. Alles andere hatte keinen Sinn. Die folgenden Stunden gingen auch vorbei. Ein neuer Tag würde beginnen, der für Cella schon so etwas wie ein neuer Lebensabschnitt war.
Mit noch immer mühsamen Bewegungen stand sie auf. Sie wusste, dass ihr ein verdammt schwerer Gang bevorstand. Zuvor trank sie noch einen Schluck Wasser, um den schlechten Geschmack aus dem Mund zu bekommen. Auch weiterhin war sie sehr vorsichtig. Sie stieg nicht sofort nach draußen, sondern blieb zunächst in der offenen Tür stehen, um sich zu orientieren.
Es hatte sich nichts verändert. Alles war so geblieben. Wenn sie nach rechts sah, zeichneten sich die Umrisse des Toten vor der Außenwand des Wagens ab. Oder das, was die Gestalt aus dem Sarg von ihm übriggelassen hatte.
Tiefes Durchatmen. Versuchen, das heftige Zittern zu unterdrücken. Das las sich immer alles so gut und wurde in den Filmen oft perfekt dargestellt, aber wenn man selbst darin steckte und die Tatsachen am eigenen Leib spürte, dann war es schwer, sich darin einzufügen. Am Griff hielt sich Cella Lintock fest, um nicht auszurutschen. Vor dem Wagen blieb sie stehen und zitterte leicht.
Der Blick nach rechts. Ja, er war noch da. Sie hätte am liebsten die Augen geschlossen und einen Geistkörper produziert, der diese schwere Aufgabe übernahm. Das war leider nicht möglich, sie musste schon selbst durch diese Hölle gehen.
Sie getraute sich nicht, den Toten mit den Händen anzufassen. Cella setzte ihre Füße ein. Mit dem rechten Schuh gab sie genügend Druck, und der sitzende Tote kippte zur Seite. Cella hätte ihn jetzt besser sehen können, davon nahm sie jedoch Abstand. Der erste Blick vorhin hatte ihr gereicht, aber auch der auf die Gestalt aus dem gläsernen Sarg, denn sie hatte etwas von Benny Flint mitgenommen.
Ihre Füße setzte Cella auch weiterhin ein. Vor einigen Minuten noch hätte sie nie gedacht, es schaffen zu können. Nun war sie direkt mit der schrecklichen Aufgabe konfrontiert worden, und es gelang ihr, den Toten unter den Wagen zu drücken, zu schieben und auch zu pressen. Wer sich nicht eben bückte, um zu sehen, ob etwas verborgen war, der konnte nichts erkennen.
Es war zudem auch kühl genug. Die Leiche würde erst später riechen, aber dann war sie nicht mehr allein. Dann war ihr Freund Tony Hellman endlich im Camp eingetroffen.
Mit den Gedanken an ihn drehte sich Cella um und blieb wie zur berühmten Salzsäule erstarrt stehen.
Sie hatte Besuch bekommen. Vor ihr standen die drei Gestalten aus der Höhle!
Der Schrecken und auch die Überraschungen nahmen für sie kein Ende. Sie gingen weiter. Es war wie eine Kette, in der kein Glied fehlte. Und wenn doch, dann wurde es schnell ersetzt.
Sprechen oder anders handeln konnte die junge Frau nicht. Der Mund schien ihr zugenäht worden zu sein. Sie starrte einzig und allein auf die drei Gestalten, die auch nichts taten und einfach nur vor ihr standen, ohne sich zu bewegen. Sie hatten sich im Gegensatz zu ihrer ersten Begegnung nicht verändert und
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