Keltenfluch
sich auch hinziehen. Zeit war ein wichtiger Faktor. In ungefähr zwölf bis vierzehn Stunden war auch Tony wieder da. Bis zu seiner Ankunft gab es bestimmt noch keine Lösung. Davon ging Cella einfach aus. Sie konnte den Dingen also recht gelassen entgegenschauen und musste nur die Nerven behalten.
Außerdem war das Verhältnis zwischen Benny Flint und Nat Cochran nicht eben das beste. Beide mochten sich nicht besonders, doch darauf wollte Cella nicht setzen.
Nach diesem Stress brauchte sie einen Schluck. Wieder schenkte sie das Glas zu einem Drittel voll.
Der Alkohol tat ihr gut. Er rann ihre Kehle hinab, erreichte den Magen, wärmte sie durch, und Cella hoffte auch, dass seine Wirkung ihre Gedanken beschleunigte, denn sie musste sich etwas einfallen lassen, um die nahe Zukunft gut überstehen zu können.
Es war etwas passiert, mit dem sie nicht zurechtkam. Sie bezweifelte, dass es dafür eine normale Erklärung gab. Irgend etwas musste in der Vergangenheit geschehen sein, das auch für die jetzige Zeit von großer Bedeutung war. Und ihrem Freund war es gelungen, dieses Erbe der Vergangenheit zu finden.
Ein Mann, eine Frau, ein Zwerg oder Gnom und eine Gestalt, die in einem gläsernen Sarg oder in einer Truhe lag. Ein außergewöhnliches Stilleben, mit dem sie nicht zurechtkam. Und es lebte.
Da hatte Benny Flint recht gehabt. Das war kein Gemälde gewesen, sondern etwas verdammt Lebendiges, und es hatte sein Leben durch eine Kraft erhalten, für die Cella überhaupt keine Erklärung fand, weil sie sich diese Kraft auch nicht vorstellen konnte. Die war ihr einfach zu fremd und zu weit weg.
Gedankenverloren trank sie den Whisky und hatte den letzten Tropfen noch nicht geschluckt, als sie von einem dumpfen Geräusch erschreckt wurde. In der Stille hatte es sich ungewöhnlich laut angehört, und sie schrak heftig zusammen.
Im Wagen war es nicht aufgeklungen. Draußen. Davor, daneben, wie auch immer.
Schon zuvor hatte sie still auf der Bank gesessen. Jetzt aber hockte sie unbeweglich da und starrte nach vorn. Das Licht erhellte den gesamten Wagen auch bis hinein ins Fahrerhaus, aber dort war alles leer. Es gab keine Bewegung. Geirrt hatte sie sich auch nicht, denn auf ihre Ohren konnte sich Cella verlassen.
Sie wartete gespannt ab, ob sich das Geräusch wiederholte - und hatte Glück. Erneut hörte sie den dumpfen Laut und bekam zugleich das leichte Zittern des Wagens mit. Etwas war seitlich dagegen geprallt oder geschlagen worden. Was konnte das gewesen sein?
Automatisch dachte sie an Benny Flint, der sicherlich wütend den Wagen verlassen hatte und seiner Wut nun freien Lauf lassen wollte oder musste. Deshalb nahm Cella an, dass Flint an den Wagen geschlagen oder getreten hatte.
Sie wartete darauf, dass sich der Laut noch einmal wiederholte, während sie sich auf dem Weg zu einem der kleinen Fenster befand, um hinauszuschauen.
Da war nichts zu sehen. Sie ärgerte sich ein wenig über den schlechten Blickwinkel. Zwar schaute sie auf einen nicht weit entfernt stehenden Wagen und sah auch das schwache, durch Gardinen gedämpfte Licht innerhalb des Fensters, einen Grund für das Geräusch entdeckte sie jedoch nicht.
Wieder hörte sie den Aufprall. Von neuem zitterte der Wagen leicht. Und der leise Schrei? Hatte sie ihn sich eingebildet oder war er tatsächlich aufgeklungen?
Cella Lintock merkte, wie die Nervosität allmählich in ihr anstieg. Sie spürte jetzt den Schweiß auf der Stirn, und das war keine Folge der Wärme im Wagen. Der hatte einen anderen Grund. Er hing mit ihrer Angst zusammen.
Sie brachte so einige Dinge in Verbindung, obwohl es dafür keinen Beweis gab. Die Szene in der Höhle, Benny Flints Besuch bei ihr, sein nicht eben rühmlicher Abgang und wenig später schon diese verdammten Kampfgeräusche.
Ja, Kampf. Das konnte es gewesen sein. Nicht nur einfaches Schlagen und Treten.
Es war nun ruhig geworden. Diese Tatsache beruhigte die junge Frau aber nicht. Sie schlich durch das Fahrzeug in Richtung Führerhaus. Sie wollte es durch diese Tür verlassen und nicht durch die in der Mitte. Außerdem konnte sie von dort besser durch das große Fenster nach draußen sehen.
Das tat sie auch. Nein, die Dunkelheit war zu dicht. Keine Gestalt bewegte sich in ihrer Sichtweite.
Alles so belassen oder nachschauen?
Noch überlegte Cella und entschied sich dann dafür, mutig zu sein. Sie wollte die Tür öffnen und nach draußen schauen. Zumindest erst mal einen Blick hinauswerfen.
Sie tat es. Dabei
Weitere Kostenlose Bücher