Keltengrab: Thriller (German Edition)
entdeckt haben. Sie glauben, das macht die Sache noch ritueller?«
»Es ist der Grund, warum wir davon ausgehen, dass der Mörder über archäologisches Wissen verfügt.«
»Ich will ja keine Spielverderberin sein, aber meines Wissens hat diese lineare Ausrichtung keinerlei rituelle Bedeutung. Sie ist wahrscheinlich reiner Zufall.«
Gallagher kratzte sich am Kopf. »Aber sind diese so genannten heiligen Stätten nicht durch alle möglichen Linien verbunden?«
»Ja. Manche Leute glauben zum Beispiel, Newgrange und die Cheopspyramide würden auf einer großen Linie liegen. Aber eine Linie kann man beliebig durch zwei Punkte auf der Karte ziehen. Das beweist gar nichts. Selbst wenn die Linie durch drei, vier oder noch mehr alte Bauwerke führt, ist das ohne Bedeutung, wenn die Kulturen, die sie errichtet haben, durch Zeit und Absicht weit voneinander getrennt waren.«
»Verdammter Mist.« Gallagher konnte seine Enttäuschung nicht verbergen.
»Es sei denn, jemand wollte, dass Sie denken, es hat etwas zu bedeuten.«
»Genau.« Er griff sofort nach dem Strohhalm. »Der Mörder spielt ein Spiel mit uns. Die erfolgreiche Verwirrung, die er mit den nachgeahmten Verletzungen erzielte, hat ihn dazu angespornt, mit O’Hagans Leiche ein noch raffinierteres archäologisches Rätsel zu veranstalten.«
»Sagt das Ihr Psychologe?«
»Welcher Psychologe?«
»O’Hagan meinte, Sie würden eine Art Profiler zu Rate ziehen, der aber seiner Einschätzung nach offenbar nichts gebracht hat.«
Gallagher verzog das Gesicht. »Man soll ja nicht schlecht von Toten reden, aber in O’Hagans Fall bin ich versucht, eine Ausnahme zu machen. Ich bin der Profiler.«
»Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen. Aber warum hat O’Hagan nicht gesagt, dass Sie es sind?«
»Keine Ahnung. Ich bemühe mich, nicht viel Aufhebens darum zu machen. War weiter nichts dazu nötig, als noch mal sechs Monate Studium auf einer Polizeihochschule in den Staaten. Vielleicht dachte O’Hagan, ich würde jeden Abend über einen heißen Draht mit den Jungs da drüben reden und mir Rat holen. Und vielleicht gefiel es ihm nicht, von seinen erprobten und bewährten Methoden Abschied zu nehmen.«
»Die ihn nun das Leben gekostet haben.«
»Ja. Zum Beispiel hatte er ein Notizbuch bei sich, das Traynor gehörte. Wir fanden es heute Morgen in seinem Wagen, blutgetränkt, die Seiten zusammengeklebt. O’Hagan muss es aus Traynors Mercedes genommen haben, als er zum Fundort der Leiche kam. Wir hatten seinen elektronischen Organizer gefunden, deshalb kam es uns nicht in den Sinn, auch noch nach einem Notizbuch zu suchen. Soweit sich bisher feststellen lässt, enthielt es vor allem Zeichnungen von Gegenständen, Antiquitäten – vielleicht für sein Hotel gedacht. Keine Namen oder Nummern, nur ein Titel oder eine Chiffre für jeden Gegenstand. Aber wir konnten erst wenige Seiten einsehen.«
»Ich wette, das sind keine Antiquitäten, jedenfalls keine legal erstandenen. Nach Aussage von Muriel Blunden hat Traynor mit gestohlenen Artefakten gehandelt.«
»Wenn das stimmt, dann gab es vielleicht eine Auseinandersetzung mit einem Lieferanten oder Handelspartner. O’Hagan hat anhand des Notizbuchs herausgefunden, um wen es sich handelte, und törichterweise ein Treffen vereinbart.« Er seufzte. »Aber es ist unwahrscheinlich, dass so jemand psychopathische Neigungen hat …«
Ich sah auf die Uhr. Es war schon bald Zeit, Fran abzuholen. Gallagher würde ohne mich fortfahren müssen, seine Theorien gewaltsam der Realität anzupassen. Um ihm die Aufgabe noch ein wenig zu erschweren, beschloss ich, ihm von Keelans E-Mail zu erzählen.
»Da ist noch etwas. Der Frau im Moor hatte man ebenfalls Stechpalmenbeeren in den Mund gestopft – vor siebenhundert Jahren. Das kam gerade erst durch eine Analyse heraus. Niemand von uns wusste es – außer dem Mörder. Wie ist das möglich?«
»Wenn ich nicht wüsste, dass Sie mir noch eine rationale Erklärung liefern, müsste ich annehmen, Sie wollen mir weismachen, der Mörder sei von den Toten zurückgekehrt.«
»Aber genau das ist das Problem, Matt. Ich habe keine rationale Erklärung.« Ich stand auf. »Ich muss leider weg. Aber ich treffe mich mit jemandem, der vielleicht einige meiner Fragen über die Grange Abbey beantworten kann. Sobald ich kann, unterrichte ich Sie über alles, was ich erfahren habe.«
Gallagher runzelte die Stirn. »Meine Warnung, keine Fremden zu treffen, gilt immer noch.« Er steckte den Notizblock
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