Keltengrab: Thriller (German Edition)
Kaufhaus, die in entgegengesetzte Richtungen fahren, aber beide abwärts.
Es roch feucht, aber es lag noch ein zweiter, unangenehmerer Geruch in der Luft. Ich ging geradeaus und kam zur letzten Gewölbenische auf der linken Seite, die von kräftigen Eisenstangen umschlossen war. In diesem Gitter befand sich eine Tür, die nur angelehnt war.
Der Raum war kaum beleuchtet, aber was ich am anderen Ende sah, zog mich magisch an. Während ich darauf zusteuerte, ließ ich den Schein der Taschenlampe darüber streichen.
Die gesamte Rückwand der Nische nahm ein Glasschrank aus dunklem Holz ein, hinter dessen verstaubten Scheiben auf Regalen Gläser verschiedener Größe aufgereiht waren. Zwischen den Gläsern sah ich auf Holzleisten befestigte Objekte, die ich beim Näherkommen als winzige Skelette erkannte, manche nicht größer als das eines Vogels, und alle mit erkennbaren Missbildungen: keine Kiefer, knollenförmige Köpfe, offene Schädel – eine Hirnschale zersplittert, als wäre sie explodiert. Einige der Skelette waren an Brust oder Kopf miteinander verschmolzen, die meisten waren in eine hockende oder stehende Stellung gebracht worden, die zarten Knochen zusammengehalten von Nägeln und Drähten.
In den mit Konservierungsmittel gefüllten Gläsern und Flaschen schwammen die ausgebleichten Überreste von Säuglingen mit gleichermaßen schweren Missbildungen, manche nichts weiter als unidentifizierbare Klumpen wachsartigen Fleisches, während bei anderen die ohnehin entstellten Züge zu bizarren Formen modelliert worden waren, als man sie in die Glasbehälter gezwängt hatte. Einige Gläser enthielten nur Organe: ein Gehirn ohne alle Windungen, ein einzelner Augapfel mit zwei Pupillen, grün getönte Eingeweide, die aussahen wie von innen nach außen gestülpt. Ich sah ein Glas, in dem nur ein Kopf schwamm, das Gesicht vom Mund bis zur Stirn von einem breiten Riss gespalten, und daneben stand eins mit einem ganzen Fötus, dem ein parasitischer Kopf aus dem weit offenen Mund wuchs.
Das hier – und nicht etwa ein Buntglasfenster – war das »Glas«, in dem sich das Geheimnis des Klosters verbarg: leibhaftige Versionen der Steinreliefs am Eingang.
Der hölzerne Sockel des Schranks enthielt zwei Schubladen. Ich zog eine heraus und fand ein paar von Mehltau bestäubte, unbeschriftete Etiketten. Ich nahm an, sie waren für die Ausstellungsstücke bestimmt, von denen kein einziges beschriftet war, wie mir erst jetzt auffiel.
In der anderen Schublade lagen einige von Hand beschriebene Etiketten der gleichen Art, aber die Tinte auf ihnen war entweder bis zur Unleserlichkeit verblasst oder durch Feuchtigkeit befleckt. Ich blätterte sie rasch durch, bis ich eines fand, das beinahe lesbar war:
D tto Gi vanni Pergo esi
stituto An tomia
Uni Bologn
Auch eine Zahl war erkennbar, ich glaubte, »1634« zu lesen. Auf einem anderen Etikett stand:
ndrew Mac Pherson
Edinb gh Medic
Es schien sich um Adressetiketten zu handeln. Kein Wunder, dass Monashee nicht vor menschlichen Überresten aus allen Nähten platzte. Die Bienenzüchter hatten n früheren Zeiten nicht Honig geerntet, sondern Menschenkinder, hatten mit den konservierten Kadavern und wieder zusammengesetzten Skeletten von missgebildeten Säuglingen gehandelt, wahrscheinlich mehrere Jahrhunderte lang. Und vermutlich hatten sie sowohl an den medizinischen Fakultäten Europas als auch in den Schränken privater Sammler guten Absatz gefunden. Die in der Krypta ausgestellten Stücke mussten als Lehrmodelle gedient haben oder waren, wie die beiden für Bologna und Edinburgh bestimmten Exponate, aus verschiedenen Gründen im Haus geblieben.
Der Sockel des Schranks enthielt keine Knöpfe oder Türen, sondern schien aus einer einzigen hölzernen Tafel zu sein, ohne sichtbare Griffe oder Schlüssellöcher. Ich ließ den Schein der Taschenlampe über das Brett und die Seitenwände des Schranks wandern und entdeckte Haken und Ösen aus Messing an jedem Ende, die das Paneel auf der Vorderseite aufrecht zu halten schienen. Ich löste die Haken nacheinander, und das ganze Brett fiel nach vorn, aber nur einige Zentimeter. Es wurde immer noch von irgendetwas festgehalten.
Eine kurze Messingkette war in eine weitere Öse eingehakt, die an der Rückseite des Paneels festgeschraubt war. Ich kniete nieder, enthakte die Kette, und die Holztafel löste sich. Dahinter kam eine weitere Täfelung zum Vorschein, allerdings eine aus Glas, und in ein Messingschild auf dem Rahmen waren
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