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Keltengrab: Thriller (German Edition)

Keltengrab: Thriller (German Edition)

Titel: Keltengrab: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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rote und schwarze Buchstaben eingraviert. Es sah aus wie eine längere Fassung jener Schilder, die man in vielen irischen Kirchenbänken findet: Betet für die Seelenruhe von … Ich wollte es gerade lesen, als ich ein Geräusch hörte.
    Schnell knipste ich das Licht aus und versteckte mich hinter einer Säule. Dann hörte ich das Geräusch erneut. Das Husten einer Frau. Sie musste die Treppe heruntergekommen sein und befand sich nun in der Krypta. Da ich fürchtete, sie könnte das Tor absperren, schlüpfte ich hinaus und lief quer durch den Durchgang zu einer Gewölbenische, die vollkommen im Dunkeln lag. Der fremde Geruch, der sich mit dem von Erde und Feuchtigkeit mischte, war hier stärker.
    Ein Schatten huschte an den Pfeilern vorbei, als die Frau parallel zu dem Weg ging, den ich gekommen war, aber mehrere Säulengänge weiter. Und dann sah ich Schwester Roche in etwa zehn Metern Entfernung vorübergehen. Sie war mit einer schweren Vliesjacke und schwarzen Jeans bekleidet und trug etwas, das wie eine Bodhran aussah, eine Handtrommel, die in der irischen Volksmusik verwendet wird. Wahrscheinlich war sie bei meiner Ankunft draußen vor dem Wohngebäude gewesen.
    Als spürte Roche, dass etwas nicht stimmte, hielt sie inne, machte ein paar Schritte zurück und blickte in meine Richtung.
    »Steh auf!«, bellte sie.
    Ich erstarrte.
    Roche kam näher. Ich wich hinter die äußere Säule zurück, fast in den Durchgang hinein.
    Sie stand unter dem Bogen am anderen Ende der Nische, das Licht hinter ihr zeichnete sie als Silhouette. Zwischen uns lagen nur wenige Meter Dunkelheit.
    »Henry, du Faulpelz. Es gibt Arbeit«, schimpfte sie. Einen Moment lang kam ich mir vor wie bei Schwester Gabriel im Pflegeheim. Waren sie alle verrückt?
    Etwas Lebendiges regte sich zwischen Roche und mir und versperrte mir die Sicht auf sie. Ich wich noch weiter hinter die Säule, während die Kreatur ihren Ärger über die Störung herausbrüllte.
    »Schaff den Ketzer wieder hierher, bevor die anderen kommen«, kommandierte Roche. »Und dann steh Wache.«
    Henry gab ein saugendes Geräusch von sich, als würde er seinen eigenen Speichel schlucken.
    Roches tadelnde Stimme entfernte sich. Ich rannte zur Treppe in die Krypta zurück; den Hammer hielt ich fest in der Hand, entschlossen, ihn zu benutzen, wenn es sein musste.

58
     
    Auf dem Absatz hielt ich inne und legte das Ohr an die Tür, die mich ins Wohngebäude zurückführen würde. Ich war mir sicher, andere Stimmen gehört zu haben. Und tatsächlich – sie kamen näher. Ich probierte die Tür zum Kreuzgang, aber sie war verschlossen. Mit klopfendem Herzen lief ich die beiden Treppenabsätze zur Turmtür hinauf. Sie war offen. Ich schlüpfte hindurch, während im selben Moment Schwester Campion unten erschien und mit jemandem hinter ihr sprach.
    Ich drückte die Tür zu und lehnte mich dagegen, falls sie hier heraufkommen wollten. Aber Campions Stimme wurde leiser: Sie waren in die Kirche gegangen.
    Ich stand wieder im Dunkeln. Als sich meine Augen daran gewöhnt hatten, sah ich ein stecknadelkopfgroßes Licht über mir: ein Stern, der durch ein Fenster hoch oben in der Wand schien. Der Nebel schien sich gelichtet zu haben. Ich machte die Taschenlampe an und fand mich in einem schmalen Durchgang wieder, der vom Querschiff zum Turm führte. Schließlich gelangte ich zu einer steinernen Wendeltreppe, die sich nach meiner Vermutung bis zum Dach des Turms hinaufschlängelte. Ich stieg die Stufen empor und fragte mich besorgt, ob die Tür zum Dach offen sein würde und ob das Dach noch intakt war … Ich blieb stehen, um Atem zu schöpfen, und erinnerte mich daran, dass es weit mehr gab, wovor ich mich fürchten musste.
    Die Tür hing aus den Angeln, und ich trat vorsichtig hinaus auf das geflieste Dach, unter einen Himmel, in dem der Stern – die Venus, eigentlich – in einem Bett aus tiefstem Blau funkelte.
    Unterhalb des Turmes jedoch erstreckten sich Wolken so weit ich schauen konnte. Ich ging vorsichtig an der Brüstung entlang, und es schien, als ragten nur die Turmzinnen aus dem Nebel.
    Dann geschahen zwei Dinge gleichzeitig. Der Himmel hinter der Hügelkette im Südosten, unterhalb der Venus, bekam eine hellere Tönung, und eine Brise kam auf und fegte die oberste Nebelschicht fort.
    Ich dachte, ich hätte ein Geräusch gehört, und blickte mich um. Es war aber nur das Rascheln vertrockneter Blätter, die in einer Ecke herumwirbelten. Dann fiel mir an der Tür zur Treppe etwas

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