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Keltengrab: Thriller (German Edition)

Keltengrab: Thriller (German Edition)

Titel: Keltengrab: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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auf einen Hocker und fischte die Figur aus dem Korb. Als Fruchtbarkeitssymbole, oder Venusfigurinen, wie man sie auch nennt, werden Frauen in sämtlichen Formen dargestellt, welche die Natur erlaubt, und in noch ein paar dazu. Von Diven mit ballonartigen Taillen und Beinen wie Autoreifen, mit mächtigen Bäuchen und Hängebusen bis zum streichholzdünnen, künstlerischen Typus mit stilisierten, abstrakten Zügen.
    Diese Schnitzerei hatte die Proportionen einer kleinen, untersetzten Frau. Ihr Gesicht war eine heitere Maske, das Haar lag flach auf beiden Seiten an, Nase und Augenbrauen bildeten ein durchgehendes T um ausdruckslose, mandelförmige Augen, der Mund war ein geheimnisvoller Schlitz. Abgesehen von einem Stirnband und einem Halsschmuck war sie nackt. Die gewölbten Hände lagen unter den apfelförmigen Brüsten, und darunter lief die sanfte Kurve des Bauches zu einem Dreieck zwischen den sittsam geschlossenen Beinen aus.
    Von hinten betrachtet wirkte ihre Nacktheit sinnlicher, vielleicht, weil ihre Hüften und das Gesäß so glatt und gerundet waren und das Halsband ihr einen koketten Zug verlieh. Wenn das die »hässliche Schwester« war, dann musste »Goldlöckchen« eine Augenweide sein. Ich sah jetzt auch, dass der eingeritzte Halsschmuck tatsächlich einen Torques darstellte – das Symbol der Fruchtbarkeitsgöttin.
    Ich stellte die Statuette auf den Kopf und erkannte erst jetzt, dass sie hohl war wie der Tierknochen, aus dem man sie gefertigt hatte; in ihren Fußsohlen befand sich eine kreisrunde Öffnung.
    Aber irgendetwas wirkte nicht ganz natürlich an dieser Öffnung. Ich untersuchte sie genauer. Der Eingang zu dem Hohlraum war absichtlich vergrößert und abgerundet worden, so dass eine kleine Schwelle entstand, die innen am Rand entlanglief.
    Was hatte das zu bedeuten? War die Statuette ursprünglich irgendwo befestigt gewesen? War sie, wie ich zunächst gedacht hatte, ein weiterer Anhänger, den Mona um den Hals getragen hatte? Wenn ja, warum besaß sie dann keine Schlaufe oder ein Loch, durch das man den Lederriemen hätte fädeln können?
    Dann dämmerte es mir. Die Figur war an der anderen Schnitzerei befestigt gewesen.
    Ich ging ins Büro hinüber, machte Licht und entriegelte meine Schreibtischschubladen. In der untersten hatte ich den Plastikbeutel mit dem Phallusanhänger verstaut. Ich nahm ihn aus der Tüte und schob ihn in ganzer Länge, bis zum Sockel, in die hohle Figurine hinein. Ein zusätzlicher Druck ließ ihn einschnappen und flach an den Sohlen anliegen, so dass seine eigenständige Existenz nicht mehr zu entdecken war – ein wunderbares Beispiel handwerklicher Präzision. Es bedeutete auch, dass der Gegenstand umgedreht getragen worden war.
    Der doppelte Anhänger war ein bedeutender Fund – ein Fruchtbarkeitssymbol, das sowohl das männliche als auch das weibliche Prinzip darstellte. Er stammte nicht aus einer Kultur, die entweder einen Gott oder aber eine Göttin verehrte, sondern beide, und die damit zweifellos auch die Sexualität gefeiert hatte. Er war mehr als ein Ziergegenstand, so viel stand fest. War er ein Mitgliedsabzeichen des Kults? War Mona vielleicht eine Priesterin gewesen?
    Die Nebenfunktion der hohlen Figur hatte zweifellos darin bestanden, das offenkundigere der beiden Symbole vor neugierigen Blicken zu verbergen, weil es seinen Träger mit Sicherheit in Gefahr gebracht hätte. Wahrscheinlich war der Anhänger unter der Kleidung versteckt gewesen und nur solchen Leuten gezeigt worden, denen man trauen konnte.
    Zu ihrem Unglück hatte Mona in einer Zeit gelebt, in der die Kirche in einer Reihe von Konzilen immer besessener vom Gedanken der Ketzerei geworden war und von den weltlichen Herrschern verlangt hatte, hart dagegen vorzugehen. Dazu kam, dass sich Heinrich II. nach der Ermordung von Thomas Becket beim Papst wieder lieb Kind machen wollte, und schon waren die Bedingungen für eine Art Hexenjagd geschaffen.
    Und Heinrich II. war 1171 nach Irland gekommen.

56
     
    Zwei Stunden später tauchte ich aus einem flachen Schlaf auf, in dem Angstträume in meinem Kopf sich abgelöst hatten wie Filmbeiträge einer alten Wochenschau.
    Ich erwachte, als die zuckende Bilderprozession mich endlich zu einer Art Offenbarung führte, aber sie entschwand, sobald ich sie ins Bewusstsein zu zerren versuchte.
    Mein Wecker zeigte 3.15 Uhr. Bald war Weihnachtsmorgen im Hause Bowe. In spätestens drei Stunden würde Eoin auf den Beinen sein, der Erinnerung an meine und

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