Keltenzauber
noch die ängstlichen Schreie von Douglas in meinen Ohren zu hören, konnte weder mit dem Verstand noch mit dem Herzen begreifen oder erfassen, was geschehen war! Ich preßte meine Lider fest zusammen.
Eine sanfte, warme Hand strich mir über die Wange. Die Füchsin?! Ich öffnete meine Augen und sah in die von Tränen verschleierten Augen Eithnes.
Ich sah mich um. Calum saß bereits aufrecht, Gavin war gerade erst erwacht, wie ich und sah sich um.
Dort hinten stand Ossian. Dort unser Vater, Mutter, die anderen alle. Neben mir hockten Eithne und Duncan. Meine Kehle schnürte sich zu. All die Menschen, die ich verloren glaubte! Die ich so lange vermissen mußte. Mein Herz pochte wild.
Immer noch hörte ich die Schreie von Douglas und stellte mir das Gesicht der Füchsin vor, wenn sie nach Hause kam. Eine geliebte Familie für die andere, was für ein Preis?
Ich richtete mich auf, fühlte mich zerschlagener als bei der ersten Reise. Ich ließ mich schwer nach vorne auf die Knie fallen und konnte noch die Hände vor das Gesicht reißen, bevor mich der Schmerz völlig übermannte.
„Nicht zu diesem Preis!“ hörte ich mich schreien. „Nicht zu diesem Preis!“ Ich schluchzte laut und ließ mich völlig gehen. Alles war egal!
Eithne legte mir ihre warme Hand auf den Rücken, wollte mich trösten. Ich sprang auf als hätte sie mir glühendes Eisen aufgelegt. Ohne weiter nach rechts oder links zu sehen rannte ich aus dem Kreis fort. Ich würde niemals wieder glücklich sein können! Niemals!
Ich ließ die Tränen laufen. Was hatte ich getan? Ich hatte all die Menschen, die ich liebte und nach denen ich mich so lange gesehnt hatte, vor den Kopf gestoßen! Ich hatte sie zutiefst verletzt! Und ich hatte alles verloren! Ich wollte nicht weiter darüber nachdenken! Sollte doch ein MacBochra kommen und mir das Herz herausreißen, es war so oder so völlig zerbrochen! Wieder und wieder schossen mir die Namen der beiden Menschen durch den Kopf, die ich verloren hatte. Oh Füchsin, oh, Douglas mein Kleiner!
Ich lief zur Höhle beim Wasserfall, ließ mich am Stein nieder und schluchzte bis mich die Erschöpfung in einen todesähnlichen Schlaf fallen ließ.
Keine Ahnung wie lange ich dort gelegen hatte. Schließlich fühlte ich mich so ausgelaugt und zerschlagen, daß ich glaubte keine einzige Träne mehr weinen zu können. Ich mußte nach Hause! Nach Hause! Welch einen seltsamen Klang diese beiden Worte in meinem Kopf erzeugten. Da war eine weitere Familie, die ich schwer beleidigt hatte. Mit weit ausholenden Schritten lief ich den Weg nach Hause, den ich bereits als Kind und vor wenigen Monden einmal gelaufen war. Mein Herz klopfte laut und schnell, als ich auf den Hof meines Vaters trat und bis zum Eingang zur Halle weiterging. Ich atmete ein paarmal tief ein und aus, ehe ich die Tür öffnete.
Von drinnen schlug mir die würzige, warme Luft entgegen, die ich so lange vermißt hatte. Ich beugte mich herunter und trat gebückt durch die Eingangstür über die Schwelle. Als ich mich auf der anderen Seite wieder aufrichtete, spürte ich alle Augen auf mich gerichtet. Es wurde totenstill in der Halle. Ich zwang mich jedem einzelnen in die Augen zu sehen. Waren sie alle da? Gesund?
Als mein Blick den meiner Mutter traf konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. Ich lief auf sie zu und nahm sie in die Arme. Ich weinte schon wieder, wie ein kleines Kind und konnte die Tränen doch nicht zurückhalten. Würde sie mir verzeihen können? Sie drückte mich an sich und strich mir sanft über den Rücken. Sie sagte nichts, ließ mich nur weinen.
Nach einer Weile löste ich mich von ihr und fiel meinem Vater in die Arme. Auch er sagte kein Wort.
Selbst wenn MacDougal hätte reden wollen, die Tränen drückten ihm die Kehle zu. Er war so glücklich seinen Sohn wieder in den Armen halten zu können. Und dann waren sie nicht mehr zu halten.
Wir umarmten alle einander, bis mir der Kopf schwirrte. Zuletzt drückte ich Eithne an mich und dabei spürte ich ihren leicht erhabenen Bauch. Sie lächelte froh und reichte Duncan die Hand.
Wir schwiegen, sahen uns an. Zum Reden blieb genug Zeit. Ich behielt für mich, daß ich so schnell als möglich eine Gelegenheit suchen und wahrnehmen würde wieder in die andere Zeit zur Füchsin zu reisen. Ich sah mich nach Ossian um, konnte ihn jedoch nirgends entdecken.
Spät in der Nacht, die Kinder waren schließlich eingeschlafen, saßen wir noch zusammen. Ich
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