Keltenzauber
erst in einem Mond sein, wenn er im Wechsel stand.
Ein Mond voller Ungewißheit und Angst. Mir war nicht klar wie ich diese Zeit überstehen sollte.
Ich war unfähig mich auf die einfachsten Dinge zu sammeln, unfähig die einfachsten Arbeiten zu erledigen. Ich rannte wie ein Schlafwandler durch die Gegend und bald bekam ich keine Aufgaben mehr. Meine Gedanken weilten nicht hier, sondern in der anderen Zeit. Mehr als einmal erntete ich verärgerte Blicke, weil ich so abgetreten war. Doch die Zeit wollte und wollte nicht vergehen.
Als es schließlich auf den Mondwechsel zuging, begann ich mit den Vorbereitungen für die Reise. Wieder stand ein Abschied bevor!
Weinend hatte ich meine Mutter und die anderen zurückgelassen. Und selbst mein Vater schenkte mir kein Lächeln zum Abschied. Nur Gavin, Calum und Duncan würden mich zum Stein begleiten. Eithne hatte sich nach unserer Verabschiedung zurückgezogen, sie wollte mich nicht mitkommen. Schwer waren meine Schritte, wie mein Herz. Mein Mut sank, doch die Aussicht auf die Füchsin und darauf Douglas wieder in die Arme schließen zu können, gaben mir Kraft.
Ossian wartete bereits auf mich. Er zeigte mir den heiligen Stein und lenkte mich zum Altarstein.
Ich umarmte Gavin, drückte ihn fest an mich und mußte doch wieder Tränen vergießen. Wenigstens wußte ich, daß alle die ich hier liebte in der richtigen Zeit lebten und das Leben wählen konnten, das sie wollten. Mit Gewalt riß ich mich von Gavin los und wandte mich an Calum. Er klammerte sich an mich wie ein Ertrinkender. Ich drückte ihn fest an mein Herz und schob ihn dann mit sanfter Gewalt fort. Ich wollte etwas sagen, doch alle Worte blieben mir im Hals stecken. Ich drehte mich zu Duncan um. Nie hätte ich gedacht, daß ich einen einstigen MacBochra Bruder nennen würde?! Und es fiel mir bald genauso schwer mich von ihm zu trennen, wie von Gavin und Calum.
Schließlich wandte ich mich an Ossian. „Ich bin bereit!“ sagte ich leise.
Ossian nickte und gab mir den heiligen Krönungsstein in die Hand. „Leg dich auf den Altarstein!“
Ich legte mich auf den Rücken und schloß die Augen. Ich wollte die traurigen, enttäuschten Gesichter der anderen nicht sehen. Ich hörte Ossian Worte murmeln, spürte seine warmen Hände auf meinen Unterarmen und dann kam das Kribbeln, unerwartet schnell. Und schmerzhaft. Ich preßte die Lider zusammen, dachte an die Füchsin und an Douglas. Es gab kein Zurück mehr! Ich hatte mich entschieden! Niemand würde mich zurückholen, wenn sie mich nicht mehr wollte. Ich würde einsam und verlassen in der Fremde leben und sterben müssen. Ich drückte den kleinen Stein bis meine Handinnenfläche zu schmerzen begann. Mir wurde schwarz vor Augen.
Ich lauschte dem Vogelgesang. Mit den Händen fühlte ich den Untergrund ab. Der Altarstein. Ich öffnete meine Augen. Ich war allein. Weder Gavin, Calum, Duncan noch Ossian waren zu sehen. Die Reise war geglückt! Ich richtet mich auf und sah mich um. Ich erhob mich und ging zu dem Stein herüber auf den wir die Zeichen gesetzt hatten. Ich fand die Zeichen nicht.
Aber warum hier, schoß es mir durch den Kopf. Warum erwachte ich hier und nicht bei der Kirche? Eine kalte Klaue ergriff mein Herz. Ich holte mein Bündel vom Altarstein und lief aus dem Steinkreis in Richtung Süden.
Wie dankbar war ich, daß die Zeit, die ich in der anderen Welt zugebracht hatte nicht umsonst gewesen war. Ich war dadurch tatsächlich fähig mich durchzuschlagen und zurechtzufinden. Mir gelang es zwischendurch Arbeit bei gälisch sprechenden Menschen zu finden, um zu überleben. Um meine Reise zum Festland zu ermöglichen, bekam ich schließlich sogar Arbeit auf einer Fähre, durch die Hilfe eines gälisch sprechenden, neuzeitlichen Schotten, der einen Narren an mir gefressen zu haben schien.
Mit Hilfe der Karte, die ich besorgt hatte schlug ich mich bis zu Flannas Haus durch. Es spielte keine Rolle seit wie vielen Wochen ich bereits unterwegs zu ihr war, ich hatte mein Ziel und spürte die wachsende Freude auf sie und meinen Sohn. Würde Douglas mich wiedererkennen? Die Angst, Karsten könnte sich in Flannas Leben eingeschlichen haben, ließ mich schneller gehen. Es war nicht mehr weit!
Starr schaute ich das Haus der Füchsin an. Wie hatte sie innerhalb dieser kurzen Zeit soviel ändern können? Die wilde Wiese war einem kurz geschorenen Rasen gewichen, auf dem nicht eine Blume wuchs. Das Haus war verbessert und
Weitere Kostenlose Bücher