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Keltenzauber

Keltenzauber

Titel: Keltenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela O. Tietsch
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an die Kehle drücken? Du fehlst noch in der Sammlung.“
    Ich schämte mich mit einem Mal für unser rohes Verhalten, trotzdem hielt ich ihrem Blick stand. Das hatten wir uns selber zuzuschreiben. Uns stand eine lange und kalte Nacht bevor. Unwillkürlich überlief mich eine Gänsehaut. Ich zog an dem Hebel und die Klappe sprang auf.
    Ich spürte, daß die Füchsin mich scharf beobachtete.
    In aller Hast entstiegen wir dem Gefährt und standen wie vor den Kopf geschlagen da. Sicherlich hätten wir mit Gewalt unseren Willen durchsetzen können; doch was, fragte ich mich, war unser Wille? Sie eilte mit dem Wagen davon. Die eisige Kälte schien unerbittlicher als zuvor und ein befremdliches Gefühl von Einsamkeit bemächtigte sich meiner.
    „Mein Dolch!“ entfuhr es Gavin.
    „Sie ist die einzige, die uns verstanden hat“, sagte ich leise. Ich wollte nicht wieder in die Kälte, nicht wieder gegen die Schmerzen und die Witterung ankämpfen müssen. Am liebsten hätte ich laut aufgeschrien und sie um Nachsicht gebeten. Sie auf Knien angefleht uns zu glauben und zu helfen. Ich starrte auf den Schnee und preßte die Lippen zusammen. Meine Knie waren weich. Schwer stützte ich mich auf die Arme meiner Brüder, als wir uns auf den Weg zu der kleinen Baumgruppe machten.
    Während Gavin und Calum eine kleine Senke mit den Händen und Dolchen aushoben, beobachtete ich sie. Ich lehnte schwer gegen den rauhen Stamm einer Fichte und kämpfte gegen den Schüttelfrost an. Eithne hatte ihr großes Tuch um meine und ihre eigenen Schultern gelegt und versuchte mich mit ihrem Körper zu wärmen. Der Schnee wirbelte selbst unter der kleinen Baumgruppe ungehindert, wie auf dem freien Feld. Weit entfernt nahm ich eine Bewegung wahr. Ich kniff die Augen zusammen, doch in dem Schneegestöber konnte ich nichts erkennen. Vermutlich ein weiteres Reh? Es hatte keinen Sinn.
    Eithne strich mir zart über die Hand. „Es tut mir leid“, sie starrte ins Dunkel vor sich, „ich kann mich nicht beherrschen.“
    Ich mußte leise lachen. „Das Schlimme ist, wir hätten es ahnen müssen“, ich grinste. „Schließlich bist du uns nicht das erste Mal gefolgt.“
    Sie nickte, an meine rechte Schulter gelehnt. „Ich bete darum, daß wir schnell wieder nach Hause kommen.“
     
     
    Calum spuckte auf den Boden. Er haßte diesen Ort. Er haßte alles was damit zusammenhing, einschließlich der Füchsin, die sie im Stich gelassen und zudem Gavins Dolch gestohlen hatte. Er schaufelte die ausgeworfene Erde an den Rand der Grube. Seine Finger waren steif von der Kälte und wund vom harschen Schnee und dem gefrorenen Boden. Schließlich sah er auf den kleinen Schutzwall hinunter, den sie für die Nacht ausgehoben hatten. Zumindest würden sie ein bißchen Schutz vor dem Wind finden.
    Gavin sah zu Dougal und Eithne hinüber.
    Eithne schaute auf. „Er hat Fieber!“
    Gavin nickte. „Wir sind fertig.“
    „Du solltest ihn nach Ossians Art behandeln. Es wird die Schmerzen lindern“, sagte Eithne.
    „Ich bin nicht Ossian.“
    „Du hast aber gelernt deine Hände heilend wie Ossian zu gebrauchen. Und im Inneren von Dougal ist ein heiliger Stein, der die Kraft verstärken kann.“
    Gavin nickte, Eithne hatte Recht. Schaden konnte es nicht, selbst wenn er sich nicht viel zutraute und es nicht den gleichen Erfolg hatte, wie eine Behandlung von Ossian. Und vielleicht half die Kraft des Steines tatsächlich.
    Sie halfen Dougal auf, der versuchte seine Schmerzen und das Fieber vor ihnen zu verbergen, doch das fiel ihm auffallend schwer. Eithne legte ihren Gürtel ab, breitete ihr großes Tuch in der Grube aus und setzte sich darauf. Sie halfen Dougal sich in die Grube auf das Tuch und die darunter vorbereitete Erhöhung zu hocken. Währenddessen entkleidete sich Calum bereits, drängte sich neben Dougal und breitete sein eigenes großes Tuch über sie alle aus. Gavin schnappte sich das Ende und zog es stramm. Behaglich war ihr Lager nicht, aber sie hatten keine Wahl. Der ständig fallende Schnee würde bald eine schützende Schicht auf Calums großem Tuch bilden, so daß die Körperwärme sich halten konnte.
    Calum schloß die Augen. Er zitterte ebenfalls. Verdammt, für ihn war es doch nichts Neues in der Kälte zu übernachten, doch er fühlte so viel Angst an seiner Seele nagen und das machte ihn schwach und empfindlich. Ein Gefühl das ihm nicht vertraut war. Dougal zitterte rechts neben ihm, während er unwillkürlich vor Schmerz, Anstrengung und Angst

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