Keltenzauber
hören und zu riechen. Ein unerträglicher Gestank verschmutzte die Luft.
Es mußte eine Ewigkeit vergangen sein, seit wir am Morgen aufgebrochen waren, doch schließlich, ich konnte es kaum glauben, hatten wir die Kirche wiedergefunden. Wie, war mir allerdings schleierhaft. Der Turm wirkte spitzer als zuvor. Wir folgten dem Weg bis zu der Stelle, an der wir aufgetaucht waren. Ich sah mich suchend um. Gab es Anzeichen, daß Ossian oder Vater einen Rettungsversuch unternommen hatten? Ich konnte nichts entdecken. Ich sah zu Gavin hinüber, doch der schüttelte den Kopf.
„Nichts.“
„Alles umsonst. Diese stinkige Siedlung. Wir haben uns umsonst hierher bemüht.“ Calum sah mutlos den großen Stein an, der unweit der Kirche lag.
„Sie werden uns zurückholen! Und wahrscheinlich ist es unwichtig an welchem Ort wir dann sind.“ Das versuchte ich mir selber einzureden. „Wir sollten ein Zeichen hinterlassen“, fiel mir ein.
Calum nickte, mit einem Mal wieder zuversichtlich.
„An was denkst du?“ fragte Gavin.
„Ich weiß nicht? Vielleicht ein Zeichen im Mauerwerk?“ Ich sah mich um. „Oder in einem der Bäume?“
Gavin zog seinen Dolch und ging mit großen Schritten zu der alten Eiche gegenüber.
„Was soll ich schreiben?“
„Unsere Zeichen, und daß wir in Richtung Norden gehen“, sagte Eithne.
Ich nickte. „Zumindest wissen sie dann, daß wir hier waren und sie am richtigen Ort suchen.“ In meinem Herzen breitete sich ein warmes Gefühl aus. Vater würde uns suchen, bestimmt, und er würde uns finden, egal wie weit wir von dieser Kirche entfernt waren. Ich beobachtete Gavin, der mit geschickten Fingern Ogamzeichen in die rauhe Rinde der Eiche schnitzte. Plötzlich kam ein Mann in einem schwarzen langen Gewand mit einem engen weißen Kragen auf uns zu. Seine Miene wirkte unfreundlich. Er kam zügig näher. Eithne, die hinter Gavin stand um ihm über die Schulter zu gucken, zog diesen am Arm.
„Komm! Ich glaube der Mann hat etwas dagegen, daß wir unsere Zeichen setzen.“
„Ich bin gleich fertig.“ Er ritzte einen letzten Strich und wandte sich dann um.
Wir warteten nicht bis der Mann uns erreicht hatte, sondern folgten dem Weg weiter um das Gebäude herum. Auf der anderen Seite war ein großer Platz, der aussah wie ein Marktplatz. Und, wir hielten den Atem an, auf diesem Platz waren Menschen in vertrauten Gewändern. Zelte, Stände, Marktleute. Calum lachte erfreut auf, Gavin schlug ihm glücklich auf die Schulter. Eithne strahlte.
„Wir sind Zuhause!“ rief Calum.
„Ich wußte es!“ Eithne lachte mich an.
„Was?“ fragte ich niedergeschlagen.
„Wir sind auf dem Weg nach Hause.“
Ich schüttelte den Kopf. „Sieh genauer hin.“
Sie starrten in die Menschengruppen.
Plötzlich wußte Gavin, was Dougal meinte. Zwischen den Leuten in vertrauter Kleidung gingen andere, die aussahen wie die Leute, die sie seit Stunden um sich hatten.
„Vielleicht gibt es ein Tor? Ein Weg zwischen den Welten?“ Gavin biß sich auf die Lippen.
Calum starrte verbissen auf die Erde, Eithne preßte die Lippen ebenfalls aufeinander.
„Das gibt es nur in unseren Träumen“, antwortete ich.
„Und was ist das hier?“ Gavin holte weit mit dem Arm aus und beschrieb einen Bogen. Seine Stimme klang unnatürlich rauh.
„Keine Ahnung?“ Ich zuckte niedergeschlagen mit den Schultern.
Calum schritt plötzlich zielstrebig auf den nächstbesten Marktstand zu. Wir folgten ihm. Was hatte er vor?
Ach wäre doch nur die Füchsin hier. Sie würde uns erklären, weshalb die Leute sich kleideten, so wie es die Menschen unserer Zeit taten.
Der Mann am Stand trug einen blaugrauen ungepflegten Kittel zu einer braunen schmutzigen Hose, die sicherlich bessere Tage erlebt hatte. Die schulterlangen mausgrauen Haare hingen ihm strähnig ins Gesicht. Der Mann schien nicht viel Wert auf sein Äußeres zu legen und das obwohl er ein Händler war. Er lächelte uns trotz seines unansprechenden Äußeren freundlich an.
„ SeidgegrüßthoheHerrenausdemNorden. “
Ich starrte auf den Boden. Es war wie ich vermutet hatte. Diese Leute schienen ein Fest daraus zu machen, daß sie sich anders als gewöhnlich kleideten. In Wahrheit gehörten all diese Menschen zu den ungastlichen Fremden, denen wir in den letzten Stunden begegnet waren. Und wir konnten ihre Worte ebensowenig verstehen, wie diese Leute uns nicht verstanden. Ich lächelte den Mann an, immerhin war er einer der wenigen, die uns freundlich
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