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Keltenzauber

Keltenzauber

Titel: Keltenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela O. Tietsch
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waren so sichtbar, als stünden sie uns draußen gegenüber. Was diese Leute dort taten beunruhigte mich allerdings so sehr, daß ich am liebsten weit fortgelaufen wäre. Zwei Erwachsene und zwei Kinder saßen vor einer schwarzen Kastentruhe, starrten wie gebannt hinein und wurden von einem blauen, unwirklichen, flackernden Licht umhüllt, das die einzige Beleuchtung im Raum schien. Ich stöhnte. Wurden diese Menschen gerade von dem schwarzen Kasten geschluckt, verzaubert zu Zwergen? Es war unheimlich wie reglos sie dasaßen.
    „Laß uns verschwinden!“ Calum zog mich am Ärmel.
    Ich schaute ihn benommen an, folgte ihm dennoch.
    „Ich schlage vor, wir folgen dem Weg solange, bis wir eine Abzweigung finden. Und dann gehen wir, bis wir eine einladende Schneise oder einen Wald finden?“ Gavin suchte in den Gesichtern seiner Geschwister Zustimmung.
    Ich nickte abwesend. Calum sah entschieden aus und Eithne schaute nur geradeaus. Sie hatte keine Worte mehr und das Heimweh, das sie bis jetzt meisterlich verdrängt hatte, wurde mit jedem Atemzug unerträglicher.
    „Von diesen Leuten brauchen wir genauso wenig Hilfe erwarten, wie von denen in der riesigen Siedlung.“ Gavin schüttelte den Kopf ungläubig. „Ich glaube, ich habe nie in meinem Leben so viele Menschen auf einem Haufen gesehen, nicht mal bei den großen Festen sind es so viele.“
    Calum nickte bestätigend. „Stimmt.“
    „Wer weiß?“ Ich sah mich unsicher um. „Vielleicht stecken wir längst in einer dieser schwarzen Truhen und wissen es nicht. Die Bilder, die wir gesehen haben, sahen doch aus wie das richtige Leben?“
    „Hör auf!“ Gavin knetete seine eiskalten Hände.
    „Vielleicht ist es besser wir wählen den Tod?“
    „Das will MacBochra doch erreichen! Dann hat er sich die Finger nicht selber besudelt.“
    Calum nickte. „Er brauchte vor den Stämmen keinerlei Rechenschaft abzulegen.“
    „Gemmán treibt uns mit seinem Zauber in den Wahnsinn“, preßte Eithne leise hervor.
    „Aber unser Ende wird nicht sein, daß wir uns selber töten!“ Gavin war entschlossen sein Leben zu verteidigen und sein letzter Atemzug sollte nicht von Gemmán bestimmt werden, sondern von einer höheren Kraft.
    Schweigend setzten wir unseren Weg fort, bis wir die Siedlung nicht mehr sehen konnten. Der Schnee fiel wieder stärker, doch er war nicht mehr weich, die Flocken nicht groß, sondern naß und schneidend. Wie der eisige Wind aus Nordost, der uns das Laufen und Atmen schwer machte und an unseren Tüchern riß, als wollte er uns verspotten. Er suchte sich seinen Weg durch die gewebten Fasern, um uns wie mit Nadeln aus Eisen in die Haut zu stechen. Tapfer gingen wir weiter, tiefer in den Wald hinein, dankbar, weil wir auf ihn gestoßen waren. Und wieder würden wir eine weitere Nacht in einer Kuhle im Schnee verbringen müssen.
    Schließlich setzte ich mich in der zweiten Aushöhlung zurecht. Es tat mir leid, doch ich mußte die Arbeit meinen Brüdern überlassen. Ich hatte zur Zeit Mühe gerade zu stehen. Immerhin war es uns gelungen einen Baumbestand ausfindig zu machen, der annähernd einem Wald glich und uns ein bißchen vor dem Wetter schützte. Während des Weges hatten wir uns nach eßbaren Pflanzen umgesehen, doch es schien aussichtslos. Nicht ein uns bekanntes Kraut war zu finden. So aßen wir jeder ein Stück Brot, nicht zuviel, denn es sollte auch morgen den ärgsten Hunger stillen. Ein paar Tage weniger zu Essen würde uns nicht gleich umbringen, schließlich gab es am Ende des Winters immer weniger zu Essen. Und was, wenn die paar Tage nicht enden wollten? Was, wenn wir diesem Ort der Verdammnis nie mehr entkamen? Würden wir zu Verbrechern werden und andere Leute bestehlen? Ich hatte die ständigen Fragen so satt. Niemand konnte uns eine Antwort geben und wir waren vollkommen auf uns alleine gestellt.
     
     
    Ich rieb meinen inzwischen wild wuchernden Bart, während ich Calum und Gavin begutachtete. Calum hatte Glück, an seinem Kinn sprossen die Haare erst, doch Gavin sah zerlumpt und verwegen aus. Wahrscheinlich glich ich ihm?
    Eithne lächelte mich an. „Aye, du siehst nicht besser aus!“ Ihr Lächeln wurde zu einem schadenfrohen Grinsen.
    „Du hast gut lachen.“ Ich zwinkerte meine Tränen zurück. Sie sollte nicht wissen, wie dankbar und glücklich ich war sie bei uns zu haben. Nie hatte sie sich von den Verboten unseres Vaters oder ihrer Brüder abhalten lassen. Ich hätte wirklich ahnen müssen, daß sie uns folgen

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