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Keltenzauber

Keltenzauber

Titel: Keltenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela O. Tietsch
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lief ein Schauer über den Rücken. Ich dankte allen guten Geistern für die Rettung von Calum. Wenn wir nicht geschafft hätten, ihn vor diesem Ungetüm fortzuziehen? Ich wagte den Gedanken nicht zu Ende zu denken und fragte mich immer noch weshalb er auf den Eisenschienen stehen geblieben war?
    Längst hatte ich aufgehört die Autos zu zählen, die an uns vorbeifuhren. Große, kleine, manche mit vielen Menschen darin oder mit nur einem. Und dann dieser schreckliche Weg, auf dem sechs Autos nebeneinander herfuhren, sich gegenseitig überholten, versuchten die anderen mit Schnelligkeit zu schlagen. Und es schien kein Ende zu nehmen, ein Auto nach dem anderen, dicht hintereinander. Sie sahen aus als jagten sie sich. Sogar Tiere fuhren in den großen Wagen, allerdings schienen sie dies nicht freiwillig zu tun. Als eins dieser großen Dinger auf einem offensichtlich dafür vorgesehenen Platz neben uns hielt, hatte ich in die ängstlichen Augen der Schweine gesehen. Ich hatte sogar gewagt in das Innere zu gucken und mir wurde erneut übel bei der Erinnerung, wie die Tiere darin eng zusammengepfercht gewesen waren. Einige lagen verletzt oder niedergetrampelt am Boden, andere bissen sich und versuchten über die nebenstehenden zu steigen. Ich konnte nicht verstehen, egal wie oft ich darüber nachdachte, weshalb uns der Mann mit der Faust drohte, als wir versuchten ihn auf den Mißstand in seinem Wagen aufmerksam zu machen. Und wie schnell er weitergefahren war, als hätte er Angst! Uns blieb keine Möglichkeit ihn an seinem Tun zu hindern.
    Ich hatte in meinem Leben bisher wenige Menschen gesehen, die so roh und gefühllos mit einem Tier oder Menschen umgingen, hier schien es jedoch niemanden zu stören. Keiner der anderen Automenschen hielt den Wagen mit den Tieren auf oder stellte den Mann, der in ihm saß, zur Rede. Diese Welt verwunderte mich zutiefst.
    Inzwischen hatte sich das Landschaftsbild verändert. Hier gefiel es mir deutlich besser. Etwa doppelt so viel Bäume, beinahe kleine Wälder, wechselten sich mit Feldern und Wiesen ab. Ich war froh, daß wir den Weg in den Norden nicht gestern Abend begonnen hatten. Ich fühlte mich schwer und wie zerschlagen, meine Schmerzen hielten sich allerdings in Grenzen. Wir hatten gar nicht versucht den Weg zur ausgehobenen Kuhle zu suchen, wir gingen geradewegs Richtung Norden.
    Und die ganze Zeit wurde ich das Gefühl nicht los, daß uns jemand folgte.
     
     
    Ein lautes Brummen erscholl über uns. Wir sahen hinauf in den Himmel.
    „Bei allen guten Geistern, was ist das?“
    „Was? Es ist riesig!“ Calum zitterte. „Ist es ein fliegendes Ungeheuer?“ Er starrte mit offenem Mund nach oben.
    „Alles in dieser Welt ist ungeheuerlich!“ schrie Eithne.
    Gavin streckte den Arm zeigend aus. Auf einem großen Platz standen weitere riesige weiße Vögel. Einige standen nur da, andere rollten, und weiter hinten konnten wir einen erkennen, der so schnell fuhr, daß er mit einem Mal vom Boden abhob. Ich konnte menschliche Gesichter hinter kleinen, runden Wandungslöchern entdecken.
    „Sie haben fliegende Autos!?“ rief ich fassungslos.
    „Ich will hier weg!“ jammerte Eithne.
    Calum lief zügig weiter und schaute sich nicht um. Gavin und ich versuchten ihn mit einem flauen Gefühl im Magen einzuholen.
    Der große Vogel aus Eisen flog unbekümmert weiter und hinterließ einen langen weißen wolkenartigen Schweif am Himmel. Er war meinem Blickfeld bald entschwunden, doch der Weg den er genommen hatte, war durch den Wolkenstreifen immer noch zu sehen.
    „Ich will nach Hause!“ flüsterte Calum, mühsam die Tränen unterdrückend. Er, der Krieger unter uns. Der keinem Kampf auswich oder zögerte. Ich fühlte wie er. Ich holte ihn ein und legte meinen Arm um seine Schultern. Manchmal vergaß ich, daß er den Kindertagen erst entwachsen war.
    „Wir werden zurückkehren! Ossian wird einen Weg finden!“ Ich sah Gavin an, der mit Tränen in den Augenwinkeln neben uns stand und seine Zähne fest aufeinander preßte, um es Calum nicht gleich zu tun. Eithne starrte stur in den Himmel, doch sie weinte nicht. Sie hatte sich offensichtlich besser in der Gewalt als wir, ihre Brüder.
    „Wir gehen weiter in Richtung Norden. Irgendwann werden wir in unserer Heimat sein und dann werden wir den Weg zu unseren Leuten finden!“ Starr sah ich auf den Boden vor mir. „Wenn es einen Weg hier heraus gibt, werden wir ihn finden!“ Ich drückte sanft Calums Schulter. Es gab kein einfaches

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