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Keltenzauber

Keltenzauber

Titel: Keltenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela O. Tietsch
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mir. Ich würde sie gern begleiten, doch Gavins Angst war nicht unbegründet. Ich mußte an mein Gespräch mit Duncan denken. Wenn nicht jetzt, wann dann. Ich gab mir einen Ruck.
    „Wenn du lieber in Begleitung fahren willst, dann komme ich gern mit.“ Ich wartete einen Atemzug lang, ob Gavin einen Einwand erheben würde, doch er schwieg. Anscheinend war er inzwischen zu dem selben Ergebnis gekommen wie Duncan und ich.
    Die Füchsin lächelte erfreut, als hätte ich ihr ein besonderes Geschenk gemacht.
    „Schön, wir können in einer halben Stunde los.“ Sie schaute auf meine nackten Füße. Ich wußte was folgen würde und bereute zugesagt zu haben. Ich nickte. „Aye, ich ziehe mir Schuhe und enge Hose an.“
    Flanna nickte, während sie zu Boden sah und sagte: „Das ist nett.“ Schnell verließ sie den Raum. Es war ihr höchst peinlich ihn so zu bevormunden. Abgesehen davon gefiel er ihr in seiner eigenen Kleidung und nackten Füßen viel besser, als in Jeans und Sweatshirt. Sie ahnte wie unbehaglich er sich in den fremden Sachen fühlte.
     
     
    Ich fühlte mich unwohl. Der enge Raum, Laden, wie Flanna ihn nannte, war voll gestellt mit Käfigen und allerhand Dingen, die Tiere angeblich zu Leben brauchten. Im hinteren Teil standen doppelt soviel Käfige wie vorn, doch in diesen befanden sich Tiere. Zusammengepferchte Vögel mit bunten Federn, wie ich sie nie gesehen hatte, Kaninchen, Ratten mit Schwanz und welche ohne, mit fleckigem Fell. Mäuse! Ich mußte zweimal hinsehen. Es handelte sich tatsächlich um Mäuse! Welcher Mensch holte sich freiwillig Mäuse ins Haus, die kamen doch von allein und waren schwer wieder zu vertreiben. In einem weiteren Käfig aus Glas entdeckte ich Schlangen und einen weiter, Molche und seltsame kleine Drachen. Ein grüner Vogel neben mir schrie laut. Er war so laut, daß ich erschrocken zur Seite sprang und ihn böse ansah. Das Tier saß jedoch in einem engen Gefängnis, höchstens eine Elle im Viereck und konnte nicht einmal seine Flügen ausbreiten. Mir tat es leid, daß ich ihm böse Gedanken geschickt hatte. Ich trat ein paar Schritte zur Seite. Auf einem Tisch entdeckte ich mit Wasser gefüllte Glasbehälter in welchen Fische und andere Wassertiere lebten. Mir drängte sich die Frage auf, was all diese Tiere verbrochen hatten, daß sie in enge Gefängnisse einsperrt, ihrer Freiheit beraubt wurden?
    Die Füchsin winkte mich heran.
    „Wir müssen weiter.“
    „Warum sind sie eingesperrt?“ Ich konnte mir diese Frage nicht verkneifen.
    „Das frage ich mich auch jeden Tag“, antwortete sie mit mutlos klingender Stimme. „Sie fristen ihr Dasein in Käfigen, zur Freude und zur Befriedigung von uns Menschen.“
    „Warum kaufst du dann hier ein?“
    „Zur Zeit bekomme ich nur hier das Milchpulver für die Hundekinder und die Flaschen.“
    Ich nickte und folgte ihr nach draußen. „Solche bunten Vögel habe ich nie in meinem Leben gesehen.“
    „Du meinst die Sittiche und Papageien.“ Sie schüttelte traurig den Kopf. „Diese Vögel leben ursprünglich in großen Scharen in den Weiten von Australien und den Wäldern von Südamerika.“
    „Aber hier saß einer allein.“
    „Das ist keine Seltenheit. Die Tiere sollen sprechen lernen, und das tun sie nicht, wenn sie glücklich mit einem Partner oder in einer Gruppe leben. Dazu brauchen sie Frust und Langeweile, und um nicht irrsinnig zu werden, wenn sie so in Einzelhaft sitzen, fangen manche an zu reden.“
    „Sie können sprechen?“ Ich konnte es nicht glauben.
    „Nicht richtig. Sie können sich nicht unterhalten, sie können Worte nachsprechen, ohne den Sinn zu verstehen.“ Sie seufzte. „Tiere sind die Sklaven der westlichen Welt.“
    „Der westlichen?“
    „In anderen Ländern im Osten und Süden gibt es außer den Tiersklaven, die es oft noch schlechter haben als hier, auch menschliche Sklaven. Frauen, Kinder und Männer.“
    „Aye, das kenne ich.“
    Die Füchsin sah mich seltsam von der Seite an, als fiele ihr erst jetzt etwas ein, an was sie schon längst hätte denken müssen.
    „Habt ihr Sklaven?“ fragte sie leise nach und sah zur Seite, um mir nicht in die Augen sehen zu müssen, als fürchtete sie sich vor meiner Antwort.
    Plötzlich verstand ich ihren Blick. Ich schüttelte den Kopf und mußte schmunzeln. „Haben wir nicht!“
    „Weil ihr sie euch nicht leisten könnt?“ Ihre Stimme hatte einen lauernden Unterton.
    „Weil wir es ablehnen Sklaven zu halten.“ Ich lachte leise in mich hinein.

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