Keltenzauber
Wofür hielt sie uns denn? Ich sah zu Seite. War sie mit meiner Antwort zufrieden? Sie schien mit ihren Gedanken weit weg zu sein.
Ich schaute auf die dunkel- und hellgrauen Fellbündel herab. Die beiden Hundekinder schliefen unruhig. Das Bein des Dunklen zuckte als träumte er vom Laufen und seine Zunge hing halb aus dem Mund, leicht zusammengerollt als saugte er an der Mutterbrust.
„Sind sie ruhig?“
Ich sah zur Seite. Die Füchsin fuhr schnell, sie wollte nach Hause, um die Hunde versorgen zu können. „Sie träumen von warmer Milch.“
Die Füchsin lächelte. „Sind sie nicht süß?“
„Das sind sie immer, wenn sie klein sind.“
„Jedes Alter hat seinen Reiz. Aber wir Frauen schmelzen eben dahin, wenn wir einen Säugling sehen, egal ob menschlich oder tierisch.“
Ich lachte. „Dann bin ich wohl auch eine Frau.“
Flanna fiel in mein Lachen ein, doch unerwartet schnell verstummte ihr Lachen. „So siehst du allerdings nicht aus.“ Sie sah mich kurz an, ehe sie sich der Straße widmete.
Ich schaute unauffällig zu ihr herüber. Wie sollte ich ihre Worte verstehen? Empfand sie diese Tatsache als gut oder schlecht?
„Es ist wohl in unseren Erbanlagen, daß wir uns gegen das niedliche Gehabe eines Kleinkindes nicht wehren können.“
„Aye, so ist es wohl.“ Ich konnte nicht verhindern, daß meine Stimme belegt klang. Ich wollte nicht an Kinder denken und erst recht nicht ans Kinder machen! Derzeit nicht! Und doch konnte ich das Bild der halbnackten Füchsin vor ihrem Schrank nicht verdrängen. Wie gern würde ich ihre Haut berühren, nur um zu spüren, ob sie so weich war, wie sie aussah. Wie gern ihren Nacken mit den Lippen liebkosen, um zu schmecken, ob er mir so mundete, wie ich mir das vorstellte. Ich bemühte mich, meine Gedanken auf die beiden Hundekinder im Korb zu lenken.
Die kleine Hündin war struppig. Ihr hellgraues Fell schien nicht so flauschig wie das des Grauen. Sie war schwach. Ein Bein war geschient. Ich bezweifelte, daß sie die nächsten Stunden überleben würde. Vorsichtig deckte ich sie mit dem warmen Wolltuch ab, welches Flanna zu diesem Zweck in den Korb gelegt hatte. Ich wollte sie nicht durch eine unbedachte Bewegung wecken. Besser sie schliefen bis wir zu Haus waren.
„Machst du so etwas öfter?“ fragte ich nach.
„Was meinst du?“
„Das mit den Hunden? Du scheinst dich gut auszukennen.“
„Manchmal. Ich bin als tätiges Mitglied im Tierschutzverein gemeldet und ab und zu gibt es Tiere, die eine vorübergehende Hilfe benötigen, bis sich ein neuer Verantwortlicher findet.“
„Und dann gibst du sie wieder ab?“
„Wir suchen gute Plätze. Und dann gebe ich sie wieder ab.“ Sie überlegte. „Aber so oft mußte ich nicht einspringen. Einmal ein Pferd, ein paar Katzen und eine Schildkröte.“
„Schildkröte?“
Sie lachte. „Ich zeig dir ein Bild. Aber du könntest sie kennen.“
Ich zuckte die Achseln. Ich war froh, sie und mich in ein Gespräch verwickelt zu haben. Das lenkte mich von ihrem reizvollen Körper ab.
„Bei uns gibt es keine Vereinigung die sich um den Schutz von Tieren kümmert“, sagte ich überlegend.
„Aber wahrscheinlich gibt es bei euch nicht so viele gequälte Tiere? Oder Menschen, die sich keinen Deut um die Belange Tiere kümmern?“
„Es gibt insgesamt nicht so viele Tiere um die wir uns kümmern müssen.“
„Nicht?“
„Keine Katzen, keine eingesperrten Vögel. Hunde, aye, die laufen meist frei herum. Ein paar Pferde, Rinder und Schafe.“ Hatte ich alle aufgezählt?
„Und was macht ihr wenn einer ein Tier mißhandelt?“
„Er wird zur Rechenschaft gezogen, denn einer der ein Tier mißhandelt wird dies ohne Weiteres auch mit einem Menschen tun.“
Sie nickte eifrig. „Das sehe ich auch so.“ Sie überlegte offensichtlich und suchte nach Worten, bevor sie sprach. „Gibt es bei euch Menschen, die sich an…“ Sie brach ab, suchte wieder nach Worten. Konnte sie ihn das unverblümt fragen?
„Was willst du wissen?“ hakte ich nach.
Sie zögerte.
„Hm?“
„Also gibt es Menschen, die sich an Tieren vergehen?“ Sie atmete aus.
„Es gibt sie“, antwortete ich leise und es war mir das Unverständlichste überhaupt.
Sie nickte. „Ich habe gehört, daß es im Altertum, in der Vergangenheit, somit in deiner Zeit gang und gebe war, und erlaubt?“
„Wer erzählt so einen Schwachsinn?“ Ihre Worte verletzten mich.
Sie lächelte entschuldigend. „Dann ist es bei euch nicht an der
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