Keltenzauber
dargestellte Geschichte mit Menschen in alten Gewändern fesselte die vier Männer. Ob sie den Fernseher nun ablehnten oder nicht. Das gab ihr die Gelegenheit Dougal von der Seite zu beobachten. Sein Gesicht war ebenmäßig und schön, eine bißchen zu kantig vielleicht, doch ihr gefiel das. Es lockte sie, ihm über die starken Wangenknochen zu streichen. Seine vollen Wimpern waren halb gesenkt und seine Wangenmuskeln stark angespannt. Er saß auf der äußersten Kante seines Sitzes, wie ein Kind, das ein spannendes Buch las. Alle vier waren angespannt. Offensichtlich traf der Film doch die Wahrheit. Plötzlich pfiff Calum abwertend durch die Zähne.
„So ein Blödsinn“, rief er empört.
Gavin hielt die Hand in die Höhe, zum Zeichen, daß er ruhig sein sollte.
„Das kann sich doch keiner ansehen!“ Calum war sauer. „Das ist rufschädigend.“ Er wandte sich zu Flanna um. „Glaub das nicht, das ist nicht wahr!“
Flanna hörte ihm neugierig zu. Endlich gab es eine Gelegenheit bei der sie mehr über die Vergangenheit erfahren konnte, so wie sie sich das erhofft hatte. Ein weiteres Mal danach zu fragen hatte sie sich nicht mehr getraut, aus Angst Heimweh hervorzurufen. Sie sah ihn auffordernd an.
„Wie war es denn in Wahrheit?“
Er schüttelte den Kopf und rückte näher zu ihr. „So ist das nicht!“ Er wirkte empört. „Das mit dem Kopfkult zum Beispiel! So ein Quatsch. Als wenn wir alle die Köpfe unserer Feinde in den Hallen hängen hätten!“
Ich wandte mich um. „Du weißt das einige das tun. Denk an Gemmán“, sagte ich leise.
„Aber die wenigsten, und von denen redet keiner besonders gut.“
„Trotzdem, ein Funken Wahrheit ist dabei.“
Calum schüttelte den Kopf. „Das wäre das Gleiche, als wenn die Leute später sagen würden alle Menschen dieser Zeit lebten in lauten Städten.“ Er starrte mich an. „Alles was sie sagen entspringt ihrer Einbildung.“ Er sah Flanna fragend an. „Oder hab ich falsch verstanden, was die da reden?“
Flanna schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht.“
„Nicht alles ist falsch, Calum, obwohl vieles falsch gedeutet wird.“ Ich suchte nach Worten, fond sie nicht und sah die Füchsin an. „Morgen beginnen wir dir die Wahrheit zu erzählen!“
Flanna freute sich. „Das wäre schön.“
„Wir haben es dir schließlich versprochen.“
„Außerdem ist es nötig!“ warf Calum ein, der noch ärgerlich wirkte.
Gavin kümmerte sich nicht um uns, er starrte in den Fernseher.
Duncan hatte schweigend zugehört. Er fragte sich, ob es wichtig war, daß ein heutiger Mensch von der alten Zeit wußte? Was würde es ändern? Kriege gab es auch in dieser Zeit, wenn er Flanna Glauben schenken durfte und das tat er. Die Menschheit hatte nichts gelernt aus den Fehlern ihrer Vorfahren.
Ich räusperte mich umständlich und sah die Füchsin an. „Ich möchte auf deinen Vorschlag zurückkommen, wie wir Geld verdienen könnten. Wir sind dir lange genug zur Last gefallen, ohne dir eine wirkliche Hilfe zu sein.“
Ich suchte in ihren Augen eine Antwort auf meine Worte, doch sie sah wie ertappt zur Seite. So hatte sie ebenfalls daran gedacht?!
Ein paar gequälte Töne drangen aus der schwarzen Kiste. Ich wandte mich dem Bild zu.
„Da ist es wieder!“ Calum zeigte auf die Luftsäcke, ehe er sich an Flanna wandte. „Was ist das?“
Sie sah ihn fragend an. „Was meinst du?“
„Die Luftsäcke mit Flöten.“
„Oh, der Dudelsack oder Sackpfeife!“ Sie lächelte wissend.
Ich haßte dieses Lächeln an ihr, obwohl ich sonst alles an ihr liebte. Dieses Lächeln, das besagte, ich weiß etwas, was ihr nicht wißt.
„Das ist das Wahrzeichen Schottlands.“
„Wie?“ Calum war erstaunt. „Aber wir kennen es nicht einmal.“
„Dieses Instrument ist lange Zeit verboten gewesen und noch gar nicht so lange in Schottland, aber inzwischen sind die großen Kriegspfeifen eines der schottischsten Dinge die es gibt.“ Sie lachte. „Zusammen mit euren Kilts, in anderer Form und dem Golf.“
„Golf?“ Calum schaute sie fragend an.
Sie nickte. „Ein Spiel bei dem ein kleiner Ball über größere Strecken in ein kleines Loch geschossen wird.“
Calum lachte. „Das spielen die Schafhirten, wenn ihnen langweilig ist. Sie benutzen ihren Schäferstab und den getrockneten Schafsdung.“
Flanna fiel in sein Lachen ein. „Das hören die Golfer sicher nicht gern.“
Calum begriff nicht, doch er sagte lieber nichts. Er wollte sich nicht lächerlich
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