Keltenzauber
Soweit ich weiß kann diese Art gut wild leben.“
„Aye.“ Ich hob den Grauen hoch, als dieser sich an meinen Füßen zu schaffen machen wollte und knuddelte ihn. „Kommst du zum Frühmahl herunter?“
„Ist es denn fertig?“ fragte Flanna schelmisch.
„Nicht ganz.“ Ich erhob mich, schnappte mir die Kleine und ging zur Tür. „Wir arbeiten daran.“
Die Füchsin lächelte mich warm an. Eine heiße Welle des Glücks zog durch meinen Körper.
„Bin gleich da“, sagte sie.
Ich verließ zufrieden das Zimmer der Füchsin. Von oben kamen die anderen herunter. Ich schaute sie an und spürte wie ich errötete. Schnell senkte ich den Blick wieder.
Ein schadenfrohes Gekicher von Eithne und Calum war die Antwort. Gemeinsam gingen wir hinunter ins Wohnzimmer.
Die Tage vergingen wie im Flug. Ich beobachtete die spielenden Hunde, die inzwischen so groß waren, daß sie bis an meine Knie reichten.
Ich trauerte jeden Tag um den Verlust meiner Familie und meiner Heimat, doch zugleich frohlockte ich, denn ich hatte Liebe und eine neue Heimat gefunden. Ich fand mich damit ab nie mehr in meine alte Welt zu kommen. Ich würde meine Eltern nie mehr wiedersehen! Nie mehr die würzige Luft des Waldes riechen oder in das dunkle Wasser eines Lochs blicken können. Selbst wenn die anderen einen weiteren Vorstoß unternehmen wollten, ich würde nicht daran teilnehmen! Ich wollte bei der Füchsin bleiben.
Wie manche Ereignisse oder die Zeit doch die Dinge in ein anderes Licht rückten?! Ich sah unauffällig zu Eithne und Duncan herüber, die auf dem gepflasterten Platz vor dem Hauseingang in der Sonne saßen und Kartoffeln schälten. Eithne hatte nach Duncans Geständnis aufgehört auf ihm herum zu hacken. Sie hatte sogar angefangen an seinem Leben teilzunehmen. Und sie mochte ihn mehr und mehr, das war offensichtlich. Ich freute mich für beide, denn ich mochte Duncan und hoffte auf einen guten Mann für Eithne. Möglicherweise war Duncan fähig die MacDougals und die MacBochras zu vereinen!? Wenn es mit einer Ehe begann, war dies nicht der schlechteste Beginn.
Sorgen bereitete mir Gavin. Er betäubte sich mit der schwarzen Kastentruhe und hockte Stunde um Stunde davor! Calum stürzte sich hingegen voll auf die Sackpfeife. Ich erinnerte mich gern an sein strahlendes Gesicht, als die Füchsin ihm den Dudelsack geschenkt hatte. Sogar einen Lehrer hatte sie ausfindig gemacht. Seitdem tat Calum alles für sie.
Beharrlich gab die Füchsin Anzeigen auf, doch Gavin hatte anscheinend längst alle Hoffnung aufgegeben. Er wirkte so ernst wie nie und vollkommen unzugänglich. Und er konnte nicht an der Freude teilnehmen, die mich und die Füchsin erfüllte. Nur der Graue verstand ihn aufzumuntern. Hartnäckig bedrängte er Gavin, entweder daß er mit ihm hinaus ging oder ihn auf seinen Schoß nahm. Als wüßte er genau welcher Kummer Gavin das Leben schwer machte und als wüßte er welche Heilbehandlung er brauchte.
Die Kleine hingegen liebte es hinter den Fersen der Füchsin herzurennen, so nahe, daß sie des Öfteren zwischen ihren Beinen landete und die Füchsin mehr als einmal beinahe stolperte oder die Kleine sich das Kinn an ihren Hacken stieß. Die Füchsin verstand es jedoch trotzdem geschickt die kleine Hündin nicht zu sehr an sich zu binden. Zwischendurch mußten auch wir die Tiere versorgen oder uns um sie kümmern, so daß die Füchsin nicht der einzige Bezug war.
Ein schräger, gequälter Ton drang an meine Ohren und riß mich aus meinen Gedanken. Calum. Wieder quälte er die Luft. Ich mußte unwillkürlich lachen.
Ein Auto fuhr die Auffahrt herauf. Die neuen Herbergsgäste! Ich erhob mich, um sie ins Haus zu führen. Noch lastete diese Arbeit auf der Füchsin, doch Sigrid würde nächste Woche ihre Arbeit wieder aufnehmen können.
Die Leute stiegen aus dem Auto. Ein Mann, eine Frau und zwei Kinder, die ich auf etwa drei und sechs schätzte. Die Frau öffnete die Hintertür, holte ein weiteres Kind heraus, einen Säugling. Der Mann öffnete den Kofferraum und hob einen Wagen heraus, wie ich ihn bereits auf dem Weg hierher gesehen hatte, wohl um den Säugling hineinzulegen?
„Hallo!“ sagte ich in gebrochenen Deutsch. „Wenn Sie bitte folgen?“ Ich machte eine einladende Geste zum Haus hin. Die Leute legten ihr Kind in den Wagen, wie ich es vermutete hatte und folgten mir zum Eingang.
Die Füchsin trat heraus. „Hallo, herzlich willkommen.“ Sie reichte den Leuten die Hand. „Gleich
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