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Kelwitts Stern

Kelwitts Stern

Titel: Kelwitts Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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konzentrierte sich unverhohlen auf dieses Haus.
    »Ich glaube«, murmelte er, »ich will da jetzt nicht hingehen und klingeln.«
    »Da interessiert sich noch jemand anders für unsere Beute«, murmelte der Mann in dem weißen Lieferwagen, den man in einer anderen Umgebung für einen antriebslosen Beamten der niederen Laufbahn gehalten hätte. Er spähte durch die halb verspiegelten Scheiben des Lieferwagens nach draußen und betrachtete die Wagen, die nach und nach hier angekommen waren und nun entlang der Straße parkten, ohne dass die Insassen Anstalten machten, auszusteigen. »Ich frage mich, wer das ist. Aussehen tut’s nach Mafia.«
    Er hörte den Mann neben sich erschrocken einatmen und musste beinahe lächeln. Es war nicht leicht, als Kleinunternehmer gegen die großen und mächtigen Konzerne anzutreten, aber unmöglich war es nicht. Man musste allerdings verdammt wendig sein, und flink.
    »Meinst du nicht, dass das zu heiß ist?«, flüsterte der Mann mit der Maschinenpistole. »Wenn sogar die Mafia …«
    »Ach was. Die schießen auch nur mit Blei.«
    Das Ding, das sein Kunde haben wollte, diese Schulterspange, musste allerdings erheblich mehr wert sein, als er zuerst gedacht hatte. Vermutlich so verdammt viel mehr, dass über den Preis für ihre Dienstleistung nachträglich noch einmal verhandelt werden musste, auch auf die Gefahr hin, keine weiteren Aufträge von diesem Kunden mehr zu erhalten.
    Er hob das Sprechfunkgerät an den Mund und drückte die Sprechtaste. »Boris? Mehmet? Seid ihr in Position?«
    »Alles klar«, kam es zurück. Die beiden hatten sich durch den Garten bis zur Kellertreppe vorangearbeitet. Sie hatten alles dabei, um innerhalb von dreißig Sekunden geräuschlos ins Haus zu kommen. Sie kannten den Grundriss auswendig und wussten, wohin sie sich zu wenden hatten. Und sie hießen in Wirklichkeit nicht Boris und Mehmet.
    »Wartet auf mein Zeichen!«, befahl der Mann mit heiserer Stimme. Er wandte sich an seine beiden Begleiter. »Bringt euch in Position, den anderen die Reifen zu zerschießen, wenn es losgeht.«
    Hermann Hase saß mit wippenden Knien auf der Vorderkante seines Stuhls, das Telefon am Ohr, die Unterarme auf die Tischplatte gestützt und den Blick unverwandt auf die Unterlagen gerichtet, die vor ihm ausgebreitet lagen. Er hatte zuerst erwogen, mit nach Stuttgart zu fahren, dann aber beschlossen, die Kommandozentrale hier zu lassen, in der Nähe des fremden Raumschiffs, und die Operation von hier aus zu leiten.
    »Sind inzwischen alle angekommen?«
    »Ja.«
    »Der Krankenwagen?«
    »Steht ums Eck.«
    »Was ist mit dem Telefon?«
    »Ist angezapft und wird abgehört«, kam es prompt zurück. Wiesel mochte ein Charakterschwein sein, in solchen Dingen war auf ihn Verlass. »Die Verbindung kann jederzeit gekappt werden.«
    »Gut. Schon etwas gehört?«
    »Nein. Seit unserem Kontrollanruf wurde nicht mehr telefoniert. Zumindest nicht übers Festnetz.«
    Die Art, wie er das sagte, ließ Hase aufhorchen. »Was heißt das?«
    »Wir haben eine Anmeldung für ein Mobiltelefon aufgespürt. So ein altes, noch absolut abhörsicheres.«
    »Verdammt!«, knurrte Hase.
    »Allerdings ist es seit über einem Jahr nicht mehr benutzt worden. Gute Chancen, dass er es verloren hat.«
    Das gefiel Hermann Hase überhaupt nicht. »Sonst noch schlechte Nachrichten?«
    »Wir haben hier einen weißen Lieferwagen mit verspiegelten Scheiben, der ziemlich unmotiviert herumsteht. Sieht fast nach CIA aus. Irgendwas bekannt, dass Mattek von einer anderen Behörde observiert wird?«
    Das hätte ja gerade noch gefehlt. Hase spürte seinen Puls beschleunigen. »Nein. Wobei der CIA uns das nicht sagen würde. Bist du sicher, dass es kein Partyservice ist?«
    »Soll ich klopfen und um ein paar Lachsschnitten bitten?«
    »Quatsch.« Hase überlegte. Sein Chef hatte versprochen, die Amerikaner herauszuhalten. Und außerdem waren seine Männer zahlenmäßig überlegen. »Behaltet sie im Auge. Sobald die Aktion gelaufen ist, nehmt ihr euch den Lastwagen vor und durchsucht ihn.«
    »Alles klar«, meinte Wiesel. »Im besten Fall haben wir dann gleich unser Mittagessen.«
    Hase sah auf die Uhr. »Wie auch immer«, sagte er. »Es wird Zeit, dass ihr euch bereit macht reinzugehen. Das Grundstück ist umstellt, nehme ich an?«
    »Darauf kannst du einen lassen.«
    »Gut.« Er nahm das Fax zur Hand, auf dem der Bauplan des Mattekschen Hauses abgebildet war. Das Mikrofilmarchiv der zuständigen Behörde brauchte zum Glück

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