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Kelwitts Stern

Kelwitts Stern

Titel: Kelwitts Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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will, das kümmert keinen. Schon gar nicht an Silvester; da kann auch mal ein Schuss fallen …«
    Lothar Schiefer bekam schweißfeuchte Hände. »Ich will nicht, dass jemand verletzt wird!«
    »Schon in Ordnung«, meinte der Mann, kalt und glatt, und öffnete die Tür seines Wagens, der ebenso unauffällig war wie er selber. »Ich werde tun, was ich kann.«

22
    »Die Geschichte ist löchriger als das Nudelsieb meiner Mutter«, erklärte Hermann Hase. Seit Minuten kaute er an der Antenne seines Mobiltelefons, ohne sich dessen bewusst zu werden.
    »Finde ich auch«, sagte Wiesel. »Aber wir können sie nicht ewig festhalten, wenn wir nichts Handfestes haben.«
    »Ja, das ist mir auch klar.« Hase schmiss das Telefon hin, stand auf und ging zum Fenster. »Ihr habt sie heute Nacht doch hoffentlich abgehört, oder?«
    »Klar«, sagte Wiesel.
    »Und?«
    »Nichts. Dieselbe Geschichte. Sie sind zwei Mädchen, die von zu Hause ausgerissen sind, weswegen sie uns nicht verraten wollen, wie sie heißen, und hergekommen sind sie per Anhalter.« Wiesel griff nach einem Kuli und klopfte nervtötend damit auf der Tischplatte herum. »Aber das war Theater. Sie können sich die Bänder anhören – das klingt alles unecht. Erstens reden sie viel zu wenig für zwei Mädchen, die eine ganze Nacht in einem Gästezimmer eingesperrt sind, und was sie reden, ist einfach Hörspiel.«
    »Mit anderen Worten, sie haben Verdacht geschöpft, dass man sie abhört.«
    »Genau.«
    »Haben sie sich irgendwie anders verständigt? Mit Zetteln oder so?«
    Wiesel zuckte mit den Schultern. »Kameras hatten wir keine. Wäre auch zu dunkel gewesen. Anaconda hat eine Leibesvisitation durchgeführt, aber sie hat nichts gefunden.«
    »Und was wollten sie in dem Keller?«
    »Einen Platz zum Übernachten suchen«, zitierte Wiesel mit gestelzter Kleinmädchenstimme. »Dass ich nicht lache.«
    »Die Blonde ist dieselbe, die mich vorgestern angemacht hat«, warf Habicht ein. »Ich glaub’ das nicht, dass die per Anhalter gefahren sind. Und die Nacht davor haben die auch nicht in einem Rübenkeller geschlafen, jede Wette.«
    »Wir haben vorhin im Dorf ein Auto mit Stuttgarter Kennzeichen gefunden, einen alten braunen Ford«, nickte Wiesel und wechselte den Rhythmus, in dem er auf den Tisch klopfte. »Keiner der Anwohner hat Besuch, aber jemand will gesehen haben, dass zwei Mädchen daraus ausgestiegen sind. Noch Fragen?«
    »Auf wen ist der Wagen zugelassen?«, fragte Hase sofort.
    Wiesel verzog das Gesicht. »Wissen wir nicht. Das Rechenzentrum der Zulassungsstelle ist heute außer Betrieb. Letzte Datensicherung vor dem Jahr 2000. Sie sagen, wenn sie die unterbrechen, fährt das System nie wieder hoch.«
    Hase nickte. Auf eine seltsame Weise gefiel ihm das sogar. Er ging um den Tisch herum und nahm Wiesel wortlos den als Trommelstock missbrauchten Kugelschreiber aus den Fingern.
    »Der Bauer, der den Außerirdischen gesehen hat, will in dem Auto einen Mann und ein blondes Mädchen gesehen haben«, erklärte er. »Das geht mir nicht aus dem Kopf. Jede Wette, dass die Blonde dieses Mädchen ist und dass sie das Raumschiff gesucht hat.« Er ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen. Nun war es der Kugelschreiber, der angenagt wurde. »Mit anderen Worten, wir müssen herausfinden, wer sie ist.«
    »Keine Chance«, sagte Wiesel. »Ihre Fingerabdrücke sind nicht erfasst.«
    »Identifikation über das Gebiss?«
    »Würde mindestens eine Woche dauern.«
    »Vermisstenmeldungen?«
    »Keine Beschreibung stimmt auch nur entfernt.«
    »Verdammt!« Hase zerkaute voller Ingrimm den Druckknopf des Kugelschreibers. Nie wieder würde jemand damit schreiben können. »Was wissen wir überhaupt über sie, außer dass sie blond ist?«
    »Nichts.« Wiesel grinste gehässig. »Ich werde sie wohl ein bisschen befragen müssen. Dann werden wir schon erfahren, was wir wissen wollen.«
    »Mit Vornamen heißt sie Sabrina«, warf Habicht ein. »Hat sie jedenfalls vorgestern behauptet.«
    »Wenn ich mit ihr fertig bin, wird sie nicht mehr wissen, wie sie heißt«, versprach Wiesel, ohne sich der offensichtlichen Unlogik seiner Versprechungen bewusst zu werden. Er schien die Aussicht auf diesen Aspekt seiner beruflichen Tätigkeit ziemlich zu genießen.
    »Sabrina«, wiederholte Hase nachdenklich. »Das ist kein allzu häufiger Name, oder?«
    »Keine Ahnung«, meinte Habicht.
    »Haselmaus?!«, rief Hase in den Hintergrund.
    Agent Haselmaus, der Computerfreak der Gruppe, war ein Mann, für

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