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Kelwitts Stern

Kelwitts Stern

Titel: Kelwitts Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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einfach mitnehmen. Was ist, wenn er … was weiß ich, ansteckend ist? Jemandem gehört?«
    »Quatsch. Das ist ein Außerirdischer. Ein E.T., wie in dem Film. Der gehört niemandem.«
    »Und dann? Wohin bringen wir ihn?«
    »Wir nehmen ihn mit nach Hause.« Sie hatte ganz leuchtende Augen. Als wäre schon Weihnachten.
    »Nach Hause?!«
    »Klar. Ich meine, ist doch logisch. Ein Außerirdischer, der auf der Erde gestrandet ist, will immer nur eines: nach Hause telefonieren.«
    »Von unserem Anschluss aus? Ist dir klar, was das kosten kann?«
    Sabrina seufzte und verdrehte die Augen, ein Bild der Entnervung. Eltern! »Er muss seine Artgenossen rufen, klar? Und die sind wahrscheinlich Lichtjahre oder so entfernt und haben keine Ahnung, wo er ist.«
    »Ich glaube nicht, dass er da mit einem Telefon viel erreicht.«
    »Natürlich nicht, ist doch klar. In den Filmen bauen die immer irgendwelche Geräte, mit denen sie Notrufe senden können.«
    »Falls es dir noch nicht aufgefallen ist: Wir sind hier nicht in einem Film. Wir sind nicht einmal in Kalifornien. Wir stehen hier mitten auf der Schwäbischen Alb und haben weiß Gott andere Sorgen, als dass wir uns jetzt auch noch mit denen eines dahergelaufenen Außerirdischen belasten müssten.«
    »Tolles Argument«, maulte seine Tochter. »Könnte von einem Spießer stammen.«
    »Wir können ihn zur Polizei bringen.« Diese Idee gefiel ihm. Genau, sollten die sich damit herumplagen.
    »Zur Polizei? Damit die ihn einsperren oder aufschneiden oder was weiß ich?«
    »Unsinn. Die Polizei schneidet niemanden auf.«
    »Aber die Geheimdienste.«
    »Du siehst zu viel fern.«
    »Und du zu wenig. Außerdem habe ich solche Sachen alle gelesen. Schau nicht so – ich habe eine Menge gelesen in dem langweiligen Internat. Unter anderem ein Buch, in dem ein amerikanischer Wissenschaftler ganz klar vorgerechnet hat, dass, wenn sich auf der Erde Leben entwickelt hat, sich auch noch anderswo im Universum Leben entwickelt haben muss. Das ist eine Frage der Wahrscheinlichkeiten oder so. Und bitte, hier haben wir den Beweis.«
    Wann hatte er eigentlich das letzte Mal ein Buch gelesen? Das musste mehr als zehn Jahre her sein. Das war der Beruf- der Job des Geschäftsführers ließ einem kaum Zeit zu atmen, geschweige denn die Muße zu lesen. Eigentlich ein Jammer. »Wir können ihn unmöglich mit nach Hause nehmen. Schlag dir das aus dem Kopf.«
    In diesem Augenblick fing das kleine graue Wesen an zu sprechen.
    »Kelwitt«, sagte es, mit einer graziösen Geste auf die eigene Brust deutend. Dann breitete es die Hände aus, sanft wie segelnde Schwalben, die dünnen Finger gespreizt, als liebkosten sie die Luft, und die Geste schien alles zu umfassen – die Straße, die baumgesäumten Felder rechts und links, die ganze Welt.
    »Nicht zu Hause hier«, sagte das Wesen.
    Kelwitt machte die Gesten des Friedens und der Begrüßung und fing an zu plappern – dass er in Frieden komme, dass er niemandem etwas zuleide tun wolle, was man eben so sagen konnte, wenn man allein und verlassen auf einem fremden Planeten stand.
    »Ich bitte um Verzeihung, dass ich mich unaufgefordert melde«, erklang da Tiks geisterhafte Stimme in seinem Kopf. »Aus den bisherigen Beobachtungen schließe ich, dass dich diese Wesen nicht hören können.«
    Kelwitt hielt inne. Die beiden Planetenbewohner schenkten ihm in der Tat nicht besonders viel Aufmerksamkeit. Sie standen auf beiden Seiten ihres Fahrzeugs und schienen sich hauptsächlich miteinander zu unterhalten, in ihrer merkwürdig tiefen, grollenden Sprache.
    »Sie können mich nicht verstehen«, meinte er. »Weil ich ihre Sprache nicht spreche.«
    »Nein, sie können dich buchstäblich nicht hören. Ihr Gehör ist wahrscheinlich auf das gleiche tiefe Frequenzspektrum abgestimmt, in dem sie auch sprechen.«
    »Bist du sicher?«
    »Wir können einen Versuch machen. Schließe deine Ohren.«
    Kelwitt schloss seine Ohren. Selbst durch die geschlossenen Ohrenfalten hindurch vernahm er, wie von seinem Schulterspangencomputer ein gellender jombuuranischer Alarmruf ausging, dessen schiere Lautstärke die beiden Planetenbewohner hätte zusammenzucken lassen müssen. Doch die beiden zeigten keinerlei Reaktion.
    »Tatsächlich. Brack, das heißt, es ist überhaupt keine Verständigung möglich?«
    »Im Moment noch nicht. Aber ich analysiere die Sprache der Planetenbewohner seit dem ersten Kontakt. Wenn diese beiden sich noch ein paar Perioden weiter unterhalten, können wir mit einer

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