Kelwitts Stern
Verständigung beginnen . «
»Und wie soll das gehen?«
»Ich werde alles, was du sagst, in die Sprache dieses Planeten übersetzen und für dich aussprechen. Und umgekehrt.«
»Das kannst du?« Kelwitt versuchte, sich vorzustellen, wie das gehen mochte: eine Sprache zu analysieren, von der man so gut wie nichts wusste – und sie nach wenigen Perioden sogar selber benutzen zu können! Ihm wurde ganz schwindlig dabei.
»Kommunikation mit anderen Spezies ist das Hauptaufgabengebiet von Schulterspangencomputern«, erklärte Tik.
Und das Aufpassen auf Orakelfahrer, die sich benahmen wie Geschlüpfte, war demnach nur eine unbedeutende Nebenaufgabe. Na gut. Kelwitt wartete also ab und beobachtete die beiden Planetenbewohner, die sich, begleitet von allerlei fremdartigen Gesten, weiter miteinander unterhielten.
Er fand ihre Hände faszinierend fremdartig. Es waren breite Pranken mit fünf Fingern, die Gelenke aufwiesen wie Arme oder Beine. Kaum vorstellbar, wie Wesen mit solch groben Greifwerkzeugen so komplizierte Maschinen wie diese Fahrzeuge bauen konnten.
Und sie trugen komplizierte, vielschichtige Kleidung. Gerade so, als sei ihnen kalt, was ja wohl nicht sein konnte. Jedenfalls hatte Kelwitt noch nie gehört, dass Lebewesen in ihrer natürlichen Umgebung Kleidung benötigten.
Aber wahrscheinlich verstand er da etwas falsch. Der kleinere der beiden Planetenbewohner, der mit dem langen hellen Kopfpelz, trug auffallend dünne Bekleidung um den oberen Teil des Körpers, verglichen mit dem dicken Kleidungsstück, das der größere der beiden trug. Wahrscheinlich hatte die Kleidung wohl doch mehr schmückende Funktion, oder sie war eine Art Rangabzeichen.
»Ich habe jetzt den minimalen Satz an Verständigungselementen ermittelt«, meldete sich der Computer.
»Was heißt das?«, wollte Kelwitt wissen.
»Die Bewohner dieses Planeten gehören zur Familie der Wortsprecher, das heißt, sie verständigen sich mit Hilfe von Kombinationen eines begrenzten Vorrats verschiedener Laute, sogenannten Worten«, erklärte Tik bereitwillig. Das Thema Kommunikation schien tatsächlich seine große Stärke zu sein. »Im Gegensatz dazu gehören etwa Jombuuraner zur Familie der Klangsprecher. Weitere Kommunikationsfamilien innerhalb der Gruppe der akustisch Kommunizierenden sind zum Beispiel Pausenhalter, Tonsprecher, Lautwandler oder Echogeber. In seltenen Fällen werden Mischformen beobachtet.«
»Ja, schon gut. So genau wollte ich es gar nicht wissen. Heißt das, ich kann jetzt mit den Planetenbewohnern sprechen, oder nicht?«
»Einfache Sachverhalte sind übertragbar.«
»Zum Beispiel?«
»Ich schlage vor, du beginnst mit einer einfachen Begrüßung«, meinte Tik. Täuschte er sich, oder klang das gereizt?
Kelwitt spürte einen Doppelschlag seiner Seitenherzen. »Gut. Dann beginne ich jetzt, in Ordnung?«
»Ich bin bereit.«
Die beiden Planetenbewohner sprachen immer noch miteinander, und ihre Gesten hatten an Heftigkeit und Ausdruck zugenommen. Es war schade, dass er sie nicht verstand.
Kelwitt machte die Geste der friedvollen Begrüßung. »Mein Name ist Kelwitt«, sagte er und spürte gleich darauf, dass seine Schulterspange grollende Laute erzeugte, die denen der Planetenbewohner ähnelten. »Ich bin ein Orakelreisender und komme von einem anderen Planeten als dem euren. Seid gegrüßt.«
Es spricht, dachte Mattek. Das Wesen spricht. Ich bin in einem Film oder so was gelandet. Er spürte erste Zuckungen von etwas unter dem Zwerchfell, was ein hysterischer Lachanfall zu werden versprach. Meine Tochter fliegt aus dem fünften Internat ihrer Laufbahn, und wir begegnen einem Wesen von einem anderen Stern, und das alles an einem Tag.
Und zu allem Überfluss schien Sabrina das alles nicht im Mindesten seltsam zu finden. Sie stand schon vor dem Fremden, deutete mit ihren Händen auf sich und antwortete: »Sabrina. Mein Name ist Sabrina.«
Was für eine Jugend war da herangewachsen! Ließ die sich überhaupt noch von irgendetwas beeindrucken?
»Entweder«, murmelte Mattek unhörbar, »schnappe ich jetzt über und finde mich in der psychiatrischen Station des nächstgelegenen Krankenhauses wieder – oder …« Ihm wollte keine rechte Alternative einfallen, aber ganz gewiss hatte er keine Lust, sich in der psychiatrischen Station des nächstgelegenen Krankenhauses wiederzufinden. Nicht zwei Wochen vor Silvester, zwei Wochen vor dem wahrscheinlich größten Neujahrsfeuerwerk aller Zeiten. An dem seine Firma nicht wenig
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