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Kelwitts Stern

Kelwitts Stern

Titel: Kelwitts Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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verdiente.
    Das Wesen, das so verwirrend an einen Delphin auf zwei Beinen erinnerte, deutete auf Sabrina und sagte: »Sabrina.«
    »Ja!«, rief Sabrina begeistert.
    Es deutete wieder auf sich. »Kelwitt.«
    »Er heißt Kelwitt«, erklärte Sabrina ihrem Vater.
    Der nickte nur. So viel hatte er auch verstanden. Im Grunde war das Irritierendste an dieser Situation, dass sie im Grunde so wenig irritierend war. Da stand dieses Wesen vor der Kühlerhaube seines Wagens, fremdartig aussehend, in Ordnung, aber auch nicht fremdartiger als manche Tiere, die man bei einem Besuch im Zoo zu Gesicht bekam. Natürlich, er hatte auch den einen oder anderen Film gesehen in der Vergangenheit, in dem es darum gegangen war, dass Wesen von anderen Sternen zur Erde gekommen waren. In diesen Filmen waren die ersten Begegnungen zwischen Menschen und Außerirdischen stets unerhört monumental verlaufen. Jeder, der daran beteiligt war, wusste: Hier wurde Geschichte gemacht. Hier geschah etwas Enormes, nie Dagewesenes.
    Ja, genau – er hätte sich wohler gefühlt, wenn man von irgendwoher dramatische Musik gehört hätte, wenn es Nacht gewesen wäre und ein sinnverwirrendes Spiel aus Licht und Schatten sie umschwirrt hätte. Aber so? Am helllichten Tag, auf einer verlassenen Landstraße … Das sah alles so normal aus, dass man schier durchdrehte.
    Ein Geräusch ließ ihn aufsehen. Aus der Ferne kam ein anderes Auto angeschossen, mit viel zu hoher Geschwindigkeit, auf ihrer Spur. Mit wütendem Dauerhupen zog der Wagen auf die Gegenspur hinüber und schoss vorbei.
    »Wir können hier nicht ewig stehen bleiben«, erklärte Mattek. »Frag ihn, ob er mit will, und dann fahren wir weiter. Außerdem ist mir kalt.« Er schlug den Mantelkragen hoch. Eigentlich hatte er heute vorgehabt, noch mal ins Büro zu gehen, aber das konnte er wahrscheinlich vergessen. Na ja, wenn etwas Wichtiges gewesen wäre, hätte seine Sekretärin ihn sicher im Auto angerufen.
    Dieser Bursche, der sich Kelwitt nannte, schien eine Weile zu zögern, aber dann kletterte er auf die Rückbank und ließ sich von Sabrina, die so begeistert wirkte, als habe sie gerade einen lang ersehnten Schmuseteddy geschenkt bekommen, ordentlich anschnallen.
    »Und das mir«, murmelte Mattek, als er wieder in den Wagen stieg. »Wo ich noch nie im Leben einen Anhalter mitgenommen habe.«
    »Sie bieten dir an, dich mitzunehmen «, erklärte Tik.
    »Es scheinen sehr freundliche Wesen zu sein, besonders das mit dem langen hellen Kopfpelz«, meinte Kelwitt. »Aber ich muss ihnen begreiflich machen, dass das nicht geht. Ich muss zurück zum Raumboot.«
    »Davon möchte ich abraten «, kommentierte der Computer kühl.
    »Warum? Ich meine – ich muss auf das Schiff warten. Das wird doch kommen, oder?«
    »Sicher.«
    »Und ich muss im Raumboot sein, damit man mich findet.«
    »Nein. Man wird zuerst das Raumboot finden, aber dann ist das Schiff nahe genug, um meine Signale aufzufangen. Egal, wo auf diesem Planeten wir uns befinden. Du kannst also mit ihnen mitgehen.«
    Kelwitt machte die Geste des Nichtbegreifens. »Wie bitte? Die ganze Zeit hieß es, ich dürfte nicht landen, dürfte keinen Kontakt aufnehmen … Und jetzt soll ich mit diesen Planetenbewohnern mitgehen?«
    »Die Situation hat sich geändert. Das Raumboot wurde abgeschossen. Diejenigen, die es abgeschossen haben, werden es suchen und wahrscheinlich auch finden. Du bist in einer Notlage, in der die normalen Regeln nicht relevant sind. Eine ratsame Möglichkeit wäre, die Wartezeit zu verbringen, indem du dich unauffällig zwischen den Planetenbewohnern verbirgst.«
    Kelwitt begriff. Er hatte sich an diese Idee geklammert – zurück ins Raumboot zu gehen, die Luken zu verschließen und abzuwarten, bis Hilfe kam. Aber die Planetenbewohner hatten den abgestürzten Flugkörper gesehen, sie würden sich dafür interessieren. Er würde geradewegs in Schwierigkeiten hineinlaufen.
    Bestürzt erkannte er, dass das Orakel zum ersten Mal recht behalten hatte. Der zerstörte Planet zwischen dem vierten und fünften Planeten! Wie hatte es bei Mu’ati geheißen? »Den Besitzer erwartet eine schwere Prüfung, der er nicht ausweichen kann. Er wird dabei aller Mittel beraubt und gänzlich auf sich allein angewiesen sein.«
    So fühlte sich das also an!
    »Brack!«, machte er. Dann fiel ihm wieder Mu’ati ein und was er zum fünften Planeten zu sagen gewusst hatte: »Der Besitzer wird nie ohne Hilfe und Unterstützung sein.« Er musterte die beiden

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